Photovoltaik-Anlage lohnt sich, wegen lokalen Stromfürsten und sinkenden Investitionskosten
- Redaktion soaktuell.ch

- vor 2 Stunden
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In der Schweiz ist das Thema Strompreise seit Jahren ein Dauerbrenner. Während die Tarife 2024 Rekordhöhen erreichten, zeigt sich für 2025 und 2026 ein differenziertes Bild: Die Preise sinken zwar leicht, bleiben aber auf einem historisch hohen Niveau. Doch das ist nur der Durchschnitt. Und Durchschnitt bedeutet bekanntlich, dass sehr viele Kantone und Gemeinden auch Jahre nach Beginn des Ukraine-Krieges immer noch viel zu teure oder sogar wieder steigende Strompreise anbieten. Wer einen Teil des selber produzierten Stroms einer Photovoltaikanlage (PV) auch selber nutzt, für den lohnt sich die Anlage mit jedem Jahr mehr. Dafür sorgen ausgerechnet die "lokalen Stromfürsten".

Im Gebiet der Internet-Zeitung soaktuell.ch hat der Kanton Solothurn nach Schaffhausen die höchsten Strompreise der ganzen Schweiz. Kestenholz (SO) hat gar die höchsten Strompreise der ganzen Schweiz. Auch die Gemeinde Fulenbach (SO) hat die zweitteuersten Strompreise im Kanton Solothurn und liegt auf dem Platz 60 von 2112 Schweizer Gemeinden - aber von hinten der Rangliste her gesehen. Solche Schlagzeilen sind Gift für die betroffenen Kantone und Gemeinden und zerstören den jahrelangen Kampf um Standortvorteile auf einen Schlag. Wenn alle anderen günstiger sind, läuft etwas gewaltig falsch. Punkt. Wer will schon in Kantonen oder Gemeinden wohnen, welche offensichtlich die Strominfrastruktur nicht im Griff haben. Hier müssen die Verantwortlichen dringend über die Bücher.
Warum die Strompreise hoch bleiben
Zwar sinken die reinen Beschaffungskosten am Markt leicht, doch andere Faktoren treiben die Rechnung nach oben. Die Kosten für die Stromreserve des Bundes, der notwendige Ausbau der Netzinfrastruktur und neue solidarisierte Kosten für die Energiewende verhindern eine Rückkehr zum Preisniveau von vor 2021. Umso wichtiger ist es, dass die lokalen Stromversorger ihre Kosten im Griff haben. Ein typischer Schweizer Haushalt zahlt 2026 immer noch rund 27,7 Rappen pro Kilowattstunde – weit mehr als die 20 Rappen der Vorjahre. Im Kanton Solothurn bezahlen die Menschen, je nach Wohnort, bis 43,61 Rappen pro Kilowattstunde (Beispiel Kestenholz).
Die Kostenfaktoren im Überblick:
Netznutzung: Der Ausbau für die dezentrale Einspeisung kostet Milliarden.
Systemdienstleistungen: Die Stabilisierung des Netzes wird durch volatile Energiequellen teurer.
Abgaben: Gesetzliche Zuschläge zur Sicherung der Winterstrom-Versorgung steigen.
Die PV-Anlage als „Preisbremse“
Angesichts dieser Entwicklung ist die Rechnung einfach: Sie müssen so weit wie möglich wegkommen von all diesen Abhängigkeiten. Jede Kilowattstunde, die Sie selbst auf dem Dach produzieren, müssen Sie nicht teuer einkaufen. Denn mit jeder Kilowattstunde sparen Sie sich nicht nur den Strompreis, sondern auch all die zusätzlichen Abgaben dahinter, die oft nach Kilowattstunde abgerechnet werden.
Der Eigenverbrauch ist der Schlüssel
Früher war die Einspeisevergütung (das Geld, welches Besitzer/innen von PV-Anlagen vom Energieversorger erhalten für den überschüssigen, eingespiesenen Strom) attraktiv. Heute liegt der Fokus auf dem Eigenverbrauch. Wer den Strom durch den Tag zum Waschen nutzt, den Warmwasserboiler und das E-Auto lädt, Kuchen backt und den Geschirrspüler laufen lässt, verbraucht Strom, der von der eigenen PV-Anlage produziert wird. Sie sparen so mit jeder Kilowattstunde selber produziertem Strom den vollen Bezugspreis Ihres Wohnortes. Mit einem Batteriespeicher lässt sich dieser Vorteil sogar in die Nachtstunden verlängern. Vermeiden Sie den Bau von PV-Anlagen, deren Strom Sie nicht selber brauchen, sondern bloss ins Netz einspeisen wollen. Privat lohnt sich das leider nicht.
Nicht "Über-Investieren" Wichtig ist, dass Sie Ihre PV-Anlage niemals zu gross dimensionieren. Eine typische "Schweizer Krankheit". Schweizer wollen immer das ganze Dach mit Panels decken. Viele bauen gerne zu gross und zu teuer. Alles vom Feinsten. Bei der Photovoltaik ist das definitiv ein Fehler. Es lohnt sich meistens nicht. Sie werden bei Anlagenkosten von über 50'000 Franken Mühe haben, diese amortisieren zu können. Vernünftige Anlagen um 30'000 Franken Investitionskosten lassen sich aber alleine mit der damit erzielten Senkung der eigenen Stromrechnung locker amortisieren. Die Erträge für eingespiesenen Strom sind dann nur noch "Zugemüse".
Neue gesetzliche Sicherheit zu Ungunsten der PV-Anlagenbesitzer/innen
Ab 2026 greifen neue Regelungen: Netzbetreiber müssen Solarstrom zu einem angeblich fairen Referenzmarktpreis vergüten. Für kleine Anlagen (bis 30 kW) wurde zudem eine Mindestvergütung von etwa 6 Rappen pro kWh etabliert. Das soll Planungssicherheit für die nächsten 25 Jahre geben. Das Problem dabei: Besitzer/innen von PV-Anlagen verschenken so ihren Strom. Denn die örtlichen Stromversorger bezahlen den PV-Anlagenbesitzer/innen 6 Rappen pro Kilowattstunde eingespiesenen Strom (weil dieser während sonnigen Tagen am Markt nichts mehr wert sei), doch sie verkaufen diesen angeblich wertlosen Strom ohne mit der Wimper zu zucken zum teuren Preis von bis zu 43,61 Rappen pro Kilowattstunde (im Falle von Kestenholz) an die Stromkunden ohne PV-Anlagen. Eine Sauerei, die sich noch rächen wird. Ein Vorgehen, welches alle Kundinnen und Kunden mit oder ohne PV-Anlagen sauer macht.
Investitionskosten sinken
Während die Strompreise hoch bleiben, sind die Preise für Solarmodule, Speicher und Wechselrichter durch weltweite Überkapazitäten massiv gefallen. Eine Anlage für ein Einfamilienhaus ist heute oft schon für unter 25.000 Franken realisierbar – abzüglich der Einmalvergütung (EIV) durch den Bund, die bis zu 30 Prozent der Kosten decken kann.
Strompreisentwicklung Die Strompreise in der Schweiz werden hoch bleiben oder sogar weiter steigen. Das garantieren die lokalen Stromfürsten schon fast automatisch. Die Schweizer Energieversorger kaufen den Strom oft zwei bis drei Jahre im Voraus ein. Viele teure Verträge, die während der Energiekrise 2022/2023 abgeschlossen wurden, wirken sich erst jetzt voll auf die Tarife aus oder laufen nur langsam aus. Einige Gemeinden im Kanton Solothurn haben damals Strom eingekauft und sind Langzeitverträge eingegangen, ohne klare Ausstiegsklauseln in diesen Verträgen. Eine juristisch klare Ausstiegsklausel wäre die Formulierung: "Der Vertrag ist jährlich per 31.12. schriftlich mit einer Frist von 90 Tagen kündbar." Solche Klauseln fehlen in vielen Langzeitverträgen, die von lokalen Elektras ohne juristische Beratung nach dem Ukraine-Krieg panisch unterschrieben wurden. Diese Verträge sind faktisch kaum kündbar und laufen noch jahrelang. Auch wenn der aktuelle Marktpreis sinkt, müssen die Versorger die hohen Kosten der Vergangenheit erst "abbauen".
Völlige Unabhängigkeit ist gar nicht nötig
Es geht nicht darum, mit der eigenen PV-Anlage die Stromrechnung auf Null senken zu wollen. Das ist unrealistisch. Es genügt schon, die Stromrechnung auszubremsen. Sie werden auch mit einer PV-Anlage immer Fremdstrom benötigen, etwa an ganz trüben Tagen im Winter oder nachts. So profitieren Sie doppelt, wenn die Strompreise hoch sind und auch, sollten sie mal sinken, was zwar wenig realistisch ist. Übrigens sind die Sprüche, PV-Anlagen würden im Winter keinen Strom liefern das was sie sind - Sprüche. Selbst im nebligen Mittelland lieferte unsere eigene 10.5 kWp-Anlage im Januar 2025 17% des verbrauchten Stroms und im Februar 2025 bereits über 21%. Von Mai bis August sind es dann natürlich stets über 80% des selber verbrauchten Stroms. Dies bei einem sechsköpfigen Haushalt. Selbst der Bund zeigte sich in einer Medienmitteilung überrascht über den doch recht hohen Anteil an Solarstrom, der im Winter in der Schweiz bereits produziert wird. Die Stromrechnung um 50-60 Prozent zu senken ist also realistisch und zahlt sich auf 20-25 Jahre aus, vor allem in jenen Gemeinden, in denen die Strompreise auf Jahre hinaus hoch sind.
Nächste Entwicklungen Im Moment sind kleine PV-Anlagenbetreiber noch auf die örtlichen Stromversorger angewiesen. Diese machen alles, um den privaten kleinen Stromproduzenten das Leben schwer zu machen, anstatt sie zu fördern. Sie streichen den Niedertarif in der Nacht, setzen die Einspeisevergütung für Solarstrom aufs Minimum von 6 Rappen und versuchen, immer mehr Gebühren und Abgaben als Pauschalen auf die Stromrechnung zu schlagen, damit alle bezahlen müssen. Doch damit machen sie nicht nur die PV-Anlagenbesitzer madig, sondern auch die normalen Strombezüger ohne PV-Anlagen. Ihnen verkaufen sie nämlich den Solarstrom, der angeblich nichts mehr wert sei, zu Höchstpreisen. Innert weniger Jahre bringen es die Elektras fertig, so ziemlich alle Kundinnen und Kunden sauer zu machen. Werden die neuen Verträge mit der EU angenommen, darunter ein Stromabkommen, kommt eine Zeitenwende. Dann nämlich kommt es zu einer Liberalisierung im Strommarkt und alle können ihren Strom frei einkaufen. Dann wird sich die Spreu vom Weizen trennen und einige bisherige "Platzhirsche", die jahrelang alle Kundinnen und Kunden enttäuscht haben, dürften Probleme bekommen.
Fazit: Als Besitzerin oder Besitzer einer PV-Anlage sitzen Sie so oder so am längeren Hebel.
Die Rechnung ist einfach. Leute, die Stromrechnungen von gegen 4'000 Franken im Jahr haben (das ist mit E-Auto und Wärmepumpe schnell möglich) können diese Stromrechnung mit einer PV-Anlage locker um 50% reduzieren. Sie sparen also 2'000 Franken im Jahr x 15 Jahre ergibt eine sinnvolle Investition von 30'000 Franken, die alleine mit der Reduktion der Stromrechnung zu amortisieren ist. Hinzu kommen noch ein paar Hundert Franken Erträge pro Jahr für verkauften Solarstrom, die man allerdings als Einkommen versteuern muss. Wer eine höhere jährliche Stromrechnung hat oder wer 60% des verbrauchten Stroms selber produziert, amortisiert seine Anlage bereits nach 10 bis 12 Jahren. Die Amortisationszeit für PV-Anlagen in der Schweiz ist durch die Kombination aus hohen Strompreisen und günstigen Komponenten gesunken. Nach der Amortisationszeit produziert man quasi kostenlos Strom bis ans Lebensende der Anlage. Wer heute investiert, macht sich schon heute ein Stück weit unabhängig von geopolitischen Krisen und den seltsamen kundenunfreundlichen Eskapaden der lokalen Stromversorger.



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