Studie zeigt: Automobilkunden verunsichert, E-Autos stagnieren, Chinesen auf dem Vormarsch
Mit Blick auf den nächsten Autokauf ist die Stimmung der Kunden gedämpft. Auch das Interesse an E-Mobilität stagniert. Chinesische Marken gewinnen dagegen weltweit an Relevanz. Die neueste globale Simon-Kucher Automobilstudie* gibt Einblicke in Kundenmeinungen und globale Trends.
Simon-Kucher & Partners
Foto: Der NIO et7 aus chinesischer Produktion (nio.com)
Fast die Hälfte der Befragten plant, ihr aktuelles Auto länger zu fahren
Gemäß der globalen Automobilstudie von Simon-Kucher sinkt die Kaufkraft in Deutschland bei mehr als 50 Prozent der Befragten. Das führt dazu, dass Neukäufe zurückgestellt und Autos länger gefahren werden: Dies gaben 49 Prozent der Befragten an. Der Preis rückt gegenüber dem Vorjahr noch stärker in den Fokus. "Kunden rechnen mit gestiegenen und weiter steigenden Preisen, gleichzeitig zeigt sich eine Zurückhaltung beim Kauf", sagt Martin Gehring, Senior Partner und Head of Automotive bei Simon-Kucher. "Hersteller und Händler müssen die weiterhin kaufbereiten Kundensegmente gezielt ansprechen und gleichzeitig flexibel Nachfrage und Rabatte ausbalancieren."
Preisänderungen im monatlichen, wöchentlichen oder gar täglichen Rhythmus werden von Kunden unterschiedlich bewertet: 40 Prozent der Kunden halten diese für nicht fair. 52 Prozent sehen darin aber auch die Chance, dadurch ein besseres Angebot zu erhalten.
Auto-Abonnements als mögliche Alternative
Das Interesse an Auto-Abonnements bleibt mit 46 Prozent weiterhin hoch. Die Befragten gaben an, dass sie die zusätzliche Sicherheit und Flexibilität von Auto-Abonnements schätzen. Insbesondere der kostenlose Service und die Wartung überzeugen 44 Prozent der Befragten. Ebenfalls 44 Prozent schätzen die Flexibilität bei der Laufzeit. "In wirtschaftlich unsicheren Zeiten scheint für viele Kunden ein Auto-Abo mit kurzer Laufzeit die kalkulierbarste Alternative zu sein", sagt Matthias Riemer, Partner und Automobilexperte bei Simon-Kucher. "Trotz der genannten Vorteile von Auto-Abos führen diese jedoch nicht zu einer signifikant höheren Zahlungsbereitschaft im Vergleich zu Kauf oder Leasing. Anbieter von Auto-Abos müssen diese preislich, aber auch inhaltlich geschickt gegenüber dem traditionellen Geschäft positionieren und auf die interessierten Kundensegmente abstimmen."
Global steigendes Interesse an E-Mobilität, gleichbleibende Nachfrage in Mitteleuropa
Mit 89 Prozent Kaufinteresse an einem Elektrofahrzeug liegt China global an der Spitze. Auch im Vorzeigemarkt Norwegen ist die Vorliebe für Elektrofahrzeugen von 68 auf 74 Prozent weiter gestiegen. "Nachdem das Interesse in den letzten Jahren stark gestiegen ist, zeichnet sich in Deutschland derzeit ein Stillstand bei etwa 53 Prozent ab. Auch in der Schweiz stagniert die Bereitschaft, ein E-Auto zu kaufen. Jetzt kommt es auf die richtigen Fahrzeuge, eine funktionierende Infrastruktur und moderate Strompreise an, um aus Interessenten tatsächliche Käufer zu machen und weitere Kundensegmente zu erreichen", so Martin Gehring.
Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen deutschen und chinesischen Marken
Deutsche Automarken sind laut Studie in vielen Ländern weiterhin die erste Wahl beim Autokauf. Dies galt auch lange für China. Verkaufszahlen aus China und die Studienergebnisse zeigen, dass chinesische Kunden inzwischen ebenso gerne zu lokalen Produkten greifen: 85 Prozent der Befragten in China würden ein deutsches Fahrzeug in Betracht ziehen, 84 Prozent ein chinesisches. In Deutschland sind 18 Prozent der Befragten offen für den Kauf einer chinesischen Marke. Unter den aktuellen Fahrern von Elektroautos sind es sogar 26 Prozent.
Je teurer die Elektroautos, desto mehr Interesse an chinesischen E-Autos
"Der globale Wettbewerbsdruck steigt", so Matthias Riemer. "Deutsche Hersteller müssen sich selbst neu erfinden und können sich nicht auf einem westlichen Markenbonus ausruhen. Ein klares Verständnis davon, was Kunden erwarten und wofür sie bereit sind, Geld auszugeben, wird immer wichtiger", ergänzt Matthias Riemer.
*Die Studie
*Über die Studie: Die globale Automobilstudie wurde von Simon-Kucher im Frühjahr 2023 in Europa, Amerika und Asien durchgeführt. Mehr als 8.235 Privatkunden, die in naher Zukunft den Kauf, die Finanzierung oder Leasing eines Neu- oder jungen Gebrauchtwagens planen (darunter 1.006 in Deutschland), wurden zu aktuellen und zukunftsorientierten Themen rund um Auto und Mobilität befragt.
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