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Strompreishölle Kanton Solothurn

  • Autorenbild: Redaktion soaktuell.ch
    Redaktion soaktuell.ch
  • 9. Sept.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Sept.

Soeben hat die Elcom die Strompreise für 2026 bekannt gegeben. Dabei fällt ein Kanton besonders negativ auf: Solothurn. Die Stromkosten sind hier auf den Punkt gebracht miserabel. Die Gemeinde Kestenholz verschickt 2026 sogar die höchsten Stromrechnungen im ganzen Land. Im Standortkanton des grössten Kernkraftwerks der Schweiz und von Alpiq hat man es mit der Stromversorgung offensichtlich nicht im Griff. Der Verdacht: Lokale "Stromfürsten" machen was sie wollen. Der Betrieb der vielen kleinen, oftmals in Aktiengesellschaften ausgelagerten Elektras, produziert zu hohe Kosten. Die Unterschiede von Gemeinde zu Gemeinde sind so gross in der Schweiz, dass jetzt die Bundespolitik einschreiten muss.


Kaum verlässt man die solothurnischen Kantonsgrenzen, werden die Stromtarife 2026 günstiger. Die Kantone Aargau und Luzern sind weitgehend grün, was einer Vergünstigung des Stroms gegenüber 2025 gleich kommt. Basel-Landschaft und Basel-Stadt sind teurer als 2025. (Grafik: Elcom)
Kaum verlässt man die solothurnischen Kantonsgrenzen, werden die Stromtarife 2026 günstiger. Die Kantone Aargau und Luzern sind weitgehend grün, was einer Vergünstigung des Stroms gegenüber 2025 gleich kommt. Basel-Landschaft und Basel-Stadt sind teurer als 2025. (Grafik: Elcom)

Für das Jahr 2026 sinken die schweizerischen Strompreise in der Grundversorgung für Haushalte im Mittel (Median) leicht um rund 4 Prozent. Dies geht aus den Berechnungen der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom hervor. Ein typischer Haushalt bezahlt im kommenden Jahr 27.7 Rappen pro Kilowattstunde (Rp./kWh). Die Senkung um 1.3 Rp./kWh gegenüber dem Vorjahr ist auf tiefere Energiepreise zurückzuführen. Schweizweit? Nein. Ein Kanton im Mittelland fällt ausserordentlich negativ auf. Der Kanton Solothurn.


Gründe für die aktuellen Entwicklungen

Dass die Gesamttarife 2026 im Mittel leicht sinken, ist im Wesentlichen auf tiefere Energiepreise zurückzuführen. So dürften Beschaffungsverträge, die in den Jahren 2022 und 2023 noch mit ausserordentlich hohen Preisen abgeschlossen wurden, vielenorts auslaufen. Da die Grosshandelspreise im Vergleich zu den Jahren vor 2022 weiterhin relativ hoch sind, bleiben auch die Energietarife 2026 auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Daneben steigen in einer kombinierten Betrachtung für einen Haushalt die Netz- und Messtarife gegenüber dem Vorjahr an. Dies, obschon die Kapitalverzinsung für das Netz (sog. WACC) mit 3.43 % tiefer liegt als im Vorjahr (3.98 %), was einer Senkung von rund 120 Mio. Franken entspricht. Tiefere Tarife weist zudem Swissgrid auf, die Übertragungsnetzbetreiberin senkt ihre Tarife auf 1.42 Rp./kWh (Vorjahr: 1.71 Rp./kWh).


Auf der Website https://www.strompreis.elcom.admin.ch/ kann man die Strompreise jeder Schweizer Gemeinde im Jahr 2026 anschauen und mit anderen Gemeinden vergleichen. Auch Kantonsvergleiche sind möglich. Die nachfolgende Grafik zeigt auf den ersten Blick, wie schlecht die Strompreise in den solothurnischen Gemeinden sind, im Vergleich zum Rest der Schweiz. Die gepunkteten Linien sind der Durchschnitt. Nach den Kantonen Schaffhausen und Basel-Stadt hat Solothurn 2026 die höchsten Strompreise im ganzen Land. In Kestenholz betragen die Kosten 43.613 Rappen pro Kilowattstunde. In Egerkingen nur 23.467 Rappen. Zwischen den beiden Gemeinden liegen nur wenige Kilometer. Beide Gemeinden haben weder ein auffällig grosses oder kompliziertes Netz, noch eigene Kraftwerke. Und doch sind die Unterschiede gewaltig. Also stimmt etwas am System nicht.


Grafik: Elcom
Grafik: Elcom

Die Nachteile, dass fast jede solothurnische Gemeinde noch eine eigene Elektra hat, zeigen sich fast schon grafisch auf der Karte https://www.strompreis.elcom.admin.ch/map. Während benachbarte Regionen mit grösseren Stromversorgern flächig grün, hellgrün oder gelb abschneiden, findet man im Kanton Solothurn ein wildes Gewusel aller Farbtöne. Das bedeutet nichts anderes, als das je nach Gemeinde grosse Unterschiede von günstigem bis extrem teurem Strom vorherrschen. Oder anders formuliert, jede Elektra macht was sie will.


Grosser Schaden für Standort

Was nützt es da, dass Gemeinde-Exekutiven um möglichst attraktive Steuern kämpfen, nur damit diese Vorteile mit miserablen Strompreisen wieder kaputt gemacht werden? Beispiel: Im Kanton Solothurn bezahlen die Menschen mit 30.42 Rappen pro Kilowattstunde durchschnittlich ein Drittel mehr für ihren Strom, als jene im Kanton Zug mit durchschnittlich 21.88 Rappen. Dass die Kantonssteuern im Kanton Solothurn ebenfalls massiv höher sind, als im Kanton Zug, kommt noch dazu. Wenn man schon nicht gegen ein Steuerparadies ankommen kann, sollte man wenigstens den Ehrgeiz haben, den Menschen im Kanton Solothurn günstigen Strom anbieten zu können.


Die Abzocke mit dem Solarstrom, der angeblich nichts wert sei

Die örtlichen Elektras verkaufen ihren Kundinnen und Kunden auch überschüssigen Solarstrom, der angeblich am Markt nichts wert sei, zu hohen Preisen. Wer denkt, in Gemeinden mit hohen Strompreisen würde mehr für eingespiesenen PV-Strom bezahlt, irrt gewaltig. Oftmals sind die mit privaten Investitionen erstellten PV-Anlagen die einzigen Stromerzeugungs-Kraftwerke, die kleine Gemeinden im Mittelland haben. Jede Kilowattstunde PV Strom, müssen die Elektras nicht mehr einkaufen. Doch, anstatt den Betreibenden von PV-Anlagen einen anständigen Preis für den eingespiesenen Strom zu bezahlen, werden auch PV-Anlagen-Besitzer abgezockt. Sie erhalten minimalste Vergütungen für Solarstrom, so genannte "Referenzmarktpreise", mit der Begründung, der Strom sei am Markt während sonnigen Tagen nichts wert.


Wo bleibt der Niedertarif an sonnigen Tagen?

Anstatt die Strombezüger ohne PV-Anlagen mit einem Niedertarif an sonnigen Tagen zum Verbrauchen des günstigen Stroms zu animieren, beliefern die Stromversorger Leute ohne PV-Anlage mit überschüssigem Solar-Strom (der angeblich nichts wert sei) nicht selten für über 30 Rappen pro Kilowattstunde. So werden normale Strombezüger und PV-Anlagenbesitzer gleichzeitig abgezockt. Wichtig ist nur, dass die Rechnung der örtlichen Elektra am Ende des Jahres Gewinne ausweisen kann. Ein solches Modell hat keine Zukunft. Es braucht dringend mehr Wettbewerb, auch bei den örtlichen Stromversorgern.


Gemeindevergleich Schauen wir das Gebiet mit den merkwürdig grossen Preisunterschieden im Kanton Solothurn mal genauer an. Die folgenden Gemeinden liegen in einem Radius von weniger als 10 Kilometern.

Gemeinde

Stromtarif 2026 gem. Elcom

Veränderung gegenüber 2025 gem. SRF

CH-Ranking

Kestenholz

41.80 Rp. pro kWh

(+) 21%

Teuerster Strompreis von allen 2112 Gemeinden der Schweiz.

Fulenbach

34.68 Rp. pro kWh

(+) 5%

Die 60. teuerste aller 2112 Gemeinden der Schweiz. 2052 Gemeinden sind günstiger.

Wolfwil

30.81 Rp. pro kWh

(-) 3%


Boningen, Gunzgen, Hägendorf, Kappel, Rickenbach

30.47 Rp. pro kWh

(-) 2%


Oberbuchsiten

29.95 Rp. pro kWh

(-) 7%


Niederbuchsiten

29.30 Rp. pro kWh

(-) 12%


Härkingen

29.09 Rp. pro kWh

(-) 3%


Oensingen

27.70 Rp. pro kWh

(-) 1%


Schweizer Median

27.70 Rp. pro kWh



Neuendorf

25.33 Rp. pro kWh

(+) 1%


Egerkingen

23.47 Rp. pro kWh

(+) 4%


Wenn alle anderen besser sind, hat man ein gewaltiges Problem.

Die betroffenen Gemeinden versuchen in diesen Tagen, ihren Stromkundinnen und Stromkunden die Tarife 2026 zu erklären. Bei allem Respekt: Aber wenn man zu den teuersten Gemeinden der Schweiz gehört, braucht es keine Erklärungen. Diese sind Augenwischerei. Denn die gesetzlichen Grundlagen, die Marktsituation und die organisatorischen Anforderungen sind für alle gleich.


Für den Standort Kanton Solothurn sind solche Strompreise Gift (für die betroffenen Gemeinden und das Gewerbe sowieso). Die Preise sind ein Affront gegenüber der eigenen Bevölkerung, weil es Hunderte andere vergleichbare Gemeinden offensichtlich besser machen. Es braucht rasch organisatorische, personelle und strukturelle Änderungen in den betroffenen Gemeinden. Sie dürfen nicht wegschauen. Sie müssen prüfen, ob ihre Organisationsform und die Führung ihrer Elektra sowie die Beschaffungsstrategie die günstigste Variante ist. Ganz offensichtlich ist sie es nicht.


Die Verantwortlichen der teuersten Gemeinde der Schweiz, Kestenholz, gaben im Regionalfernsehen reumütig zu, während der Strommangellage zu Beginn des Ukraine-Krieges einen zehnjährigen Vertrag zu extrem teuren Konditionen unterzeichnet zu haben. Wer sie beraten hat, ist unklar. Die Stromverantwortlichen in der zweitteuersten Gemeinde im Kanton Solothurn, Fulenbach, hüllen sich derweil in Schweigen bezüglich der Langfristigkeit ihrer Strombeschaffung. Im Informationsschreiben zu den Stromtarifen 2026 an die Dorfbevölkerung steht kein Wort dazu.


Es wäre auch langsam an der Zeit, dass der Kanton Solothurn die privatisierten Elektras stärker an die Kandarre nimmt, denn nichts tun und eine "Strompreishölle" einfach hinnehmen, kann nicht im Interesse des Kantons Solothurn sein. Es gibt Gründe dafür. Meistens sind es unkontrollierte "Stromfürsten", die Strom mit zehnjährigen Knebelverträgen eingekauft haben um eigene Versäumnisse zu kaschieren und Elektras, die unglaublich schlecht beraten wurden oder sich über den Tisch ziehen liessen. Die muss man einfach sehen wollen und dann etwas daran ändern. Sonst geht es jedes Jahr weiter so.


Fakt ist, bei solch hohen Strompreisen wie in Kestenholz oder Fulenbach lohnt sich eine eigene Photovoltaik-Anlage auch ohne Einspeisevergütung. Jede Kilowattstunde Strom, die man selber produziert, ist geschenktes Geld.

5 Kommentare

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Tamara
11. Sept.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Ich habe Freude daran, dass der Strombezug in den meisten Gemeinden jedes Jahr rückläufig ist, wegen der Photovoltaik. Das macht die Elektras unglaublich panisch. Weiter so.

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André L.
13. Sept.
Antwort an

Eine PV-Anlage rentiert auf jeden Fall, sofern man den grössten Teil des selber produzierten Stroms auch selber verbraucht und nicht überinvestiert. Bei einem Einfamilienhaus sollte man für die PV-Anlage nie mehr als 32000 CHF bezahlen, dann ist man auf der sicheren Seite und kann die Anlage sicher amortisieren.

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ZY.KLOP
11. Sept.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Das ist alles Quatsch. Ihr habt im Kanton Solothurn mit den vielen selbständigen Elektras ganz einfach die dümmste aller dummen Lösungen. Akzeptiert das endlich und bezahlt euren teuren Strom. Selber schuld.

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Thomas F.
11. Sept.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Das schlimmste ist, dass die Elektra von Kestenholz immer noch meint, sie arbeite im Interesse der Bevölkerung. Doch dieser Strompreis ist nicht im Interesse der Bevölkerung. Basta. Tretet endlich zurück.

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B. Jäggi
11. Sept.
Antwort an

Das ist bei uns in Fulenbach genau gleich, Thomas. Anstatt sich bei der Bevölkerung zu entschuldigen für das Versagen und zurückzutreten, erklären sie, wo ihnen überall die Hände gebunden sind.

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