Riesige Unterschiede der Verwaltungskosten von Krankenkassen
Im Jahr 2022, also vor den Prämienschocks 2022/23 und 2023/24, konnten die Krankenkassen ihre Verwaltungskosten senken. Sie betrügen im Schnitt noch 5,1 Prozent der Prämien bzw. 193.50 Franken pro versicherte Person. Ein Jahr vorher waren es 5,2 Prozent bzw. 197,65 Franken. Das zeigt eine Analyse von comparis.ch. «Dass die Krankenkassen ihre Verwaltungskosten bei der Durchführung der Grundversicherung senken konnten, ist angesichts der zunehmenden Regulierungsbürokratie bemerkenswert», sagt Comparis-Krankenversicherungsexperte Felix Schneuwly.
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Symbolbild von Rainer Sturm / pixelio.de
Die aktuellen Daten des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zeigen: Die Verwaltungskosten der 45 Krankenversicherungen betrugen 2022 im Schnitt 5,1 Prozent der Prämien bzw. 193.50 Franken pro versicherte Person. Im Vorjahr waren es 5,2 Prozent bzw. 197.65 Franken gewesen. Der Online-Vergleichsdienst Comparis hat auch heuer den Zusammenhang zwischen Verwaltungskosten und Prämien untersucht.
«Dass die Krankenkassen ihre Verwaltungskosten bei der Durchführung der Grundversicherung senken konnten, ist angesichts der zunehmenden Regulierungsbürokratie bemerkenswert», sagt Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.
Die Krankenkasse Luzerner Hinterland war 2022 am effizientesten
Die effizienteste Kasse war demnach 2022 die Krankenkasse Luzerner Hinterland. Sie hat dieselben Verwaltungskosten wie im Vorjahr und gab letztes Jahr 2,6 Prozent der Grundversicherungsprämien bzw. 105,30 Franken pro versicherte Person für die Verwaltung aus..
An zweiter Stelle folgt die Walliser Sodalis Gesundheitsgruppe. Hier stiegen die Verwaltungskosten von 117.98 auf 120.80 Franken pro versicherter Person. Mit 139.49 Franken (7.07 Franken mehr gegenüber dem Vorjahr) war die CSS-Tochter Arcosana AG die dritteffizienteste Kasse.
«Mit ihrer Tochter Arcosana ist die CSS als grösster Krankenversicherer auf dem Effizienz-Podest. Da die Durchführung der Grundversicherung ein Massengeschäft ist, müssten eigentlich die grossen Kassen die effizientesten sein», so Schneuwly.
43,9 Prozent höhere Prämien bei der ineffizientesten Kasse
Am höchsten waren 2022 die Verwaltungskosten bei Krankenkasse Institut Ingenbohl. Sie gab 949.35 Franken pro versicherter Person für die Verwaltung aus. Das sind 100.55 Franken mehr als noch im Jahr zuvor. Die Versicherten zahlten hier letztes Jahr durchschnittlich 5’057.40 Franken Prämien. Das sind 1’542.55 Franken bzw. 43,9 Prozent mehr als bei Krankenkasse Luzerner Hinterland. Die Krankenkasse Institut Ingenbohl hat über alle betrachtet die höchste Durchschnitssprämie.
Im Viertel der Kassen mit den höchsten Verwaltungskosten befanden sich 2022 verschiedene grosse und mittlere Krankenversicherer; so die KPT Krankenkasse AG, Mutuel Assurance Maladie SA und Vivao Sympany AG.
«Vor ein paar Jahren hat das Bundesamt für Gesundheit als Aufsichtsbehörde der effizienten und günstigen Krankenkasse Turbenthal den Stecker gezogen, weil sie die Aufsichtsdaten nicht digital liefern wollte. Warum entzieht es der Krankenkasse Institut Ingenbohl nicht die Bewilligung zur Durchführung der Grundversicherung?» fragt der Comparis-Experte.
Tiefste Durchschnittsprämien bei Sanavals Gesundheitskasse
Die tiefsten Prämien zahlten Versicherte letztes Jahr bei Sanavals Gesundheitskasse mit im Schnitt 3’061.95 Franken. Mit Verwaltungskosten von 179.25 Franken pro versicherter Person lag die Sanavals Gesundheitskasse im 2. Viertel (26 - 50 Prozent) aller Kassen in punkto Effizienz.
An zweiter Stelle folgte die Glarner Krankenversicherung mit einer Durchschnittsprämie von 3’065.15 Franken und Verwaltungskosten von 276.75 Franken. Auf dem dritten Platz punkto Prämienhöhe landete die KLuG Krankenversicherung mit einer Durchschnittsprämie von 3’076.95 Franken. Die KLuG Krankenversicherung gab letztes Jahr 172.25 Franken pro Person für die Verwaltung aus und lag ebenfalls im 2. Viertel (26 - 50 Prozent).
«Obwohl immer mehr Krankenversicherer mit tiefen Prämien auch tiefe Verwaltungskosten haben, müsste dieser Zusammenhang noch grösser sein», erklärt Schneuwly und fügt hinzu, dass die grossen Krankenversicherer ihre Wettbewerbsvorteile gegenüber den kleinen immer noch zu wenig ausspielen.
Effizienz der Holding-Gesellschaften
Die Betrachtung der Krankenkassen-Holding-Gesellschaften ergibt folgendes Bild: Die mit 1’535’711 Versicherten grösste Holding ist die CSS. Die durchschnittlichen Verwaltungskosten betrugen hier im Jahr 2022 155.95 Franken pro versicherte Person bzw. 4,4 Prozent des Prämienvolumens. Damit liegt sie im ersten Viertel (0 - 25 Prozent) aller Kassen bezogen auf die Verwaltungskosten.
Bei Visana (640’838 Versicherte) betragen die Verwaltungskosten 161.25 Franken pro versicherte Person bzw. 3,8 Prozent des Prämienvolumens. Sie befindet sich im vordersten Viertel ( 0 - 25 Prozent) aller Kassen bezogen auf die Verwaltungskosten.
Die Groupe Mutuel (921’940 Versicherte) ist die zweitgrösste Gruppengesellschaft. Sie verzeichnet 2022 249.90 Franken Verwaltungskosten pro versicherte Person bzw. 5,5 Prozent des Prämienvolumens. Groupe Mutuel ist damit im dritten Viertel (51 - 75 Prozent) aller Kassen bezogen auf die Verwaltungskosten.
Die Swica (838’659 Versicherte) folgt mit 193.95 Franken Verwaltungskosten pro versicherte Person bzw. 5.4 Prozent des Prämienvolumens. Sie ist damit im zweiten Viertel (26 - 50 Prozent) aller Kassen bezogen auf die Verwaltungskosten.
Bei Sympany (178’426 Versicherte) betragen die Verwaltungskosten 269.50 Franken pro versicherte Person bzw. 6,3 Prozent des Prämienvolumens. Die Kasse befindet sich im obersten Viertel (76 - 100 Prozent) aller Kassen bezogen auf die Verwaltungskosten.
Comparis-Effizienzpreis
Um die Anstrengungen der Krankenkassen für eine noch effizientere Verwaltung transparent zu machen, verleiht der Online-Vergleichsdienst comparis.ch seit 2015 den Effizienzpreis. Ausgezeichnet werden die Schweizer Krankenversicherer mit dem tiefsten Verwaltungsaufwand.
Als effizient gilt eine Krankenkasse gemäss diesem Ranking, wenn sie zum besten Viertel der Krankenkassen mit den tiefsten Verwaltungskosten gehört. Bewertet wird der Verwaltungsaufwand je versicherte Person in Franken.
Für das Jahr 2022 liegt die Effizienzgrenze bei 173.45 Franken pro versicherte Person. Die Zahlen beruhen auf den neuesten offiziellen Aufsichtsdaten für die Obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP), die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) jedes Jahr veröffentlicht. Stand Herbst 2023.
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