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Luft raus bei Elektroautos? Zu teuer, zu wenig Reichweite, zu wenig Platz im Kofferraum

In den ersten drei Monaten des Jahres 2024 sind 57'224 neue Personenwagen auf die Strassen gekommen, 1'595 oder 2,7 Prozent weniger als im ersten Quartal 2023. Davon verfügten 33'441 oder 58,4 Prozent über einen Hybrid-, Elektro-, Gas- oder Wasserstoffantrieb. Der Alternativ-Marktanteil ist innerhalb eines Jahres um nur 4,4 Prozentpunkte gewachsen. Dabei konnten vor allem Hybridmotorisierungen ohne externe Lademöglichkeit zulegen (17'677, +8,8 %), sie machen nun 30,9 Prozent aller Neuwagen aus (+3,3 %). Batterieelektrische Modelle liegen leicht über dem Vorjahreswert (10'424, +1,7 %) und kommen auf 18,2 Prozent Marktanteil, 0,8 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Etwas stärker zulegen können Plug-in-Hybride (5'329, +2,4 %), ihr Marktanteil liegt nach drei Monaten bei 9,3 Prozent (+0,5 %).


auto-schweiz / Red.


E-Familien-Vans bei hochgeklappter 3. Sitzreihe oftmals unbrauchbar für sechsköpfige Familien. Grund: Kaum Platz für Reisekoffer, weil Kofferraumboden wegen Batterie nicht sehr tief reicht. Hier der neue KIA EV9 99.8 kWh GT-Line für satte 78'000 Franken mit einem vergleichsweise noch recht grossen Kofferraum. Aber bei hochgeklappter dritter Sitzreihe bringt man auch hier keine vier Reisekoffer mehr rein. Bild zVg.


"Der Rückstand auf das Vorjahr nach drei Monaten ist zwar bedauerlich, aber mit knapp 1'600 Fahrzeugen auch nicht besonders gross", so die Analyse von Christoph Wolnik, Stellvertretender Direktor von auto-schweiz. "Er entspricht den durchschnittlichen Neuimmatrikulationen von ein bis zwei Arbeitstagen. Das lässt sich im weiteren Jahresverlauf noch gut aufholen." Wichtig sei jetzt, dass das Frühlingsgeschäft anziehe, was meist mit den wärmeren Temperaturen ab April einhergehe, so Wolnik weiter.


Die Autobranche glaubt also immer noch an einen rettenden Auto-Boom im weiteren Verlauf des Jahres 2024. Aber die Realität spricht dagegen. Nur 0.8 Prozent mehr verkaufte Elektroautos in einem Jahr sind eine Katastrophe, angesichts der Tatsache, dass jeder Hersteller reihenweise neue Modelle an Elektroautos auf den Markt wirft. Das kann man nicht Schönreden.


Der Grund ist einfach: Die Luft ist raus bei den vollelektrischen Autos. Wer aus ökologischen Überlegungen eines haben wollte, hat längst eines. Neu ist, dass viele Besitzer von Elektroautos wieder zurück wechseln, auf einen Hybrid-Motor oder gar zurück zum Dieselmotor. Viele machen schlechte Erfahrungen im Alltag. Vor allem, wenn man Schäden an Elektroautos hat, wird es schnell massiv teurer als bei herkömmlichen Verbrennern. Das ist der Hauptgrund, warum Autovermieter (etwa Hertz), Taxiunternehmen oder KMU-Fahrzeugflotten zurück auf Verbrenner oder Hybride wechseln. Kurz: E-Autos sind über das ganze gesehen viel zu teuer.


Immer noch meinen viele Hersteller, sie müssten die hohen Entwicklungskosten auf die erste Generation der Käuferinnen und Käufer abwälzen. Doch in Zeiten auch sonst hoher Lebenshaltungskosten lassen sich viele potenzielle Autokäuferinnen und Autokäufer nicht mehr über den Tisch ziehen.


Und wer ein Elektroauto besitzt und eine private Ladestation nutzt, erkennt plötzlich, wie viel Strom für das Auto effektiv draufgeht. Bei den heutigen Strompreisen, eine verheerende Entwicklung.


Diese 7 Faktoren legen den Durchbruch der E-Autos in der Schweiz lahm

Es ist nicht das Netz an Ladestationen, das ungenügend wäre. Sondern es sind auch nach vielen Jahren E-Automobilität noch immer die gleichen Kritikpunkte, die deren Durchbruch verhindern:


  1. Hoher Anschaffungspreis.

  2. Hohe Reparaturkosten.

  3. Hoher Stromverbrauch (je nach Wohnort/Strompreis dramatisch).

  4. Die meisten Modelle haben zu wenig Reichweite - vor allem die zahlbaren Modelle. Reichweiten von unter 500 Kilometern auf dem Papier sind einfach nicht massentauglich, selbst in der kleinräumigen Schweiz nicht.

  5. Es gibt grösste Vorbehalte gegenüber Occasionen mit beispielsweise dreijährigen Batterien. Hand aufs Herz: Wer würde noch viel für ein dreijähriges Smartphone bezahlen? Bei E-Autos ist es ähnlich.

  6. Die Enttäuschung bei Autokundinnen und Autokunden ist jeweils gross, wenn sie erstmals den wenigen Platz im Kofferraum eines E-Autos sehen (gerade bei SUV oder Kobis). Kommt hinzu, dass die Autobauer das Gefühl haben, E-Autos müssten klein und kompakt sein.

  7. Bei den E-Autos fehlen auch nach Jahren noch immer die beliebten Familien-Vans (ab Sechssitzer) für grössere Schweizer Familien. Und jene die es gibt, sind aufgrund des kleinen verbleibenden Kofferraums unbrauchbar.


Fassen wir zusammen: Weniger Reichweite, weniger Platz im Kofferraum, grosse Vorbehalte bei E-Occasionen, meistens fehlende dritte Sitzreihen für Familien - und das alles zum teureren Anschaffungspreis? Dass überhaupt schon 18 Prozent E-Autos verkauft wurden, ist eigentlich erstaunlich.


CO2-Gesetz: Schlusskurve knapp gekriegt

Unterdessen haben National- und Ständerat das künftige CO2-Gesetz, das ab 2025 gelten soll, am letzten Tag der Frühjahrssession angenommen. Das Gesetz hat die Schlusskurve knapp gekriegt, indem sich in der Einigungskonferenz schliesslich die pragmatische Haltung des Ständerates durchsetzte. Davor waren stundenlange Debatten in beiden Kammern und ein Differenzbereinigungsverfahren zwischen National- und Ständerat vorausgegangen. Die im CO2-Gesetz enthaltenen durchschnittlichen Zielwerte für neue Personen- und Lieferwagen sowie für schwere Nutzfahrzeuge entsprechen nun weitgehend den europäischen Vorgaben.


Für auto-schweiz-Präsident Peter Grünenfelder ist das eine gute Nachricht: "Zusätzliche hausgemachte Regulierungen auf Bundesebene hätten einen äusserst kostenintensiven 'Swiss Finish' dargestellt und würden gegenüber den europäischen Nachbarn zu einer massiven Verteuerung der individuellen und gewerblichen Mobilität führen." Betroffen von solchen Zusatzkosten für Mobilität wäre neben den Gewerbebetrieben vor allem der Mittelstand, so Peter Grünenfelder: "Die gleichen Parteien, die bei der Beratung des CO2-Gesetzes unter konsequenter Ausblendung der Realität der europäischen Automobilproduktion, die ja keine Fahrzeuge alleine für den Schweizer Markt baut, teure Schweizer Zusatzregulierungen zulasten von Familien und KMU erlassen wollten, beklagen andernorts am Laufmeter die finanzielle Situation des Mittelstands."


Die detaillierten Zahlen nach Marken stehen auf www.auto.swiss zur Verfügung. Die Auswertungen von auto-schweiz basieren auf Erhebungen des Bundes, die Daten sind möglicherweise vorläufig und nicht abgeschlossen.

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