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Einkaufstourismus auf neuem Rekordhoch, wegen tieferer Zollfreigrenze?

  • Autorenbild: Redaktion soaktuell.ch
    Redaktion soaktuell.ch
  • vor 2 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Jetzt ist es wissenschaftlich erwiesen: Mit Einkaufen ennet der Grenze können Schweizerinnen und Schweizer durchschnittlich satte 40 Prozent sparen. Zu diesem Ergebnis kommt die Uni St. Gallen. Das ist gewaltig. Kein Wunder nahm der Einkaufstourismus auch in diesem Jahr weiter zu - wahrscheinlich sogar wegen der Senkung der Zollfreigrenze auf nur noch 150 Franken pro Person. Diese wirkt wie ein Booster auf die Leute, die jetzt häufiger, mit mehr Personen, ins Ausland einkaufen gehen.


Symbolbild von Victoria / pixabay.com
Symbolbild von Victoria / pixabay.com

Trotz Einführung der neuen Zollfreigrenze ist der Einkaufstourismus 2025 auf 9.2 Milliarden CHF gestiegen. Dies zeigt die neu aufgelegte Studie «Einkaufstourismus Schweiz 2025», die Forschende des Instituts für Handelsmanagement an der HSG neu publiziert haben.


Überraschende Ergebnisse

Extrem hohe 72 % der Gesamtbevölkerung in der Schweiz fahren durchschnittlich 5.1-mal pro Jahr ins Ausland zum Einkaufen, legen dabei eine Fahrstrecke von rund 118 Kilometer zurück und geben im Durchschnitt in stationären Geschäften 230 CHF pro Einkauf im Ausland aus (188 CHF für Online-Einkäufe).


Zunahme des Einkaufstourismus

Der Bundesrat war schlecht beraten, als er die Zollfreigrenze auf 150 Franken absenkte. Die Einkäufe für Einrichtung, Lebensmittel, Sportartikel, Textilien und Drogerieartikel im Ausland stiegen im Jahr 2025 auf insgesamt 9.2 Milliarden CHF. Im Vergleich zum Jahr 2022 ist dies ein Anstieg um rund 10 % in nur drei Jahren. Gemessen am Gesamtumsatz des Schweizer Detailhandels entsprechen diese 9.2 Mrd. CHF rund 9 % aller Konsumausgaben. Der Online-Einkaufstourismus macht von den 9.2 Mrd. (stationär und online) rund 1.6 Mrd. CHF aus und ist ebenso wie der stationäre Einkaufstourismus um rund 10 % gewachsen.


Lebensmittel werden deutlich häufiger im Ausland eingekauft

Der Zuwachs des Einkaufstourismus um 10 % geht fast ausschliesslich auf mehr stationäre Lebensmitteleinkäufe im benachbarten Ausland zurück. Diese Einkäufe für Lebensmittel haben um rund 800 Mio. auf neu 4.0 Mrd. CHF zugelegt. Der Umsatzverlust für den Schweizer Handel durch sowohl stationären als auch Online-Einkaufstourismus liegt für Einrichtung/Möbel bei 1.8 Mrd., für Bekleidung bei 1.4 Mrd., für Drogerieartikel bei 1.15 Mrd. und Sportartikel bei 730 Mio.


Einkaufstourismus ist Win-Win-Win-Situation

Ein Ehepaar fährt nach Deutschland und kauft Waren ein, die in der Schweiz 500 Franken kosten würden. An der Kasse in Weil am Rhein bezahlt das Ehepaar aber umgerechnet nur 300 Franken. Es spart also 40 Prozent gegenüber dem gleichen Einkauf in der Schweiz. Und es erhält beim nächsten Einkauf sogar die deutsche Mehrwertsteuer zurück. Weil es zwei Personen sind, dürfen sie Waren für 150 Franken pro Person zollfrei in die Schweiz einführen. Und der Euro-Kurs sinkt und sinkt, womit man für jeden Schweizer Franken immer mehr Euros bekommt.


Und weil Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter den Einkaufstourismus mit einer Senkung der Zollfreigrenze von 300 auf 150 Franken pro Person einzudämmen versuchte, fahren Herr und Frau Schweizer jetzt eben häufiger nach Deutschland. Die Internet-Zeitung soaktuell.ch sprach schon immer von durchschnittlichen Einsparungen von 40 %. Diese Zahl ist nun wissenschaftlich belegt. Jetzt trifft auch unsere Einschätzung vom 7. Juni 2025 ein. Mit der tieferen Zollfreigrenze hat der Bund bloss erreicht, dass mehr Personen in den Autos häufiger über die Grenze fahren, neue Leute so auf den Geschmack des Einkaufstourismus kommen sowie diese ihre "Zollfreigrenze" ausschöpfen. Kurz, der Zollfreigrenze-Entscheid beflügelt den Einkaufstourismus messbar. Das war absehbar. Die Senkung auf 150 Franken war wohl der grösste politische Rohrkrepierer nach Trumps 39-Prozent-Zöllen.


Die Universität St. Gallen (HSG) untersucht den Einkaufstourismus anhand der wichtigsten fünf Detailhandelsbranchen (manchmal auch als Warengruppen bezeichnet). In der Studie, die den durchschnittlichen Preisunterschied von 40% feststellt, wurden die folgenden Warengruppen im Detail betrachtet:


  • Lebensmittel

  • Drogerie-Artikel

  • Bekleidung

  • Sportartikel

  • Einrichtung (Möbel/Wohnaccessoires)


Während bei Lebensmitteln die Preise in der Schweiz gerade bei Lidl oder Aldi markant gesunken sind und damit die Anreize für Einkäufe ins Ausland zu fahren tatsächlich sinken, sind die Preisvorteile etwa bei Drogerie-Artikeln und Kleidern im Ausland immer noch extrem hoch.


Wenn also gewisse Medien schreiben, der Einkaufstourismus sei weniger attraktiv, sind das Fake-News. Denn es gibt ja nicht nur die Preisvorteile. Wir sind der Meinung, wenn man 40 Prozent Preisunterschied einsparen kann, plus die Mehrwertsteuer zurück bekommt, plus immer einen kostenlosen Parkplatz findet, plus der Euro-Kurs immer günstiger wird, ist Einkaufstourismus in Deutschland im Gegenteil extrem attraktiv. Die Tatsache, dass der Einkaufstourismus zunimmt und trotz allen Gegenmassnahmen des Bundes immer neue Rekorde schreibt, gibt uns recht.

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