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Die USA nehmen sich gerade selber aus dem Spiel

  • Autorenbild: pressetext.ch
    pressetext.ch
  • 26. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Juli

Der Containerumschlag-Index des RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) ist nach der neuen Schnellschätzung im Juni mit saisonbereinigt 136,5 Punkten gegenüber dem Vormonat weitgehend unverändert und zeigt damit die anhaltende Schwäche im Welthandel - nicht zuletzt aufgrund der US-Zollpolitik. Vordergründig setzen zwar alle Handelspartner der USA auf Verhandlungen, im Hintergrund suchen aber alle nach neuen Märkten und verlagern ihre Verkaufsaktivitäten - aber auch die Einkaufsaktivitäten. Mit ihrer Zollpolitik und vor allem mit der Art und Weise, wie diese durchgedrückt wird, nehmen sich die USA gerade selber aus dem Spiel. Das wird letztlich auf keinen Fall gut enden für die US-Wirtschaft. Soviel steht fest.


pte. / Redaktion

Symbolbild von Manuel / pixabay.com
Symbolbild von Manuel / pixabay.com

Rückgänge in Europa

Bemerkenswert sind laut den Experten gegenläufige regionale Entwicklungen, die sich hinter dem Gesamtbild verbergen: Europäische Häfen verzeichneten demnach im Juni deutliche Rückgänge und machten damit ihre vorangegangenen Zugewinne wieder zunichte - ein Hinweis für die Unsicherheit im Welthandel, unterstreichen die Wirtschaftsforscher.


Stagnation in China

Beim Nordrange-Index, der Hinweise auf die wirtschaftliche Entwicklung im nördlichen Euroraum und in Deutschland gibt, ist ein Rückgang von 116,8 (revidiert) auf 115,5 Punkte im Juni gegenüber dem Vormonat zu beobachten. In Chinas Häfen ist der Containerumschlag mit 151,2 Punkten gegenüber 151,3 Punkten (revidiert) im Vormonat nur leicht gesunken.


Präsident Trump wird getäuscht

Vordergründig verhandeln zwar die meisten Staaten mit Präsident Trump über die Zollkonditionen. Dies aber vor allem, um eine Art der Beständigkeit zu erzielen. Alle versuchen, die Zeit der Administration Trump so heil wie möglich zu überstehen. Doch im Hintergrund wenden sich die ehemaligen Handelspartner schön langsam von den USA ab. Denn die USA sind in fast allen Bereichen zu einer unberechenbaren Partnerin geworden.


So weiss etwa die Schweiz noch immer nicht, wie viel Zölle sie für Exporte in die USA ab August bezahlen muss. Die Schweiz weiss auch nicht, wie teuer der vertraglich festgelegte Kauf des US-Kampfjets F35 dereinst kommen wird. Die Schweiz weiss nur, dass sie die bestellten Patriot-Luftabwehrsysteme nicht fristgerecht bekommt, weil die USA sich entschieden haben, zuerst die Ukraine zu beliefern. Kurz: Jede Abmachung, die man mit den USA macht, gilt nur solange, wie sie Präsident Trump gefällt. So geht es nicht weiter.


Das führt nun dazu, dass alle primär zu sich selber schauen und sich neu ausrichten. Man kann sich in keinem einzigen Bereich mehr auf die USA verlassen und weiss nicht mehr, woran man mit den USA ist. Eine Situation, die langfristig schlecht für die USA ist.


Das führt dazu, dass die ehemaligen Handelspartner der USA zwar das Gespräch mit Präsident Trump suchen und führen sowie dessen "Zollbriefe" entgegen nehmen, sich im Hintergrund aber verstärkt neu ausrichten. In der Schweiz spürt man schon jetzt deutlich, wie vorher stark in die USA exportierende Unternehmen bereits anfangen, ganz andere Märkte zu beliefern. Unsere KMU sind extrem gut darin, sich rasch und kreativ anzupassen.


Auch spürbar ist, wie sich die Aktivitäten innerhalb der EU und mit den Nachbarländern verbessern - das ist in gegenseitigem Interesse. So sind europäische Anbieter von Rüstungsgütern in der Schweiz wieder hoch im Kurs. Und bei den Autos wenden sich immer mehr Schweizerinnen und Schweizer von amerikanischen Autos ab (z.B. von Tesla) und kaufen europäische oder vor allem südkoreanische Autos und chinesische, die voll im Trend sind. Auch im Social Media Bereich verabschieden sich Schweizerinnen und Schweizer derzeit reihenweise von Facebook, X (Twitter) und Instagram. Schön langsam richten sich alle neu aus.


Zollpolitik wird nicht zum Vorteil der USA sein

Sicher, einige Pharmaunternehmen und Banken werden ihre Präsenz in den USA ausbauen. Sie können es sich leisten, künftige Eskapaden der Regierung Trump zu überstehen. Aber auch ihre Geduld ist nicht grenzenlos. Kleinere Unternehmen hingegen brauchen für Investitionen Beständigkeit und Perspektiven. Und die sind unter den gegebenen Umständen schlicht und einfach in den USA nicht mehr gegeben.


Mit ihrer Zoll- und Handelspolitik nehmen sich die USA gerade selber aus dem Spiel. Je länger diese Phase dauert, desto deutlicher dürften die Folgen sichtbar werden. Der globale Handel dürfte kurzfristig etwas einbrechen, sich jedoch mittelfristig stabilisieren und sogar wachsen - jedoch nicht mehr nur über den Atlantik, sondern in ganz andere Richtungen. Und das ist gut so.

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