top of page
Logo soaktuell.ch
  • bluesky
  • Pinterest

Das Ende einer Ära: Die blauen 20 Minuten Boxen verschwinden

  • Autorenbild: Redaktion soaktuell.ch
    Redaktion soaktuell.ch
  • vor 11 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit

Es ist ein historischer Einschnitt in der Schweizer Medienlandschaft: Nach genau 26 Jahren hält die Schweiz heute, am 23. Dezember 2025, zum letzten Mal die gedruckte Ausgabe von „20 Minuten“ in den Händen. Die meistgelesene Pendlerzeitung des Landes stellt ihren Printbetrieb ein, spart damit enorm Papier und Energie und setzt künftig konsequent auf „Digital First“.


Screenshot 20 Minuten vom 23.12.25.
Screenshot 20 Minuten vom 23.12.25.

Die Region Aargau-Solothurn, ja die ganze Schweiz, ist um eine Papierzeitung ärmer. Wer heute Morgen in den Bahnhöfen von Aarau, Baden, Grenchen, Lenzburg, Zofingen, Olten oder Solothurn in die blauen Boxen griff, erlebte einen Moment mit Symbolcharakter. Die Schlagzeilen auf dem vertrauten Papier sind Geschichte. Seit dem Start im Jahr 1999 prägte das Blatt den Alltag von Millionen Pendlern. Es war das Medium, das den Informationskonsum beschleunigte und die News-Häppchen-Kultur in der Schweiz etablierte. Doch nun ziehen die Verantwortlichen der 20-Minuten-Gruppe den Schlussstrich unter das gedruckte Zeitalter.


Der Fokus liegt auf der digitalen Zukunft

Der Entscheid kommt nicht überraschend, markiert aber dennoch einen Wendepunkt. Während die Papierversion verschwindet, bleibt die Marke „20 Minuten“ präsenter denn je – allerdings nur noch auf dem Smartphone, dem Tablet oder dem Desktop. Die 20 Minuten Gruppe begründet den Schritt mit dem veränderten Nutzungsverhalten. Die News-App und die Website sind längst die primären Informationsquellen der Leserschaft geworden.


„Die Zukunft von 20 Minuten ist rein digital“, lässt das Unternehmen verlauten. Durch die Konzentration auf die digitalen Kanäle und Social Media will die Gruppe ihre Schlagkraft erhöhen und noch schneller auf das Zeitgeschehen reagieren können.


Herausforderungen für den Werkplatz Schweiz

Für die Schweizer Medienbranche ist das Aus der gedruckten „20 Minuten“ ein herber Verlust für die Vielfalt am Kiosk und in den Pendlerzügen. Auch ökologische und ökonomische Gründe spielten eine Rolle: Steigende Papierpreise und Logistikkosten sowie der Rückgang des klassischen Anzeigenmarktes im Printbereich machten den täglichen Druck von Hunderttausenden Exemplaren zunehmend unrentabel.


Die 20 Minuten-Timeline: Von der Box in die Cloud

Neben dem täglichen News-Mix sorgte „20 Minuten“ immer wieder mit Schlagzeilen für Redestoff, die weit über die Pendlerzüge hinaus Wellen schlugen:


Die „Lex 20 Minuten“: In den frühen 2000er-Jahren kämpfte das Blatt gegen den Widerstand der etablierten Verlage, die den öffentlichen Raum (Bahnhöfe) für sich beanspruchten. Ein legendäres Zitat aus der Gründungszeit verdeutlichte den Spirit: „Wir sind nicht gekommen, um zu fragen, ob wir dürfen – wir sind gekommen, um gelesen zu werden.“


Investigativ im Alltag:

  • Unvergessen bleibt die Recherche über die „Hygiene-Mängel in Schweizer Grossküchen“, bei der Reporter verdeckt in Restaurants arbeiteten und schockierende Zustände ans Licht brachten. Es war der Beweis, dass das „Gratisblatt“ mehr konnte als nur Agenturmeldungen zu kürzen.

  • Der „Fall Carlos“: Auch wenn die SRF-Sendung „Rundschau“ den Fall ins Rollen brachte, war es „20 Minuten“, die durch ihre massive tägliche Berichterstattung und Zitate wie „Der teuerste Jugendstrafvollzug der Schweiz“ die Debatte über Jugendgewalt und Kosten monatelang im öffentlichen Bewusstsein hielt.

  • Legendär waren auch die Zitate aus der Community. Als die Zeitung einmal über ein bizarres Verbot von Grillieren auf Balkonen berichtete, schrieb ein Leser den meistgelikten Kommentar des Jahres: „In der Schweiz ist bald alles verboten, was Spass macht, ausser das Arbeiten und das Sterben.“


Ein langjähriger Redaktor fasste das Ende der Print-Ära treffend zusammen: „Wir haben den Schweizern beigebracht, News in 20 Minuten zu konsumieren. Jetzt bringen wir ihnen bei, dass die Nachricht nicht mehr am Kiosk wartet, sondern bereits in ihrer Hosentasche vibriert, wenn sie aufwachen.“


Was bleibt?

Für die Region Aargau-Solothurn bedeutet dies: Die blauen Boxen, die über zwei Jahrzehnte das Bild der Bahnhöfe prägten, werden in den kommenden Tagen verschwinden oder umgenutzt. Was bleibt, ist die digitale Bindung. Die Redaktion verspricht, die gewohnte Mischung aus News, Unterhaltung und Lifestyle-Themen online lückenlos weiterzuführen.


Dankeschön 20 Minuten Heute endet ein Kapitel Schweizer Zeitgeschichte und Mediengeschichte. Für das Team der Internet-Zeitung soaktuell.ch war 20 Minuten schon bei der Gründung von soaktuell.ch im Jahre 2010 ein Wegweiser. Nicht bei der Verkürzung der Themen, sondern vor allem beim Themensetting. 20 Minuten vermochte es, diejenigen Themen zu publizieren, die wirklich bewegen und Tagesgespräch in den Regionen sind. Es war die einzige Papierzeitung im Land, die es fertigbrachte, obwohl sie am Vortag geschrieben wurde, noch überraschend aktuell zu sein. Dafür zollen wir dem Team und den Verantwortlichen von 20 Minuten den allergrössten Respekt. Und wir sind froh, dass 20 Minuten im Interesse der Medienvielfalt im Internet und als News-App erhalten bleibt.


bottom of page