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Vorsätze für 2026: Jeder Dritte wird sein Haushaltsbudget kürzen

  • Autorenbild: Redaktion soaktuell.ch
    Redaktion soaktuell.ch
  • vor 24 Stunden
  • 6 Min. Lesezeit

Die Konsumstimmung in der Schweiz ist angespannt. Die Bevölkerung wird immer preissensibler. 2026 müssen die Preise runter, sonst droht massiver Einkaufstourismus. Gut ein Drittel der Bevölkerung will das Haushaltsbudget kürzen und im neuen Jahr in fast allen Lebensbereichen weniger ausgeben. Das zeigt die Umfrage "Konsum Monitor" von management tools research. Das Mass ist für viele voll. Immer höhere Kosten in fast allen Lebensbereichen bei null Inflation sind ein No-Go. 2026 kommt es zur grossen Überprüfung und zu Einsparungen in allen Lebensbereichen der meisten Schweizerinnen und Schweizer. Dies zeigen die Ergebnisse der Studie Konsum Monitor.


Management tools research AG / Redaktion soaktuell.ch


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32 Prozent wollen 2026 weniger ausgeben als 2025 - bei den Personen unter 45 Jahren sind es gar 41 Prozent. Die Menschen in der Westschweiz und im Tessin schätzen die eigene wirtschaftliche Situation deutlicher schlechter ein als in der Deutschschweiz. Am grössten sind die Sparvorsätze bei Gebrauchsartikeln, Kleidung und Gastronomie.


Zum Jahreswechsel blickt die Hälfte der Bevölkerung mit Sorge auf die Haushaltskasse: 30 Prozent haben bereits Budgetanpassungen vorgenommen, um über die Runden zu kommen, 17 Prozent finden es eine schwierige Zeit und 4 Prozent sprechen gar von einer Krise.


Die übrige Bevölkerung ist positiver gestimmt: 42 Prozent schätzen ihre wirtschaftliche Situation als gut ein und 6 Prozent als sehr gut. Das zeigt die repräsentative Umfrage "Konsum Monitor", bei der das Marktforschungsunternehmen management tools research im Dezember 2025 rund 1'200 Personen zu ihren Konsum- und Sparabsichten befragt hat.


Westschweiz und Tessin haben zu kämpfen


Das aktuelle Stimmungsbild zeigt überraschend grosse Unterschiede zwischen den Landesteilen. In der Deutschschweiz machen sich mehr als die Hälfte keine Sorgen um den Kontostand: 52 Prozent bezeichnen ihre wirtschaftliche Situation als gut oder sehr gut. Im Tessin zeigt sich hingegen ein deutlich trüberes Bild: 59 Prozent der Bevölkerung im Tessin bezeichnen ihre Situation als angespannt, schwierig oder gar kritisch. In der Westschweiz sind es sogar 61 Prozent.


32 Prozent wollen den Gürtel enger schnallen


Das verhaltene Stimmungsbild schlägt sich in der Budgetplanung nieder. Jeder Dritte will das Haushaltsbudget 2026 rigoros kürzen: 32 Prozent wollen weniger ausgeben als 2025 - bei den Personen unter 45 Jahren sind es gar 41 Prozent. Lediglich 19 Prozent möchten im neuen Jahr mehr ausgeben und 44 Prozent wollen die Ausgaben konstant halten. "Wir erwarten für 2026 ein abwägendes Konsumverhalten. Die Inflation ist zwar fast weg, aber grosse Teile der Bevölkerung verspüren offensichtlich weiterhin einen grossen Spardruck", sagt Laura Colledani, Co-CEO von management tools research.


Einsparen möchten die Befragten vor allem dort, wo Anschaffungen aufgeschoben werden können oder wo man die gleiche Dienstleistung zum günstigeren Preis erhält: 37 Prozent wollen weniger für Gebrauchsartikel ausgeben und 35 Prozent für Kleidung. Auch beim Ausgehen treten viele kürzer: 31 Prozent möchten bei der Gastronomie sparen und 24 Prozent bei Kultur, Freizeitaktivitäten und Hobbys.


Ausgaben werden aufs Nötigste reduziert


Von Mobilität über Energie bis hin zu Kommunikation - in fast allen Lebensbereichen wollen die Befragten im Schnitt eher reduzieren als ausbauen. Selbst bei Gütern des täglichen Bedarfs fasst jede sechste Person Sparvorsätze. Abonnements für Smartphones, Zeitschriften und Zeitungen, Streaming-Dienste wie Spotify, Neftlix, Disney und Co. sowie für Swisscom-TV, Telefonanschlüsse und Internetanschlüsse geraten 2026 unter Druck. Wer sparen will, muss es bei solchen wiederkehrenden Kosten tun.


Am meisten Sparpotenzial liegt jedoch in den Lebensmitteln und bei Toiletten- und Drogerieartikel, wo die Preise in der Schweiz nach wie vor satanisch hoch sind. Hier fassen etwas weniger Personen Sparvorsätze. Rund die Hälfte will gleich viel ausgeben wie im Vorjahr, doch auch bei Migros, Coop, Aldi und Lidl möchten die Befragten ihr Budget im Schnitt eher reduzieren als ausbauen. Die Erwartungen sind klar. Die Preise müssen runter. Tun sie dies nicht, droht Einkaufstourismus. Denn gerade bei Lebensmitteln und Toiletten- sowie Drogerieartikeln kann man mit Einkäufen im Ausland, etwa in Weil am Rhein, Rheinfelden oder Konstanz, zwischen 40-60 Prozent pro Jahr sparen - also mehrere tausend Franken pro Haushalt. Deshalb dürfte der Einkaufstourismus auch 2026 neue Rekorde schreiben. Es ist für viele völlig unverständlich, warum ein Deodorant in der Schweiz drei- bis fünfmal teurer sein muss, als in Deutschland. Solche Preisunterschiede gibt es nach wie vor reihenweise. Sie werden zunehmend als Abzockerei empfunden und sind der Treiber des Einkaufstourismus.


Neu: Kundschaft weicht wegen Preiserhöhungen bei Coiffure, Kosmetik, Zahnärzten und Autogaragen immer häufiger nach Deutschland aus.


Neuerdings gehen immer mehr Schweizerinnen und Schweizer nach Deutschland, um Coiffure, Kosmetiksalons oder Fitnessstudios zu nutzen. Sie bringen ihr Auto in einer deutschen Garage in den Service, nehmen danach einen Coiffure- oder Zahnarzttermin wahr und gehen danach gleich noch einkaufen. Bis dahin ist die Reparatur oder der Service am Auto erledigt. Dies vermelden deutsche Handels- und Gewerbevereine entlang der Grenze. Wer also in der Schweiz die Preise 2026 ohne Ausbau der Dienstleistungen erhöht, vertreibt Kundinnen und Kunden ins Ausland.


Einzig bei Versicherungen und Gesundheitskosten scheinen Einsparungen kaum möglich. Fast die Hälfte fühlt sich ausgeliefert und rechnet fürs nächste Jahr mit Mehrausgaben für die Krankenkasse. Das zeigt, wie stark der Schuh bei den Prämien drückt. Aber Vorsicht: Es gilt als gesichert, dass im Verlauf der kommenden Monate jede Versicherungspolice überprüft wird. Die Zahl der Online-Offerten bei Versicherungen und Krankenkasse dürfte neue Rekorde erreichen. Was zu teuer ist, wird gekündigt und auf andere Anbieter verschoben.


Möbel- und Onlinehandel drohen Einbussen


Das vorsichtige Konsumverhalten dürfte sich 2026 in den Umsätzen vieler Anbieter niederschlagen. Den Möbelkauf etwa verschieben viele: Ein Viertel will im nächsten Jahr weniger Geld im Möbelhandel - etwa bei Ikea - ausgeben. Nur 6 Prozent rechnen laut Selbsteinschätzung mit Mehrausgaben in diesem Bereich. Auch alles rund ums Auto gerät unter Druck. Neubeschaffungen von Autos werden herausgezögert und der Ersatz des Zweitwagens ganz gestrichen. Die Zahl der Schweizerinnen und Schweizer, welche für Reparaturen oder Autoservices Garagen im grenznahen Ausland aufsuchen, dürfte weiter steigen.


Unter Druck kommen auch Elektronik-, Haushalts- und Onlinehändler. Mehr als ein Fünftel der Befragten wollen 2026 voraussichtlich weniger Geld bei Galaxus, Media Markt, Fust und Interdiscount liegen lassen als noch im Vorjahr. Mehrausgaben planen bei diesen Händlern hingegen weniger als 5 Prozent, der Rest will die Ausgaben konstant halten. Hier spielen Preisvergleiche im Internet eine grosse Rolle. Gekauft wird dort, wo das gleiche Produkt am günstigsten zu haben ist. Wenn brack.ch oder digitec.ch teurer sind, kauft man eben bei amazon.de und lässt das Päckli gratis in einen Paketshop an der Grenze schicken, wo man es für eine geringe Gebühr abholen kann. Das Jahr 2026 wird knallhart für den stationären und online Handel.


Kaufen auf Pump nimmt zu - vor allem bei Männern


Um trotz knapper Haushaltskasse grössere Anschaffungen tätigen zu können, ziehen viele eine Änderung ihrer Zahlgewohnheiten in Betracht: 25 Prozent wollen im nächsten Jahr häufiger auf Rechnung bezahlen, 11 Prozent setzen vermehrt auf Ratenzahlungen, 4 Prozent auf Leasing und 3 Prozent liebäugeln mit einem Kredit. Beim Zahlverhalten zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Männer wollen doppelt so häufig einen Kredit aufnehmen als Frauen und im neuen Jahr auch eher Ratenzahlungen und Leasing nutzen.


13 Prozent können nicht sparen


Trotz Einsparungen und verstärkter Nutzung der Vorfinanzierung bleibt bei vielen am Ende des Monats nichts übrig: 13 Prozent geben an, dass sie überhaupt kein Geld sparen können. Im Tessin ist der Anteil mit 29 Prozent mehr als doppelt so hoch.


Der durchschnittliche Sparbetrag liegt bei 1'220 Franken pro Monat, die Bandbreite ist jedoch enorm: Wer weniger als 7'000 Franken verdient, spart im Schnitt rund 360 Franken. Personen mit einem Monatslohn von über 9'000 Franken können hingegen über 2'800 Franken auf die hohe Kante legen. Und während Mieterinnen und Mieter monatlich nur rund 750 Franken sparen können, sind es bei Wohneigentümern über 2'000 Franken.


Für mehr als die Hälfte steht der Preis im Vordergrund


Neben den Konsum- und Sparabsichten erhebt der "Konsum Monitor" auch eine Typologie der Konsumentinnen und Konsumenten. Mehr als die Hälfte sind Schnäppchenjäger: 52 Prozent achten beim Einkaufen vor allem auf den Preis. Besonders preissensibel ist das Tessin, wo 77 Prozent in erster Linie auf den Preis achten. Die Qualität steht hingegen nur für 23 Prozent der Bevölkerung im Vordergrund und Nachhaltigkeit für 15 Prozent.


Die Schweizer Bevölkerung ist also preissensibel - und die angespannte Konsumstimmung dürfte den Fokus auf den Preis noch weiter verstärken: "Gefragt sind Angebote, die Sparlogik und Nutzenargumente kombinieren", sagt Laura Colledani von management. "Bei Eigenmarken im Detailhandel ist dies häufig der Fall. Da stimmt sowohl der Preis als auch die Qualität - somit tut sparen nicht weh."


Über den Konsum Monitor


Mit dem Konsum Monitor erhebt management tools research jährlich die Konsum- und Sparabsichten der Schweizer Bevölkerung für das neue Jahr. Für die erste Ausgabe der Studie wurden zwischen dem 4. und 10. Dezember 2025 1'209 Personen im Alter von 16 bis 79 Jahren über das Online-Panel von Bilendi befragt. Die Verteilung der Teilnehmer ist repräsentativ für Alter, Geschlecht und Region. Die management tools research AG ist ein inhabergeführtes Schweizer Unternehmen für Marktforschung und Datenanalyse. Es erstellt empirische Grundlagen für unternehmerische Entscheidungen und entwickelt praxisorientierte Analyse- und Lösungsansätze. Das Unternehmen unterstützt Organisationen dabei, Märkte und Zielgruppen besser zu verstehen und Veränderungen fundiert einzuordnen.

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