Strompreise sind wie Krankenkassenprämien: Es verdienen zu viele mit
- Redaktion soaktuell.ch
- vor 11 Stunden
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Der Ausbau der Solarenergie in der Schweiz schreitet rasant voran: Im laufenden Jahr wird bereits mehr als 14 Prozent unseres Stromverbrauchs aus Photovoltaikanlagen stammen – eine Strommenge, die etwa der regulären Jahresproduktion des AKW Gösgen entspricht. 2025 wird der Ausbau wiederum auf hohem Niveau, aber leicht tiefer als im Vorjahr liegen. Zur Stabilisierung des Ausbaus und zur Erreichung der gesetzlichen Ziele für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien braucht es weitere Massnahmen.

Während die Bundespolitik mehr Solarenergie möchte, kämpfen lokale Stromversorger dagegen. Eine Dummheit zwar, aber eine Realität. Sie senken im laufenden Jahr 2025 ihre Vergütungen für eingespiesenen Solarstrom auf ein absolutes Minimum und setzen so alles daran, dass möglichst wenig neue PV-Anlagen gebaut werden. "Der Grundbedarf an PV-Anlagen sei in der Gemeinde erreicht", argumentieren viele von ihnen. Obwohl niemand einen "Grundbedarf" definiert hat. Der wahre Grund: Sie verkaufen jedes Jahr über 3 Prozent weniger Strom, obwohl die Bevölkerung wächst und immer mehr E-Autos geladen werden. Und an jeder nicht verkauften Kilowattstunde Strom gekoppelt sind bekanntlich Netzgebühren und andere Abgaben. Das Resultat: Es findet ein Kleinkrieg statt. Die PV-Anlagenbesitzer rüsten auf mit cleveren Speicheranlagen und Steuerungen und die örtlichen Stromversorger machen PV-Anlagenbesitzer madig und drohen der Allgemeinheit mit höheren Strompreisen.
Eigene PV-Anlage lohnt sich, weil Strompreise tendenziell steigen werden
Genau hier liegt das Hauptargument für PV-Anlagen. Die Strompreise werden in den nächsten Jahren an vielen Orten weiter steigen. Die Netze werden teurer, während weniger Strom verkauft wird, weil immer mehr PV-Anlagenbesitzer grosse Teile ihres Strombedarf schlicht selber decken. Hinzu kommt, dass die Strompreisentwicklung in der Schweiz künftig ähnlich sein wird, wie die Krankenkassenprämien. Es verdienen zu viele mit, womit die Preise nur noch steigen. Nur eine Marktliberalisierung kann das verhindern.
Und es ist ein Fakt, dass jeder Haushalt mit einer eigenen PV-Anlage die Stromrechnung um 50 Prozent oder mehr senkt. Eine eigene PV-Anlage - und sei es auch nur eine kleine - wird sich langfristig so oder so lohnen, vor allem in Gemeinden die hohe Strompreise haben. Es ist ganz einfach: Je höher die Strompreise, desto mehr lohnt sich die PV-Anlage.
Mit einem in 7 Punkten aufgegliederten Aktionsplan zeigt Swissolar, der Verband der Solarbranche auf, welche Weichen jetzt gestellt werden müssen, damit die enormen Potenziale der Solarenergie genutzt werden können und sich Solarstrom, zusammen mit dezentralen Steuerungen und Speicherlösungen, optimal ins Gesamtenergiesystem integriert.
Der Branchenverband Swissolar appelliert mit dem Aktionsplan 2030 an die Politik, den eingeschlagenen und vom Volk mehrfach bestätigten Pfad in Richtung Vollversorgung mit erneuerbaren Energien konsequent weiter zu verfolgen. Verlässlichkeit der politischen Rahmenbedingungen ist die wichtigste Voraussetzung, dass weiterhin in Solaranlagen investiert wird. Swissolar setzt für einen nächsten Marktaufschwung grosse Hoffnungen auf die neuen lokalen Strommodelle. Swissolar-Präsident und Nationalrat Jürg Grossen sagt dazu: «Solarstrom sollte möglichst dort verbraucht und gespeichert werden, wo er produziert wird. Das entlastet die Stromnetze und ist für die Anlagenbetreiber wirtschaftlich interessant. Die neu eingeführten Lokalen Elektrizitätsgemeinschaften und virtuellen Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch vereinfachen dies massiv.» Allerdings fordert der Verband die Beseitigung von bestehenden Hindernissen bei der Anwendung dieser Modelle.
Im Aktionsplan 2030 verweist Swissolar auch auf die möglichen negativen Auswirkungen des geplanten Entlastungsprogramms des Bundes. Mit Abstrichen beim Gebäudeprogramm der Kantone würde es weniger interessant, Dächer und Fassaden zu sanieren und mit Solarmodulen auszustatten. Weitere geplante Kürzungen würden die derzeit international starke Position der Schweiz in der Solarenergieforschung und -entwicklung gefährden.
Kosteneffizienter Solarausbau dank Batterien, Elektromobilität und intelligenter Steuerung
Ebenfalls von zentraler Bedeutung für die nächsten solaren Ausbauschritte sind Batteriespeicher: Sie werden laufend günstiger und ermöglichen eine deutliche Erhöhung des Eigenverbrauchs. Zudem werden Batterien von Elektrofahrzeugen kombiniert mit bidirektionalem Laden massgeblich zur Entlastung der Stromnetze beitragen. Swissolar-Geschäftsführer Matthias Egli sagt dazu: «Die Solarbranche ist bereit, die Verantwortung zu übernehmen, die der rasch gestiegene Anteil Solarstrom mit sich bringt. Wir werden gemeinsam mit der Elektrizitätswirtschaft die Regularien so gestalten, dass der weitere Solarausbau kosteneffizient gelingt. Dabei spielen dezentrale Speicher, Elektromobilität und Flexibilität eine entscheidende Rolle».
Weltweiter Trend
Jede Woche kommt global eine Jahres-Solarstromproduktion in der Grössenordnung des AKW Gösgen hinzu. Es zeigt sich, dass Solarstrom unschlagbar günstig ist und rascher als jede andere Technologie ausgebaut werden kann. Eine ähnliche Entwicklung wie bei Photovoltaik in den letzten Jahren zeigt sich nun bei den Batteriespeichern. In Kombination mit Photovoltaik ermöglichen sie eine sichere, stabile und dezentrale Stromversorgung.
Solarmonitor Schweiz 2025: Drei Szenarien für den Schweizer Ausbau der Photovoltaik
Im zeitgleich mit dem Aktionsplan veröffentlichten Solarmonitor Schweiz 2025 präsentiert Swissolar zum zweiten Mal eine detaillierte Analyse des Schweizer Photovoltaikmarkts und liefert drei mögliche Szenarien für den weiteren Ausbau. Der Solarmonitor 2025 gibt zudem Aufschluss über die wirtschaftliche Bedeutung der Branche, erläutert die im nächsten Jahr geltenden neuen Bestimmungen für lokale Strommodelle und zieht Vergleiche mit der internationalen Entwicklung.
