Spekulanten gewinnen gegen Grenchner Quartierbewohner
Einige Bewohner des Quartiers an der Bettlachstrasse-Sonnenrain-Werner Strub Strasse und Jurastrasse in Grenchen stehen vor einer herausfordernden Entwicklung, die von Enttäuschung und Verwunderung begleitet wird. Im Juli 2021 wurden sie überraschend mit der Ankündigung eines Bauprojekts konfrontiert, dass das gewohnte Erscheinungsbild ihrer Nachbarschaft grundlegend verändern würde.
Offener Brief von Bruno Hofer, Grenchen
Foto zVg. von Bruno Hofer
Unter dem Namen "Panoramapark" wurde ein Baugesuch bei der Stadt Grenchen eingereicht, dass die Errichtung von fünf Mehrfamilienhäusern auf einem bisher grünen und von 1-3 Familienhäusern geprägten Areal vorsieht. Dieses überdimensionierte Projekt traf auf vehementen Widerstand der Anwohner, die ihre Bedenken in zahlreichen Einsprachen an die Baudirektion der Stadt herantrugen.
Die geplante Veränderung des Quartiers bedeutet erhebliche Verluste für die Anwohner. Ein über 100 Jahre altes, geschichtlich wertvolles 3-Familienhaus muss dem Projekt weichen, die idyllische Vorgartenlandschaft würde unwiederbringlich zerstört, und das einheitliche Straßenbild der Bettlachstrasse durch eine unschöne "Zahnlücke" beeinträchtigt. Die Platzierung der Gebäude im Projekt scheint nicht von hoher Qualität geprägt zu sein und lässt das Feingefühl vermissen. Die zu großen Baukuben würden die Nachbarn fast erdrücken und ihnen die Aussicht nehmen.
Die Anwohner hofften auf verantwortungsbewusstes Handeln und Rücksichtnahme gegenüber der Umwelt und der Öffentlichkeit, aber es schien, als würden die Gesuchsteller vor allem auf Profit aus sein, ohne Rücksicht auf die Belange der Gemeinschaft.
Im April 2022 erging der Entscheid der Einsprache mit der Baubewilligung der Stadt Grenchen, welche die Einsprachen der Anwohner abwies und das Projekt einstimmig genehmigte. Die meisten Einsprecher waren schockiert und legten Beschwerde beim Kanton ein, in der Hoffnung, dass dieser die Entscheidung rückgängig machen würde. Obwohl das Gebiet zwischen Sonnenrain und Werner Strub-Strasse im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder (ISOS) verzeichnet ist, was seine historische Signifikanz unterstreicht, wurde die Beschwerde der Anwohner im Mai 2023 vom Bau- & Justiz-Departement des Kantons Solothurn abgelehnt. Dabei wurde betont, dass die Entscheidungsgewalt der Vorinstanz, in diesem Fall der Baudirektion Grenchen, respektiert wurde und ihr ein gewisser Ermessensspielraum zukommt.
Dieser Schlussentscheid lässt die Anwohner enttäuscht zurück. Sie hatten gehofft, dass die Baukommission und die Baudirektion der Stadt Grenchen konsequent die Baureglemente und Verordnungen anwenden würden, um die Quartierbewohner vor spekulativen Interessen zu schützen und die Zerstörung des Quartierbilds zu verhindern.
Die Anwohner fühlen sich im Stich gelassen und beklagen den Verlust ihrer geliebten Umgebung sowie die Infragestellung des öffentlichen Interesses an der Erhaltung dieses eigentlich erhaltenswerten und historischen Quartiers. Sie appellieren an die Notwendigkeit einer verantwortungsvollen Stadtentwicklung und hoffen, dass künftig Fachleute in Baukommissionen sitzen und eine Stadtbildkommission die Einhaltung der ästhetischen und historischen Werte der Stadt Grenchen sicherstellt.
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