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Solothurner Wirte: Offener Brief an Bundesrat und Regierungsrat

Die neusten Einschränkungen machen unsere Restaurants kaputt!


Sehr geehrte Frau Bundespräsidentin

Sehr geehrte Damen und Herren Bundesräte

Sehr geehrte Damen und Herren Regierungsräte des Kantons Solothurn


Mit Bestürzung haben wir von den neusten Entscheiden des Solothurner Regierungsrates und den vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie Kenntnis genommen. Sie sind, was uns Wirte anbelangt, nicht nachvollziehbar und deshalb inakzeptabel. Die ohnehin schon gebeutelte Gastronomie kann so nicht überleben, weil die neusten Verordnungen unseres Erachtens nur weitere Elemente in einem Flickenteppich sind und das lange Zögern auf nationaler Ebene sowie das Scheitern des Föderalismus nicht wettmachen können. Es kann nicht sein, dass das politische «Gstürm» (Zitat von Frau Bundespräsidentin Sommaruga) auf dem Rücken des Gastgewerbes ausgetragen wird.

Symbolbild von w.r.wagner / pixelio.de


Wenn wir jetzt zum Mittel eines offenen Briefes greifen, so verstehen wir das nicht als Rebellion, sondern als Notwendigkeit, um auf unsere Lage hinzuweisen und um unsere Beurteilung der zu erwartenden Einschränkungen kund zu tun. Wir Wirte sind uns der Verantwortung, die wir als Betreiber eines öffentlichen Lokals haben, durchaus bewusst. Und wir gehen mit Ihnen als Entscheidungsträger einig, dass die aktuellen Fallzahlen weitere, strikte Massnahmen erfordern, beziehungsweise schon vor Wochen verlangt hätten.


Wir werden jedoch den Verdacht nicht los, dass die nun publizierten Vorgaben so angelegt sind, dass man uns nach wie vor eine gewisse Geschäftstätigkeit erlaubt, um nicht wie bei einer kompletten Schliessung entsprechende Entschädigungsleistungen erbringen zu müssen.


Wir Wirte haben während der ersten Pandemie-Welle früh reagiert und entsprechende Schutzkonzepte erarbeitet. Wir haben die verlangten Vorkehrungen mitgetragen und den Aufwand für deren Umsetzung nicht gescheut: Die Einrichtung auf die verlangten Abstände angepasst und damit eine Platzreduktion hingenommen, Handhygienemittel an die Eingänge gestellt, Abtrennungen zwischen den Tischen eingerichtet, die Maskenpflicht durchgesetzt, die Kontakterfassung aller Gäste organisiert, etc. Und wir haben auch alle Änderungen jeweils fristgerecht umgesetzt. Nun stehen wir an einem Punkt, an dem es an unsere Existenz geht. Jene Wirte, die ihren Betrieb nun bereits schliessen mussten, sind nicht nur Opfer der Pandemie sondern letztlich auch die Leidtragenden einer verfehlten Politik.


Nachdem Ihre Empfehlung zu Home-Office bereits unseren Umsatz am Mittag geschmälert hat, so wird uns noch der Abend dermassen verkürzt, dass für die meisten nur noch eine temporäre oder gar endgültige Schliessung in Frage kommt. Wir können zwar nachvollziehen, dass eine Einschränkung der Mobilität ein Mittel zur Eindämmung des Coronavirus sein kann. Aber dann erwarten wir auch, dass der Einkaufs- und Freizeittourismus über die Grenze und die Reiseaktivitäten noch vor den Festtagen wieder vollkommen unterbunden werden, um diese potenziellen Infektionswege zu unterbrechen.


Lassen Sie uns noch einige konkrete Aspekte und Argumente aus der Gastrobranche auflisten.

  • Restaurants als Infektionsherd: Zwar werden die Restaurants in verschiedenen ausländischen Studien als Risiko bezeichnet, doch solange keine diesbezüglichen Zahlen aus der Schweiz vorliegen (die im Rahmen unserer Verhältnisse und Vorkehrungen erhoben wurden), zweifeln wir daran, dass es bei konsequent eingehaltenen Massnahmen in unseren Betrieben zu vielen Ansteckungen kommt. Zumal es kaum jemand unter uns gibt, der schon einmal eine Namenliste für das Contact Tracing liefern musste ...

  • Kurzfristigkeit der Verordnungen: Ein behördlicher Beschluss an einem Freitag, der bereits am darauffolgenden Tag gelten soll, löst für uns und unsere Gäste Unsicherheit und Zusatzkosten aus (insbesondere beim Einkauf von Frischwaren, die dann nicht verwendet werden können). Selbst wenn die Zeit aus epidemiologischer Sicht drängt, so sind derart kurzfristige Schritte für uns nur mit Verlusten verbunden.

  • Sperrstunde um 19 Uhr: Unsere Restaurants machen einen Grossteil des Umsatzes am Abend. Eine so frühe Sperrstunde bedeutet, dass man auf einen Abendservice verzichten muss. Für all jene Betriebe, die am Mittag wenig Gäste haben, kommt dies praktisch einem Lockdown gleich, was ohne Ausfallentschädigung nicht tragbar ist.

  • Sperrstunde um 21 Uhr: Zwar lässt diese Regelung wenigstens einen Abendservice zu, doch dies bedeutet, dass sich die Gäste auf einen kürzeren Zeitabschnitt konzentrieren und es zusätzliche Anstrengungen erfordert, um alle gleichzeitig bedienen zu können. Dazu ist zu befürchten, dass sich das Zusammensein im Anschluss an den Restaurantbesuch in das private, nicht kontrollierbare Umfeld verlagert.

  • Geschlossener Sonntag: Im Kanton Solothurn gibt es einige Gasthäuser, insbesondere auf den Juraketten, deren Betrieb auf die Wochenenden ausgerichtet ist. Für sie bedeutet der geschlossene Sonntag, dass ihr Überleben gefährdet ist.

  • Finanzielle Unterstützung: Wir tun alles, um die Existenz unserer Mitarbeitenden zu sichern. Bislang konnte für das Personal Kurzarbeit beantragt werden. Zudem wurden zinslose Covid-19-Darlehen gewährt, und vereinzelt hat die Versicherung des Wirtes mit einem Beitrag Kulanz bewiesen. Nach dem enttäuschenden Entscheid im Parlament hängt ein allfälliger Mieterlass jedoch allein vom Goodwill des Vermieters ab. Wo der Wirt auch Inhaber ist, musste er bislang vollkommen auf Unterstützung verzichten und erhielt auch keine EO-Entschädigungen. Dass kann nicht sein!

  • Unfaire Berechnung für die Härtefallregelung: Der Kanton und der Bund haben zwar ein Härtefallprogramm lanciert. Doch all jene Wirte, die sich im Sommer bemüht haben, die innovativ waren und beispielsweise mit erweitertem Freiluft-Angebot oder Take-Away den Ausfall vom Frühling wettzumachen versuchten, die fallen nun aus diesem Raster, da ihre Umsatzeinbusse nun nicht mindestens 40 Prozent beträgt. Das heisst, wer eine Sonderleistung erbrachte, ist nun der Betrogene.

  • Soziale Kontakte: Neben allen kommerziellen Überlegungen darf der soziale Aspekt eines Restaurants nicht vergessen werden. Gerade in einer Zeit, in der Ängste herrschen und die Aggressivität unter den Menschen spürbar zunimmt, sollte das Zusammensein unter kontrollierten Bedingungen und der kulinarische Genuss als wohltuende Abwechslung im ansonst schwierigen Alltag nicht vollends abgewürgt werden.

Wir, eine Gruppe besorgter Wirte und Gastro-Unternehmer, fordern Sie auf, die jüngsten Verordnungen für das Gastgewerbe zu überdenken und in eine praktikable und für uns akzeptierbare Lösung umzuwandeln. Letztlich wäre für uns ein Lockdown, mit der nötigen finanziellen Unterstützung, einfacher zu handhaben als ein Betrieb unter den nun drohenden künftigen Bedingungen!


Für Ihr Interesse an unseren Einwänden danken wir Ihnen und hoffen, dass wir gemeinsam Wege finden, die im Kampf gegen das Coronavirus helfen und gleichzeitig eine ganze Branche vor dem Abgrund retten.


Freundliche Grüsse

Unterzeichnet von den Wirten der folgenden Restaurants in den Kantonen Solothurn und Aargau:

  • Aarhof, Olten

  • Rathskeller/Kreuz, Olten

  • Salmen, Olten

  • Flügelrad, Olten

  • Traube, Trimbach

  • Wilerhof, Starrkirch-Wil

  • Zollhaus, Olten

  • Waadtländerhalle, Olten

  • Barock Bar, Olten

  • Terminus, Olten

  • Riva, Olten

  • Kastaniengarten, Trimbach

  • National, Olten

  • Bodega, Olten

  • Aaria Catering, Olten

  • Aarechalet / Aarebistro, Olten

  • Palmaares, Olten

  • Restaurant Saloon, Olten

  • Hotel Mövenpick, Egerkingen

  • Summertime, Aarau

  • Schmiedstube, Niedergösgen

  • Hotel Kreuz, Mariastein

  • Restaurant Post, Mariastein

  • Isebähnli, Trimbach

  • Rumpel; Trimbach

  • Burger-Bar, Oftringen

  • Halle 5, Muri AG

  • Winterzauber, Aarau

  • Gryffe, Olten

  • Thommen-Gastro Catering

  • Eintracht, Kestenholz

  • Restaurant von Arx, Egerkingen

  • La Carbonara, Olten

  • Fat ‘n’ Happy, Schönenwerd

  • Schloss Falkenstein, Niedergösgen

  • Hotel Amaris, Olten

  • Gleis 13 Bahnhöfli, Olten

  • Gasthof Kreuz, Kappel

  • Lungomare, Olten

  • Zunfthaus zu Wirthen, Solothurn

  • Brasserie Fédérale, Solothurn

  • Egge 14, Solothurn

  • Hotel Restaurant Roter Turm, Solothurn

  • Bader Gastronomie

  • Suteria, Olten

  • Kreuz, Egerkingen

  • zum Turm, Olten

und zahlreiche weitere Gastbetriebe aus der Region Olten / Solothurn

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