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Rückblick auf ein spezielles 2020 im Lindenhaus Grenchen

Als Präsident des "Lindenhaus Grenchen" blicke ich auf ein Jahr zurück, in welchem die einzige Beständigkeit die Unbeständigkeit war, schreibt Matthias Meier-Moreno. Der Start ins 2020 begann vielversprechend, personalmässig waren wir sehr gut aufgestellt und die Besucherzahlen zeigten in den ersten beiden Monaten nach oben. Auch anfangs März schien alles ruhig weiter zu laufen, bis der Freitag der 13. kam. An diesem besagten Tag erliess der Bundesrat wegen COVID-19 den Lockdown und beorderte die Schüler bis Ende April ins Homeschooling.


Matthias Meier-Moreno, Präsident Lindenhaus, Grenchen


Diese Situation liess uns keine andere Wahl, als das Lindenhaus temporär zu schliessen und unsere beiden Jugendarbeiterinnen vorerst ins Homeoffice zu schicken, resümiert Meier-Moreno.

Logo zVg.


Von Anfang an war uns klar, dass wir mit grosser Flexibilität, Kreativität und in Absprache mit dem kommunalen Sicherheitsstab auf diese uns neue Herausforderung reagieren werden. Als oberste Maxime galt dabei immer die Sicherheit der Kinder, Jugendlichen und Mitarbeiterinnen zu wahren. In der ersten Phase mussten wir uns einen Überblick verschaffen und eine gemeinsame Stossrichtung festlegen. Damit unsere Mitarbeiterinnen wieder arbeiten konnten, brauchten wir ein Schutzkonzept. Dieses erlaubte uns, vorerst ohne physische Besucher, die Arbeit wieder aufzunehmen. Gemeinsam feilten Tamara Moser und Melanie Stoller an neuen Formen der digitalen Jugendarbeit. Die Hauptfrage bestand darin, wie können sie den Kontakt während dem Lockdown zu den Kindern und Jugendlichen aufrechterhalten? Was für Bedürfnisse von Seiten Jugendliche sind überhaupt vorhanden, welche Angebote müssen neu geschaffen werden und wie wird das Ganze schlussendlich umgesetzt?


Sich nicht auf Altbewährtes abzustützen zu können und sich stattdessen neu zu erfinden war gar nicht so einfach. Es war ein stetiger Prozess zwischen ausprobieren, wieder verwerfen und dazulernen. In dieser Zeit entstanden digitale Formate wie z.B. das wöchentliche Quiz, welche bis heute rege von durchschnittlich 75 Personen genutzt wird. Zum Glück bestand nach dem Lockdown die Möglichkeit, unter gewissen Schutz- und Hygienebedingungen das Lindenhaus wieder öffnen zu können. Leider zeigte sich, dass eine abrupte Schliessung des Lindenhauses negative Auswirkungen auf unsere Besucherzahlen 2020 (4‘478, -28.8%) hatte und es eine längere Zeit brauchte, um wieder zu einem geregelten Tagesbetrieb zurückzukehren. Davon betroffen waren auch die Vermietungen (-36%), welche gar nicht mehr angeboten werden konnten.


Wie bereits vorgängig von der Schulsozialarbeit und dem Schulpsychologischen Dienst vermeldet wurde, haben auch wir bei unseren Jugendlichen die negativen Auswirkungen des Corona auf die Psyche von Kindern/Jugendlichen festgestellt. Das Homeschooling, die veränderte Tagesstruktur und die fehlenden Sozialkontakte haben Spuren hinterlassen. Die Beratungsgespräche konnten teilweise aufgrund der temporären Schliessungen nicht wie gewohnt während den Öffnungszeiten in physischer Form stattfinden (was die Hemmschwelle enorm erhöhte) und sank im Vergleich zum Vorjahr insgesamt (-53%). Dass die Jugendarbeiterinnen aber trotzdem 120 Beratungsgespräche mit hauptsächlichem Inhalt der Überforderung und Stress durchführten sowie Triagen erhöhen mussten (+1 Fall bzw. 33.3%) zeigt mitunter die negativen psychischen Belastungen bei vielen Jugendlichen deutlich auf. Ähnliches gilt für die Bewerbungs- und Aufgabenhilfe welche auf demselben Niveau (114) wie 2019 geblieben ist. Die Situation für die Lehrstellensuchenden hat sich massiv verschärft, geplante Schnupperlehren konnten nicht durchgeführt werden, was bei den Jugendlichen Unsicherheit, Stress und Druck verursachte.

Nach den Sommerferien bis in den Herbst hinein konnte wieder ein „Normalbetrieb“ mit dementsprechenden Besucherzahlen aufgebaut und sogar das Kochen und der Graffitiworkshop für den Ferienpass durchgeführt werden. Kurz danach wurden wir abermals durch die zweite COVID-Welle gebremst. Dank den gemachten Erfahrungen im Frühling, dem angepassten Schutzkonzept und der Unterstützung des kommunalen Sicherheitsstabs, mussten wir das Lindenhaus nicht wieder schliessen. Stattdessen gab es eine Maskenpflicht und die Anzahl der Besucher (max. 5 bis 20 Jugendliche) mussten jeweils den Vorgaben vom Kanton angepasst werden. Bis Ende Jahr gab es immer wieder kleinere Anpassungen vorzunehmen, welche aber für die Jugendarbeiterinnen in der Zwischenzeit keine grossen Herausforderungen mehr darstellten.


Trotz aller Unsicherheiten und Einschränkungen kamen die Kinder und Jugendlichen dazu, ihre Freizeit im Lindenhaus sinnvoll zu gestalten und nutzen. Dass dies überhaupt möglich war, ist unseren Jugendarbeiterinnen zu verdanken, welchen ein grosses Lob und Dank für diese nicht ganz einfache und herausfordernde Zeit gebührt. Selbstverständlich mussten wir Abstriche bei Projekten und in der Zusammenarbeit mit der Schule machen, sowie blieb vieles in diesem Jahr Corona bedingt auf der Strecke. Jedoch entstand auch Neues, so z.B. unsere Logo oder unsere Webseite www.lindenhausgrenchen.ch und trotz COVID-19 dürfen wir die stolze Besucherzahl von 4478 präsentieren!


Zum Schluss ist es mir wichtig hervorzuheben, dass es den Jugendarbeiterinnen den Umständen entsprechend gelungen ist, die Beziehungsarbeit zu den Jugendlichen aufrecht zu erhalten. Diese über alternative/digitale Kanäle zu erreichen und zu begleiten sowie Hilfen für psychisch belastete Jugendliche zu organisieren (Triage). Hierbei zeigt sich, wie wertvoll die in den letzten Jahren aufgebaute Beziehungsarbeit ist, welche nun zum Tragen kam. Das Lindenhaus-Team hat bewiesen, besonders auch in Krisenzeiten stabil zu bleiben und aktive Kinder- und Jugendförderung zu betreiben!

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