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Gefreutes Grusswort von Bundesrat Beat Jans am 33. Nordwestschweizerischen Jodlerfest

  • Autorenbild: Redaktion soaktuell.ch
    Redaktion soaktuell.ch
  • 15. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Rund 1'700 Teilnehmende und etwa 15'000 Besucherinnen und Besucher reisten dieses Wochenende ans Nordwestschweizerische Jodlerfest nach Reigoldswil (BL). Sie feierten bei Wettkämpfen, Rahmenveranstaltungen und einem Festumzug die regionale Jodler- und Volkskultur. Ein Höhepunkt war sicher die gefreute Festrede von Bundesrat Beat Jans. Wir publizieren sie hier im vollen Wortlaut.


Grusswort von Bundesrat Beat Jans

Bundesrat Beat Jans, EJPD (Foto: Bundeskanzlei)
Bundesrat Beat Jans, EJPD (Foto: Bundeskanzlei)

Sehr geehrte Präsidentin des Organisationskomitees

Liebe Jodlerinnen und Jodler,

liebe Alphornbläserinnen und -bläser,

liebe Fahnenschwingerinnen und -schwinger

Geschätzte Besucherinnen und Besucher


Mich hat es hier auf dem Festgelände gerade gepackt. Vielleicht sollten wir im Bundesrat auch jodeln. Sieben ist eine gute Grösse für ein Jodlerchörli. Jodeln funktioniert in allen Sprachen. Es wirkt entspannend und baut Stress ab. Das mit Holz ausgekleidete Bundesratszimmer – das Chalet – bietet eine gute Akustik und ein heimeliges Stubete-Ambiente. Und statt Wörter werden oft Silbenfolgen gejodelt – man kann also lange singen, ohne viel zu sagen.


Beste Voraussetzungen für unser Jodlerchörli Bundesjutz! Auch im Bundesrat ist es oft ein Hin und Her zwischen Kopf- und Bruststimme, zwischen Vernunft und Herz.


Unser Repertoire an Jodelliedern wäre breit: «Kamerade wämer si», «Äti, chumm stimm mit mir», «B’hüet üs Gott üsi AHV», «Abstimmig i de Bärge», «Echo usem Schwiizervolk», «Wenn d’Armee liedet» – respektive «liidet» – oder mein Lieblingsjodel «Wenn i Gäld gnue hätt».


Liebe Menschen aus Solothurn, dem Aargau, dem Baselbiet und Basel-Stadt

Es ist mir eine grosse Freude, heute hier in Reigoldswil im Fünflibertal am Nordwestschweizer Jodlerfest zu sein. Sie haben es wahrscheinlich schon bemerkt: Ich bin heute nicht als Fahnen-, sondern als Redenschwinger hier.


Gejodelt habe ich – ausser beim Duschen – erst einmal: Vor wenigen Tagen habe ich auf Einladung des Ausserrhoder Präsidenten Andrea Caroni mit dem Ständerat in ein parteiübergreifendes «Zäuerli» eingestimmt. Sie glauben nicht, wie harmonisch der Ständerat klingen kann.


Das war meine allererste gesellige Jodel-Erfahrung. Aber die Liebe zum Singen und zur Musik, die ist mir schon in die Wiege gelegt worden: Mein Vater, der vor über 20 Jahren gestorben ist, hat unter anderem im Kirchenchor St. Franziskus in Riehen und im Männerchor des Turnvereins gesungen. Am liebsten den «Schacher Seppli».


Gemeinsames Singen verbindet. Die Gemeinschaft dabei ist wertvoll, ich weiss das. Und ich weiss, wie wichtig und gross die Arbeit im Hintergrund ist, die beides erst möglich macht. Dem Organisationskomitee rund um die beiden Jodlerklubs «Hohwacht» aus Lauwil und «Spitzeflüeli» aus Waldenburg gebührt ein grosses Dankeschön und ein warmer Applaus!


Übrigens: Das Fünflibertal heisst ja so, weil damals die hiesigen Weberinnen und Weber denen in Basel misstraut haben – oder den «Nötli», die sie für ihre Seidenbändel bekommen sollten. Ich weiss, es gibt noch eine andere Erklärung. Aber die ist für Basel noch unrühmlicher. Und dann funktioniert meine Überleitung nicht…


Die Menschen haben eben schon damals auf das Bekannte, Bewährte, Echte, Handfeste vertraut. Auf Fünflieber eben.


Ähnlich ist es mit dem Wert des Jodelns: Besonders in Zeiten, in denen alles schneller, lauter, globaler und digitaler wird, ist das Jodeln eine Wohltat: analog, echt, urchig und voller Herz. Keine Likes, keine Filter und Fake News – dafür Stimme, Bauch und viel Gefühl. Die Hände in den Taschen statt am Handy.


Was besonders freut: Auch junge Menschen begeistern sich fürs Jodeln und das Brauchtum. Jodeln ist eine lebendige Tradition. Letztes Jahr hat die Schweiz das Jodeln bei der UNESCO als Kandidatur für das Weltkulturerbe eingereicht.


Jodellieder strotzen vor Klischees, sagen manche. Ich sage: Sie zeigen uns die Welt nicht in ihrer ganzen Komplexität. Jodeln ist keine Gesellschaftskritik. Aber: Jodeln ist auch keine Flucht vor der Wirklichkeit, sondern ein Ausgleich dazu. Und gemäss Studien sogar gesünder als Yoga. Denn das Jodeln packt einen. Man spürt es im Zwerchfell. Es packt einen in wohlige Wärme.


Jodeln ist im besten Sinn des Wortes heimelig. Egal ob man jodelt oder nur zuhört: Es gibt Halt und Geborgenheit. Man spürt, wo man herkommt und zuhause ist. Es holt einen herunter und erinnert einen an seine Wurzeln. Und nur wer Wurzeln hat, kann wachsen.


Jodeln hat auch viel mit Demokratie zu tun: Man muss auf die anderen hören, es braucht Respekt, Anstand, Rücksicht und guten Willen. Es kommt auf den richtigen Ton an. Traditionen, Kultur und Regeln sind wichtig. Was zählt, ist das Wir. Jodeln bringt Menschen zusammen und zeigt, dass es gemeinsam besser geht.


Mit Blick auf die Welt sage ich: Jodeln war nie wichtiger! Jodeln ist echt, erdet, gibt Halt und tut gut. Jodeln verbindet und macht Mut.


Das mit dem Bundesrats-Chörli gebe ich in Vernehmlassung. Das würde auch ein schönes Bundesratsfoto geben. Da wäre auch klar, wohin mit den Händen.


Und falls ich meine Kolleginnen und Kollegen nicht überzeugen kann: Ich komme sehr gerne einmal auf ein paar Lieder vorbei. Dann wäre ich dann offiziell Jutz- und Polizeiminister.


In diesem Sinn, jutzen Sie weiter und vergessen Sie nie: Die schönsten Töne sind diejenigen, die man gemeinsam trifft.


Ich wünsche ein unvergessliches Jodlerfest!

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