Auch im Kanton Solothurn nahmen Straftaten im Jahr 2022 zu
Im Kanton Solothurn wurden 2022 insgesamt 21'261 Straftaten polizeilich registriert. Das sind 3’768 (+21,5 %) mehr als im Vorjahr. Der Anstieg geht hauptsächlich auf die Zunahme der Vermögensdelikte zurück. Angezeigt wurden zudem mehr Gewaltdelikte; die Zahl der gemeldeten Fälle von Häuslicher Gewalt ging weiter zurück. Alle Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) finden Sie >hier.
Im Jahr 2022 wurden im Kanton Solothurn insgesamt 21’261 (2021: 17'493) Straftaten polizeilich erfasst, 3’768 mehr als im Vorjahr (+21,5 %). Der grösste Teil davon (knapp 90 %) entfällt wie jedes Jahr auf Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch StGB. In dem Bereich wurden 18'638 Straftaten registriert (+28 %). Wegen Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz wurden 1’195 Anzeigen verzeichnet (-20 %), gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz 377 (-14 %) und 1'051 (+1%) wegen Widerhandlungen gegen andere Bundesnebengesetze.
Die Zahl der erfassten Straftaten war in den vergangenen Jahren rückläufig – in einzelnen Fällen, etwa beim Einbruchdiebstahl, wurden historische Tiefstwerte erreicht. «Der rückläufige Trend wurde im vergangenen Jahr unterbrochen», wie Thomas Zuber, Kommandant der Kantonspolizei Solothurn bei der Vorstellung der Statistik heute ausführte. «Ob dies ein einmaliger Ausschlag oder eine Trendwende ist, lässt sich noch nicht sagen. Die Zahlen haben in der ganzen Schweiz zugenommen. Die Kriminalitätsbelastung der Solothurner Bevölkerung, ausgedrückt in der Häufigkeitszahl (Delikte/1000 Einwohnende), stieg von 52,3 auf 66,5. Vor 11 Jahren lag der Wert bei 77,2. Am stärksten betroffen waren 2022 die Bezirke Solothurn, Olten und Gäu.
Der Anstieg im Kanton Solothurn im Berichtsjahr ist in erster Linie auf die Entwicklung bei den Vermögensdelikten (+2'962 Straftaten, +32 %) zurückzuführen. So wurden 2022 mehr Einbruch-, Einschleiche, E-Bike- und Ladendiebstähle gemeldet als im Vorjahr. Auch die Zahl der Diebstähle aus unverschlossenen Fahrzeugen nahm erneut stark zu.
Nach einem Rückgang im Jahr 2021 nahm auch die Anzahl der erfassten Gewaltstraftaten wieder zu. Sie liegt jedoch noch unter dem Wert von 2019 und 2020. 2022 wurden auch mehr Straftaten gegen die sexuelle Integrität verzeichnet; vermehrt angezeigt wurden Fälle von sexueller Belästigung und Vergewaltigung. Hingegen setzt sich bei der Häuslichen Gewalt im Kanton Solothurn der abnehmende Trend der Vorjahre fort.
Digitale Kriminalität auf dem Vormarsch, hohe Deliktsummen bei Telefonbetrug
Eine steigende Tendenz ist erneut bei der so genannten digitalen Kriminalität zu erkennen. Im Berichtsjahr wurden 949 (2021: 906) Delikte gegen das Strafgesetzbuch über das Internet ausgeübt (Cybermodus); Straftaten wie Betrug, Geldwäscherei und Pornografie wurden überwiegend auf diese Weise begangen. Erfolgreich sind Kriminelle trotz zahlreicher Präventionsbemühungen auch, in dem sie sich am Telefon etwa als falsche Polizisten ausgeben. Zwar wurde 2022 mit Enkel- und Polizeitricks eine geringere Deliktsumme erbeutet als im Vorjahr (2022: ca. 180’000 Franken, 2021: ca. 580'000), doch allein Anfang 2023 wurde der Wert um ein Vielfaches übertroffen.
Mehr beschuldigte Personen
Die Zahl der beschuldigten Personen im Bereich des StGB stieg auf 3’545, das sind 200 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der minderjährigen beschuldigten Personen nimmt seit vier Jahren zu und stieg 2022 von 370 auf 388.
Polizei ist stark ausgelastet, Ermittlungsdruck soll hoch bleiben
«Die Menge an Vermögensdelikten in allen Formen von Diebstählen erhöhen die Kriminalitätsbelastung und beeinflussen das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung», bilanziert Polizeikommandant Thomas Zuber. So hätten unter anderem die Meldungen über herumschleichende Personen stark zugenommen und die Polizei nehme praktisch wöchentlich Verdächtige fest. «Die Zunahme der Delikte hat dazu geführt, dass auch die Polizei stark ausgelastet ist. Unsere Ressourcen sind jedoch beschränkt». Man wolle die uniformierte Präsenz flächendeckend hoch halten, aber auch weiterhin Schwerpunkte setzen etwa im Kampf gegen die organisierte Kriminalität. Schweizweit weise der Kanton eine der höchsten Kriminalitätsbelastung aus, belege aber in Bezug auf die Polizeidichte einen der letzten Plätze. «Die Bearbeitung der Fälle bindet viele Kräfte. Die Fälle nehmen zu und werden allgemein komplexer, gleichzeitig wird das Aufgabengebiet der Polizei breiter», so Zuber. Als Erfolg führte Zuber vor den Medien die Gründung des neuen Fahndungs- und Aktionsdienstes aus, welcher im Zuge der Korpserhöhung letztes Jahr seine Arbeit aufnahm.
Repression und Prävention
«Politik und Polizei müssen alles dransetzen, die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten», betonte Regierungsrätin Susanne Schaffner. «Dazu braucht es den richtigen Mix aus Präsenz, raschen Interventionen, Repression und Prävention». Sie dankte der Bevölkerung dafür, wie sie die Polizei unterstützt und verwies nochmals auf das neue Polizeigesetz, das nun vor allem im präventiven Bereich neue Möglichkeiten bietet. Schaffner erwähnte auch nochmals die Verunsicherung, welche die Brandserie im Wasseramt und die Überfallserie in Solothurn im vergangenen Jahr auslösten. «Mit jeweils einem beträchtlichem Personaleinsatz konnte die Polizei die Tatverdächtigen ermitteln und die Serien stoppen. Dafür möchte ich allen Beteiligten nochmals danken».
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