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2022: Höchste Anzahl Ertrinkungsopfer seit knapp 20 Jahren

Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG registrierte im vergangenen Jahr so viele tödliche Ertrinkungsopfer wie seit knapp 20 Jahren nicht mehr. Im 2022 verloren insgesamt 63 Personen in Schweizer Gewässern ihr Leben. Der äusserst warme Sommer lockte überdurchschnittlich viele einheimische Personen, aber auch Touristen und ausländische Staatsangehörige, ins erfrischende Nass, was sich bedauerlicherweise in der Ertrinkungsstatistik manifestierte.


SLRG

Symbolbild von Rainer Sturm / pixelio.de


Seit 2003, dem Hitzesommer, sind in Schweizer Gewässern nicht mehr so viele Menschen tödlich ertrunken wie im Jahr 2022. Insgesamt verloren 63 Personen bei Aktivitäten am, im oder auf dem Wasser ihr Leben. Suizide werden dabei nicht in die Ertrinkungsstatistik der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG eingeschlossen. Das Wichtigste in Kürze:

  • 63 Personen fielen im Jahr 2022 einem tödlichen Ertrinkungsunfall zum Opfer, davon waren 12 (19%) weiblichen und 51 (81%) männlichen Geschlechts. Damit liegt die Anzahl Opfer um knapp 40% über dem langjährigen Mittel.

  • Die meisten tödlichen Ertrinkungsunfälle ereigneten sich mit 60 Fällen in offenen Gewässern, davon 34 (57%) in Seen, 23 (38%) in Flüssen und 3 (5%) beim Tauchen. In Schwimmbädern ereigneten sich 3 tödliche Ertrinkungsunfälle, welche knapp 5% aller Fälle im 2022 ausmachen.

  • Der langjährige Trend hat sich auch im Jahr 2022 bestätigt. Die erste Häufung von tödlichen Ertrinkungsunfällen wird im Alter zwischen 15-30 Jahren mit insgesamt 12 Fällen beobachtet. Neu rückt das höhere Alter in den Fokus. Letztes Jahr ertranken in der Schweiz insgesamt 26 Personen über 65 Jahre.

Nachdem das Jahr 2021 mit 36 Todesopfern unter dem langjährigen Mittelwert lag, verzeichnete die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG letztes Jahr knapp 40 Prozent mehr tödliche Ertrinkungsfälle als im Zehnjahresschnitt mit 46 Todesopfern. Diese hohe Zahl ist leider nicht ganz überraschend. Aufgrund des ausgiebigen und sehr warmen Sommers im letzten Jahr, haben sich sehr viele Menschen am, im und auf dem Wasser aufgehalten. Die Statistik zeigt eine Korrelation von tödlichen Ertrinkungsunfällen mit steigenden Temperaturen und anhaltenden Sonnenstunden über die Sommersaison.


Die meisten Todesopfer wurden mit 60 Fällen in offenen Gewässern verzeichnet, was 95 Prozent aller tödlichen Ertrinkungsopfer entspricht. Davon wurden 34 Personen oder 54 Prozent im See und 23 Personen oder 37 Prozent im Fluss registriert. Hinzu kommen drei Tauchunfälle, welche separat geführt werden, sich jedoch allesamt ebenfalls in einem See ereigneten. In öffentlichen Schwimmbädern sind letztes Jahr drei Menschen verstorben. Jeweils ein vier- und fünfjähriges Mädchen sowie ein 46-jähriger Mann, letzterer aufgrund eines medizinischen Problems.

Allgemein weisen Männer ein erhöhtes Risiko auf, tödlich zu ertrinken. Im Geschlechtervergleich zeigt sich ein klares Bild. Eine erste Häufung auf der Altersachse von tödlichen Ertrinkungsunfällen zeigt sich wie im langjährigen Vergleich im Alter zwischen 16 und 30 Jahren. Auch hier dominieren die Männer das Ertrinkungsgeschehen. Den insgesamt drei weiblichen Personen stehen neun männliche Personen in dieser Altersspanne gegenüber, die in Schweizer Gewässern tödlich ertranken. Im Vergleich zur ersten Häufung zeigt unsere Statistik neu ein gleichhohes Ertrinkungsrisiko in den Altersgruppen 61 bis 75 Jahre sowie 75 bis 90 Jahre. Daraus lässt sich eine neue Risikogruppe der über 65-Jährigen ableiten. Insgesamt 4 weibliche und 22 männliche Personen aus diesen zwei Alterssegmenten ertranken letztes Jahr tödlich.


Falsche Risiko- und Leistungseinschätzung

Über alle Altersgruppen hinweg ertranken 51 Männer und 12 Frauen tödlich, was einem Verhältnis von ungefähr 4:1 entspricht. Während in jüngeren Jahren das geschlechterunterschiedliche Risikoverhalten und ein Überschätzen der eigenen Fähigkeiten plausible Gründe für die erhöhten Werte auf männlicher Seite darstellen, sind die Ursachen bei der älteren Generation aufgrund der fehlenden Datenlage noch nicht geklärt. Allenfalls spielen in dieser Alterskategorie vermehrt auch medizinische Probleme und ein gleichzeitiges Überschätzen der körperlichen Leistungsfähigkeit eine Rolle. Aufgrund der vorliegenden Informationen über die in die einzelnen Ertrinkungsunfälle involvierten Personen kann die Herkunft der Todesopfer nicht repräsentativ aufgeschlüsselt werden.


Die SLRG versucht seit Jahren mittels verschiedener Massnahmen, die Zahl der Ertrinkungstoten zu senken. Jedes Jahr werden in Zusammenarbeit mit unserem Partner Visana über hundert neue Bade- und Flussregeltafeln der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG in Schwimmbädern, an Flüssen und Seen sowie an gut frequentierten Bade- und Einstiegstellen aufgestellt. Damit sollen die Menschen daran erinnert werden, dass die Gefahren im Wasser nicht unterschätzt werden sollen. Denn anhand der vorliegenden Informationen wird vermutet, dass viele der tödlichen Unfälle vermieden werden könnten, würden sich die Menschen an die jeweils sechs Bade- und Flussregeln der SLRG halten. Ergänzend zu den Regeln gilt es: Sich nur ins Wasser zu begeben, wenn man sich hundertprozentig wohl und fit fühlt. Gleichzeitig kann es nicht schaden, den gesunden Menschenverstand immer wieder zu Rate zu ziehen und entsprechend zu handeln. Wenn auch nicht alle, könnten mit einer jeweils fundierten Beurteilung der Situation vor dem ins Wasser steigen einige Unfälle vermieden werden. Die Bade- und Flussregeln sind auf der Webseite der SLRG (www.slrg.ch) in 14 Sprachen zu finden.

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