Banken reagieren auf Nationalbank-Entscheid: Zinsen steigen wieder
Erstmals seit über einem Jahrzehnt korrigiert die Nationalbank den Leitzins nach oben. Was das für Sparerinnen und Sparer bedeutet, verrät moneyland.ch.
Symbolbild von tokamuwi / pixelio.de
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Donnerstag den Leitzins erhöht – um einen halben Prozentpunkt von -0.75 auf nur noch -0.25 Prozent. «Das ist das erste Mal seit 15 Jahren, dass die SNB den Leitzins erhöht – also ein historisches Ereignis», sagt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch.
Der Schritt war zwar grundsätzlich zu erwarten, doch die SNB griff überraschend früh ein, wie Analyst Felix Oeschger von moneyland.ch sagt. Zudem sei die Erhöhung grösser, als viele Marktbeobachter zunächst erwartet hatten.
Die Leitzinserhöhung begünstigt einen weiteren Zinsanstieg bei vielen verschiedenen Finanzprodukten. Dazu gehören etwa Kassenobligationen und Hypotheken. Bei diesen Produkten hat die Zinswende allerdings bereits stattgefunden: Die Zinsen steigen schon seit Anfang Jahr. Anders ist es bei Spar- und Privatkonten, wie Oeschger erklärt: «Bis jetzt hat sich bei den Zinssätzen von Bankkonten noch nichts geändert. Behält die SNB ihren Kurs bei, ist aber auch bei Spar- und Privatkonten mit steigenden Zinsen zu rechnen.»
Weniger Negativzinsen
moneyland.ch hat bei verschiedenen Banken nachgefragt, wie sie auf den Entscheid der SNB reagieren. Mehrere Banken bestätigen, dass sie die Negativzinsen reduzieren. So heisst es etwa bei der UBS und der Credit Suisse, man werde die Negativzinsen sowohl für Privat- als auch Firmenkundinnen und -kunden ebenfalls um einen halben Prozentpunkt anpassen. Auch Raiffeisen Schweiz empfiehlt sämtlichen Raiffeisenbanken, künftig nur noch 0.25 statt 0.75 Prozent für Negativzinsen zu verrechnen.
Zwar gilt die Zinsänderung der SNB bereits ab dem 17. Juni. Die angepassten Gebühren für Privatkundinnen und -kunden treten hingegen bei vielen Banken erst am 1. Juli 2022 in Kraft. Es gibt aber auch Ausnahmen: Die Zürcher Kantonalbank reduziert den Negativzinssatz zeitgleich mit der SNB. Bei der Postfinance soll die Anpassung bis spätestens 1. Juli 2022 für alle Privat- und Geschäftskundinnen umgesetzt werden. Bei grossen und institutionellen Kunden geschehe es zuerst.
Weitere Zinserhöhungen erwartet
Die Antworten der Banken zeigen: Auch wenn die Gebühren noch nicht Geschichte sind, werden von Negativzinsen betroffene Kunden künftig deutlich weniger stark zur Kasse gebeten. Allerdings werden weiterhin Negativzinsen auf die Sichtguthaben der Banken bei der SNB erhoben werden, wenn sie den Freibetrag überschreiten. «Also können die Banken auch jetzt noch Negativzinsen auf Kundenkonten rechtfertigen – bei weiteren Zinsschritten der SNB zieht diese Argumentation aber nicht mehr», so Oeschger.
Und es ist durchaus davon auszugehen, dass das nicht die letzte Zinserhöhung der SNB gewesen sein dürfte. Thomas Jordan, Präsident der Nationalbank, wies bereits bei der Ankündigung der aktuellen Zinserhöhung darauf hin, dass bald weitere folgen könnten. Auch Oeschger hält das für wahrscheinlich: «Denn es ist fraglich, ob die Inflation in der Schweiz allein mit der heutigen Leitzinserhöhung in Schach gehalten werden kann.»
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