Strassenverkehrsunfälle 2022: Mehr schwere Unfälle in der Schweiz
Im letzten Jahr haben 241 Menschen bei einem Verkehrsunfall ihr Leben verloren und 4002 Menschen wurden schwer verletzt. Im Vergleich zu den Vorjahren ist somit ein deutlicher Anstieg bei den schweren Verkehrsunfällen zu verzeichnen. Am stärksten betroffen von diesem Anstieg sind E-Bike-Fahrende und Insassen von Personenwagen. Das geht aus der Strassenverkehrsunfallstatistik 2022 des Bundesamts für Strassen (ASTRA) hervor. Die Ursachen werden jetzt detailliert eruiert.
ASTRA
Symbolbild von Hartmut910 / pixelio.de
Die Zahl der Getöteten und der Schwerverletzten auf Schweizer Strassen hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Insgesamt starben 241 Personen und 4002 Personen wurden schwer verletzt. Das entspricht einer Zunahme von 41 Getöteten und 69 Schwerverletzen gegenüber dem Vorjahr.
Vertiefende Analyse gestartet
Der markante Anstieg getöteter und schwerverletzter Insassen von Personenwagen im letzten Jahr verläuft entgegen dem langjährigen Trend rückläufiger Unfallzahlen. Das ASTRA führt deshalb eine umfassende Analyse zum Unfallgeschehen von Personenwagen durch, um mögliche Ursachen für diese Entwicklung zu eruieren. Erste Resultate sollten im dritten Quartal 2023 vorliegen.
Personenwagen
Im Jahr 2022 haben auf Schweizer Strassen 87 Insassen eines Personenwagens ihr Leben verloren. Das ist ein Plus von 22 Getöteten verglichen zu 2021. 768 Personenwagen-Insassen wurden schwer verletzt (+ 30 Schwerverletzte im Vergleich zu 2021). Der grösste Anstieg bei den Getöteten und Schwerverletzten (Schwerverunfallten) ist in folgenden Altersgruppen zu verzeichnen: + 20 auf 121 Schwerverunfallte bei den 55- bis 64-Jährigen, + 21 auf 95 Schwerverunfallte bei den 65- bis 74-Jährigen und + 30 auf 145 Schwerverunfallte in der Altersgruppe 75 Jahre oder älter. Bei den 18- bis 24-Jährigen ist hingegen ein Rückgang zu verzeichnen (- 21 auf 125 Schwerverunfallte). Am stärksten stieg die Zahl der Schwerverunfallten bei Schleuder- und Selbstunfall (+ 48 auf 446 Schwerverunfallte) und Frontalkollisionen (+ 22 auf 149 Schwerverunfallte).
Von den 630 schwerverunfallten Personenwagen-Lenkenden (225 Schwerverunfallte waren Mitfahrende) haben 74 Prozent den Unfall selbst verursacht. Während Geschwindigkeit als Hauptursache dieser Unfälle rückläufig ist (- 23 auf 61 Schwerverunfallte) spielt der Zustand des Lenkenden als Hauptursache eine deutlich grössere Rolle – allen voran Einwirkung von Alkohol (+ 19 auf 89 Schwerverunfallte), gefolgt von Einwirkung von Arzneimittel oder andere medizinische Einflussfaktoren (+ 21 auf 51 Schwerverunfallte) sowie Übermüdung / Einschlafen (+ 13 auf 43 Schwerverunfallte).
Motorräder
Im vergangenen Jahr starben 46 Motorradfahrende (2021: 47 Getötete) auf Schweizer Strassen und 1063 wurden schwer verletzt (2021: 1067 Schwerverletzte). Während jüngere Altersklassen bis 24 Jahre und ältere Altersklassen ab 55 Jahre einen Anstieg bei den Schwerverunfallten verzeichneten, sind die Schwerverunfallten in den mittleren Altersklassen zurückgegangen. Von den 1051 Motorradlenkenden (58 Mitfahrende) waren 66 Prozent die Hauptverursacher des Unfalls. Die häufigsten Hauptursachen sind dabei nach wie vor Geschwindigkeit und Unaufmerksamkeit.
Fahrräder
Im Jahr 2022 kamen 19 Personen auf einem Fahrrad ums Leben (2021: 22 Getötete) und 769 Personen wurden schwer verletzt (2021: 819 Schwerverletzte). Die am stärksten betroffene Altersklasse ist mit 170 Schwerverunfallten die Gruppe der 55- bis 64-Jährigen (2021: 158 Schwerverunfallte). Der zahlenmässig stärkste Rückgang von schwerverunfallten Fahrradfahrenden ist in der Altersklasse 65-74 Jahre zu beobachten (- 29 Schwerverunfallte auf 77 Personen in 2022). Bei den Unfällen handelt es sich mehrheitlich um Schleuder- oder Selbstunfälle und häufig verursachten die Fahrradlenkenden den Unfall selbst.
E-Bikes
In 2022 wurden 23 Personen auf einem E-Bike getötet (2021: 17 Getötete) und 560 Personen wurden schwer verletzt (2021: 531 Schwerverletzte). Von den schwerverunfallten E-Bike-Fahrenden waren 460 Personen mit einem langsamen E-Bike unterwegs (2021: 450 Schwerverunfallte), mit einem schnellen E-Bike waren es 123 Personen (2021: 98 Schwerverunfallte).
Sowohl bei den langsamen als auch bei den schnellen E-Bikes weist die Altersklasse der 55-64-Jährigen die meisten Schwerverunfallten auf; in dieser Altersklasse sind die Schwerverunfallten auch am stärksten angestiegen (+ 24 auf 112 Schwerverunfallte bei den langsamen E-Bikes; + 11 auf 37 Schwerverunfallte bei den schnellen E-Bikes). Von den 579 schwerverunfallten E-Bike-Lenkenden (4 Schwerverunfallte waren Mitfahrende) haben Dreiviertel den Unfall selbst verursacht. Die häufigsten Hauptursachen in diesen Unfällen waren Unaufmerksamkeit und Ablenkung, Fehlverhalten des E-Bike-Lenkenden und Einwirkung von Alkohol.
Fussgängerinnen und Fussgänger
Im Jahr 2022 kamen 36 Fussgänger und Fussgängerinnen bei einem Verkehrsunfall ums Leben (37 Getötete im Jahr 2021). Davon verunglückten 9 Personen auf einem Fussgängerstreifen (2021: 14 Getötete) und 27 Personen abseits eines Fussgängerstreifens (2021: 23 Getötete). Darüber hinaus wurden 445 Personen schwer verletzt (2021: 424 Schwerverletzte).
E-Trottinette
Auf einem E-Trottinette wurden im letzten Jahr 3 Personen getötet (2021: keine Getöteten) und 114 Personen schwer verletzt (2021: 89 Schwerverletzte). Die meisten Opfer schwerer Unfälle waren in der Altersklasse 25-34 Jahre (31 Schwerverunfallte; + 13 Personen im Vergleich zu 2021), gefolgt von der Altersklasse 35-44 Jahre (27 Schwerverunfallte; - 3 Personen im Vergleich zu 2021). Von den 115 schwerverunfallten E-Trottinette-Lenkenden (2 Schwerverunfallte waren Mitfahrende) haben 101 Personen bzw. 88 Prozent den Unfall selbst verursacht. Einwirkung von Alkohol war dabei die häufigste Hauptursache (bei rund einem Drittel der Unfälle).
Fahrzeugähnliche Geräte
Im vergangenen Jahr wurden 4 Personen auf einem fahrzeugähnlichen Gerät getötet (in 2021 keine Getöteten). Bei den Schwerverletzten sind die Zahlen auf 52 Personen zurückgegangen (2021: 62 Schwerverletzte). 20 Schwerverunfallte waren Kinder im Alter von 2 bis 13 Jahren (2021: 28 schwerverunfallte Kinder). Bei rund 79 Prozent der Schwerverunfallten war das fahrzeugähnliche Gerät ein Trottinette ohne Elektroantrieb.
Hinweise zur Statistik
Die Jahresstatistik der Strassenverkehrsunfälle basiert auf dem Informationssystem Strassenverkehrsunfälle des ASTRA. In diesem werden alle von der Polizei gemeldeten Unfälle auf öffentlichen Strassen oder Plätzen erfasst, in die mindestens ein Motorfahrzeug, ein Fahrrad oder ein fahrzeugähnliches Gerät verwickelt ist. Als getötet gelten Personen, die infolge eines Unfalls auf der Unfallstelle oder innerhalb von 30 Tagen nach dem Unfall an den Unfallfolgen sterben.
Seit dem Jahr 2020 werden fahrzeugähnliche Geräte (FäG) rückwirkend bis zum Jahr 2011 als eigene Fahrzeugkategorie veröffentlicht. Bis zum Jahr 2017 wurden FäG der Kategorie «Fussgänger» zugeordnet, in den Jahren 2018 und 2019 der Fahrzeugart «Andere».
E-Trottinettes sind keine fahrzeugähnlichen Geräte (FäG) und werden je nach Fahrzeugmerkmalen den Kategorien «Motorfahrräder» oder «andere motorisierte Fahrzeuge» zugeordnet. Sie können erst seit November 2019 durch die Polizei differenziert erfasst werden. In Zusammenarbeit mit den kantonalen Polizeien hat das ASTRA die Unfalldaten für E-Trottinettes rückwirkend bis zum 1. Januar 2019 ergänzt.
Das ASTRA hat das Fachportal für Unfalldaten www.unfalldaten.ch und ein interaktives Dashboard www.astra.admin.ch/dashboard-de zeitgleich mit der vorliegenden Statistik aktualisiert. Das Fachportal enthält Tabellen und ergänzende Grafiken zu den Unfällen sowie weitere nützliche Informationen. Im Dashboard lassen sich mit Hilfe einer Karte, verschiedenen Diagrammen und einer Vielzahl an Filtermöglichkeiten die Unfälle mit Personenschaden seit 2011 individuell analysieren. Zudem ist auf dem Geoportal des Bundes eine Karte der Unfälle mit Personenschaden seit 2011 – aufgegliedert nach verschiedenen Themen – verfügbar: https://map.unfalldaten.ch.
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