SRG-Wahlbarometer: Wählerstimmen wandern nach rechts
Das SRG-Wahlbarometer des Instituts Sotomo spricht Klartext. Als gesichert gilt, dass die SVP die Nationalratswahl am 22. Oktober 2023 gewinnen dürfte. Dies berichtet SRF am Mittwochabend. Gemäss den Umfragen legt die Volkspartei 2 Prozent zu und kommt neu auf einen Wähleranteil von 27.6 Prozent. Damit kratzt die SVP an ihren Erfolgen von 2007 und 2015, als sie je einen Wähleranteil von um die 29 Prozent schaffte. Die SVP profitiert sicher vom in der Deutsch- und Westschweiz hervorragend agierenden neuen Bundesrat Rösti.
Während die Resultate von SP, FDP und GLP weitgehend stabil sind, sacken die Grünen gemäss Wahlbarometer regelrecht ab und zwar um 2.5 Prozent auf einen Wähleranteil von nur noch 10.7 Prozent. Irgendwie scheint grüne Politik im Moment, angesichts eines Krieges in Europa, Inflation, hoher Energie- und Mietkosten sowie teuren Hypotheken, im Hintertreffen zu sein. Die Menschen im Land haben schlicht existenzielle Probleme. So sind gemäss SRG-Wahlbarometer die Krankenkassenprämien plötzlich die grösste politische Herausforderung. Der Klimawandel wurde auf den zweiten Platz verdrängt. Das Pendel scheint nach den "grünen" Wahlen 2019 also bereits im Jahr 2023 zurück zu schlagen. Wie massiv, werden wir erst am 22. Oktober wissen.
SVP auf Platz 1, SP auf Platz 2 - das scheint heute wahrscheinlich. Interessant dürfte der Kampf um Platz 3 werden. Die bisher drittstärkste Partei im Land, die FDP, wurde im aktuellen SRG-Wahlbarometer von der Mitte (ehemals CVP und BDP) überholt. Die Mitte legt einen schon lange nicht mehr dagewesenen Endspurt hin und verbessert sich seit der letzten Umfrage um 1 Prozent auf neu 14.8 Prozent.
Die Mitte wird wahrscheinlich von enttäuschten Wählenden aller anderen Parteien wieder wählbar. Auszahlen dürfte sich die konsequent anti-russische Position, welche die Mitte-Partei im Ukraine-Krieg eingenommen hat, während sich gewisse SVP-Exponenten als "Russland-Versteher" outen und viele Schweizerinnen und Schweizer vor den Kopf stossen.
Grund könnte aber auch sein, dass viele Wählerinnen und Wähler, welche vor vier Jahren noch grün gewählt haben, in die Mitte abdriften, weil sie die Lösung der oben erwähnten dringendsten Probleme eher den erfahrenen National- und Ständeräten/innen der Mitte zutrauen. Auch SVP-Wählende, die während der Corona-Krise durch die massnahmenkritische Haltung ihrer Partei erbost wurden, könnten zur Mitte abwandern. Es gab damals viele Parteiaustritte von langjährigen, treuen Wählenden.
Die Sozialdemokraten legen, gemäss Umfrage, nur marginal zu. Die SP hat kein inhaltliches, sondern ein personelles Problem. Den Sozialdemokraten fehlen schlicht und einfach die vertrauenswürdigen Führungspersönlichkeiten. Einfach nur jung oder weiblich zu sein, genügt nicht - vor allem nicht in derart schwierigen Zeiten, in denen wir heute leben. Jetzt wäre Lebenserfahrung, Bodenhaftung und hohe Glaubwürdigkeit an der Spitze einer Partei gefragt - auch bei den Sozialdemokraten. Nichts gegen das jetzige Führungsteam an Partei- und Fraktionsspitze der Sozialdemokratie, aber das grosse Feld der "alten Sozis" wird kaum mehr bewirtschaftet, angesprochen und abgeholt. Dabei hätte die SP inhaltlich derzeit viel Potenzial.
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