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Schweizer Kinder brauchen die Kinderrente

Der Nationalrat hat mehrheitlich für die Abschaffung der Kinderrente entschieden. Im Herbst beugt sich der Ständerat über das Geschäft. Störend ist, dass Kinderrenten ins Ausland ausbezahlt werden. Doch die Kinderrenten in der Schweiz haben eine gewaltige Bedeutung. Sie müssen unbedingt beibehalten werden. Deren Erfinder haben sich seinerzeit nämlich viel überlegt bei der Einführung.


Symbolbild von Phillip Goldsberry / unsplash.com


Rentner mit Kindern, die noch in Ausbildung sind, bekommen einen finanziellen Zustupf aus der AHV. Diese sogenannte Kinderrente ist stark umstritten – auch weil ein Teil davon ins Ausland, besonders oft nach Thailand, fliesst. Der Nationalrat will deshalb die Kinderrenten ersatzlos streichen. Wer Unterstützung brauche, bekomme Ergänzungsleistungen.


Vorteil der heutigen Kinderrente: Sicherung der Ausbildung über die Pensionierung hinaus

Der Vorteil der heutigen Kinderrente ist, dass sie planbar ist. Alle, die vor der Pensionierung eine Vorsorgeplanung (Finanzplanung über die Pensionierung hinaus) machen, können genau ausrechnen, wie lange sie nach der Pensionierung noch wie viel Kinderrente erhalten. Gerade bei zwei oder drei Kindern in Ausbildung ist das absolut zentral. So ist die Ausbildung der Kinder auch über den Pensionierungstermin der Eltern hinaus gesichert. Mit Ergänzungsleistungen wäre das nicht so.


Abschaffung der Kinderrenten In hohem Masse diskriminierend

Die Mehrheit des Nationalrats will nun aber, dass Kinder in Ausbildung von Eltern im AHV-Alter kein Geld mehr erhalten. Wären ihre Eltern zwei oder drei Jahre jünger und noch berufstätig, würden sie Kinderzulagen erhalten. Wären ihre Eltern IV-Rentnerinnen und -Rentner, würden die Kinder das Geld für ihre Ausbildung ebenfalls erhalten. Aber weil die Eltern pensioniert sind, erhalten sie nichts mehr. 

Ein in hohem Masse unschweizerischer und diskriminierender Entscheid. Ein neues Modell mit Ergänzungsleistungen ist einige Jahre vor der Pensionierung schlicht nicht planbar. Das führt zu einem finanziellen Blindflug der Betroffenen gegen die Felswand.


Alle Hoffnung auf dem Ständerat

Hoffentlich kippt der Ständerat den fatalen Entscheid des Nationalrats noch. Denn die Erfinder der Kinderrente haben sich seinerzeit sehr wohl viel überlegt, als sie eingeführt wurde. Sie haben vielleicht nicht mit dem Abfluss der Kinderrenten im grossen Stil ins Ausland gerechnet. Das mag sein. Aber Kinder kosten in der Schweiz nun mal viel Geld. Nicht umsonst bewegen sich beispielsweise auch Kinderalimente bei Scheidungen mehrheitlich im Bereich zwischen 600 bis 1200 Franken monatlich.


Die Kinderrente sichert den zum Zeitpunkt der Pensionierung noch unterhaltspflichtigen Mädchen und Buben die Fortführung ihrer Ausbildung und ihres Lebensstandards bis zum Abschluss der Erstausbildung, auch wenn das Einkommen der Eltern wegbricht. Meistens handelt es sich ohnehin nur noch um wenige Jahre. Und wenn ein Kind Studieren könnte, wird es aus finanziellen Gründen nicht davon abgehalten.


Wie aber soll ein pensionierter Vater mit einer AHV-Rente und vielleicht einer kleinen Pensionskassenrente, bei zwei oder gar drei ausbildungspflichtigen Kindern über die Runden kommen? Vor allem, wenn er für Ergänzungsleistungen nicht in Frage kommt. Und das ist relativ schnell der Fall.


Gerade der Mittelstand wird mit der neuen Idee von Ergänzungsleistungen doppelt bestraft. Hat ein pensionierter Familienvater nämlich ein Einfamilienhaus und eine 3. Säule sowie etwas Erspartes, wird er nie Ergänzungsleistungen für seine Kinder sehen. Dann muss er zuerst das Ersparte aufbrauchen, die 3. Säulen-Konten räumen (die eigentlich für die Amortisation oder den Unterhalt des Hauses gedacht waren) und am Schluss noch sein Haus verkaufen, bis er einen Rappen Ergänzungsleistungen sieht. Irgendwann sind die Kinder denn weg, und das Ersparte sowie im schlimmsten Fall das Haus auch.


So soll die neue Familien- und Mittelstandspolitik des Bundes für rund 31'000 Kinder von rund 22'000 Rentnern und ca. 2'000 Rentnerinnen künftig aussehen. Es sind zugegeben wenige. Sie haben kaum eine politische Macht. Aber hinter ihnen stehen Kinder, die nichts dafür können, dass ihre Eltern kein Einkommen mehr haben. Umso störender ist der Entscheid des Nationalrats. Hier wird Geld am falschen Ort gespart und ein funktionierendes, einfaches System über den Haufen geworfen und total verkompliziert.


Für viele betroffene Mittelstandsfamilien wird dereinst wohl nur die Auswanderung übrig bleiben, weil der Bund sie vergessen hat. Bleibt also alle Hoffnung auf dem Ständerat.


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