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Nordwestschweizer Schwingfest: Bundesrätin Amherd hielt Festansprache im Brugger Schachen

Am 7. August 2022 fand im Brugger Schachen eines der grössten Schwingfeste der Region statt, das Nordwestschweizer Schwingfest. Beim Kräftemessen traten die 130 stärksten Schwinger der ganzen Nordwestschweiz und eine Auswahl an Gästeschwingern aus der übrigen Schweiz gegeneinander an. Das Nordwestschweizer Schwingfest ist das letzte grosse Kräftemessen vor dem Eidgenössischen 2022 in Pratteln.


OK NWS 22 / VBS

Foto: VBS


Organisiert wurde das Fest in Brugg vom lokalen Schwingklub Baden-Brugg. Dieser bildete ein Organisationskomitee. Deren Präsident war Ständerat Thierry Burkart. Am Sonntag hielt Bundesrätin Viola Amherd, Chefin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), die Festansprache in Brugg. Wir publizieren sie hier im vollen Wortlaut.


Ich freue mich, die Schwinger wieder im Sägemehlring im Einsatz zu sehen und hochklassigen Schwingsport mitzuerleben.


Zuletzt weilte ich in Colombier unter der Schwingerfamilie, wo ich zum 125-jährigen Jubiläum der gratulieren konnte.


Heute geht es nicht um Verbandsfeierlichkeiten. Die aktiven Schwinger, die kurz vor dem Saisonhöhepunkt, dem Eidgenössischen, zu einem letzten Formtest antreten, stehen im Mittelpunkt.

Und ich weiss, Sie alle warten gespannt auf den sechsten Gang – und vor allem auf den Schlussgang.


Lassen Sie mich trotzdem noch ein paar Worte sagen.


Der OK-Präsident dieses Festes, Thierry Burkart, hat mich angefragt, ob ich nach Brugg kommen wolle.

Ich habe diese Anfrage von Thierry gerne angenommen.


Gemeinsam haben wir schon oft den einen oder anderen politischen Hosenlupf bestritten und auch gewonnen. Zuletzt bei der Kampfjetabstimmung.


Sie wissen, auch in der Politik fliegen ab und zu Späne, wenn auch nur verbal.


Aber die «Sieger» putzen den Widersachern nach dem Kampf nicht wie beim Schwingen das Sägemehl vom Rücken, sondern wir geben uns die Hand, treffen uns zu einem friedlichen Austausch über die Parteigrenzen hinweg – meistens wenigstens.


Diese Gemeinsamkeit zwischen Schwingen und Politik hat in der Schweiz eine lange Tradition und gehört zu unserer Demokratie: Nach dem Kampf im Sägemehlring oder in der Politarena folgt die Versöhnung, das Gespräch, das gemeinsame Bier. Nicht nur auf der politischen Bühne, auch auf Verbandsebene gibt es unterschiedliche Meinungen. Das kennen Sie alle: auf der einen Seite die Traditionalisten, auf der anderen die Erneuerer.


Im Schwingen ist das Festhalten an der Tradition und am langjährigen Brauchtum ausgeprägt wie wohl in keiner anderen Sportart. Und trotzdem besteht die Bereitschaft zu periodischen Veränderungen. Dazu gehört unter anderem, dass heutzutage zahlreiche Schwingfeste live übertragen werden.


Auch das VBS hat bei den Erneuerungen mitgezogen. Im Herbst 2012 durften mit Schwingerkönig Kilian Wenger und ihrem Verbandsschwinger Christoph Erb erstmals zwei Athleten in die Spitzensport-RS einrücken.


Unterdessen sind auch die Spitzensport-WK’s der Schwinger schon beinahe Tradition. Im vergangenen Winter haben 25 Schwinger unter der sportlichen Leitung von Schwingerkönig Matthias Glarner in Magglingen insgesamt 819 Spitzen-Sport-WK-Tage absolviert, die mit Erwerbsersatz EO und Sold entschädigt wurden.


Die Spitzensportförderung der Armee ist aus dem Schweizer Sport nicht mehr wegzudenken.


Mir ist bewusst, dass die Unterstützung durch den Bund, im Vergleich mit dem Ausland nicht direkt mit hunderten von Arbeitsstellen, sondern subsidiär auf Schweizer Art, nicht allen gleich gut gefällt. Viele möchten noch mehr − und andere eher weniger.


Einige möchten nicht, dass Schwingen von der Armeesportförderung profitiert, da es sich nicht um eine olympische Sportart handelt.


Aber wieso sollen wir den Besten dieser urtümlichsten aller Schweizer Sportarten diese Möglichkeit nicht auch bieten?


Auch sie haben Leistungskriterien, zum Beispiel den Gewinn eines eidgenössischen Kranzes, zu erfüllen, um von diesen Spitzensport-WK’s in Magglingen zu profitieren. Und sie müssen als Vorbilder für die Jungschwinger beim Leiten von Nachwuchstrainings helfen.


Ab dem nächsten Winter steht den Athleten beim Bundesamt für Sport in Magglingen sogar eine Schwinghalle zur Verfügung. Damit fallen die zeitraubenden täglichen Fahrten in Schwingkeller der Region weg. Die Schwinghalle wird für Jugend+Sport- und weitere Ausbildungskurse genutzt. Sie kommt also nicht nur der Elite zu Gute, sondern auch dem Nachwuchs.


So, nun habe ich genug über Politik und Verbands-Angelegenheiten gesprochen.

Ich danke allen, dem OK mit Thierry Burkart an der Spitze, den zahlreichen Helferinnen und Helfern, den Sponsoren und nicht zuletzt den «Täfelibuben», die dieses Fest ermöglicht haben.


Und den Aktiven rufe ich zu: bleiben Sie verletzungsfrei, besonders diejenigen, die von ihren Verbänden selektioniert werden, damit sie in drei Wochen am «Eidgenössischen», ihrem Saisonhöhepunkt, in Pratteln antreten und die gesteckten Ziele erreichen können.


Mit Ihnen zusammen freue ich mich mit jetzt auf die sechsten Gänge und vor allem auf einen spannenden Schlussgang.


«Guet Schlungg»!

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