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Möriken-Wildegg: Ansprache von Bundespräsidentin Viola Amherd an der Bundesfeier 2024

An dieser Stelle publizieren wir die Ansprache von Bundespräsidentin Viola Amherd, anlässlich der Bundesfeier vom 31. Juli 2024 in Möriken, im vollen Wortlaut.


VBS

Symbolbild von Sahbi / unsplash.com


"Ich halte diese Ansprache auf Walliserdeutsch. Nicht nur, weil mir das Freude macht, sondern vor allem, weil das explizit so gewünscht worden ist.


Man hat mir versichert, dass Ihnen dies dank Ihrem Berghaus auf der Bettmeralp keine Probleme bereiten wird. Ich hoffe, ich bringe mit meinem Dialekt auch ein bisschen Ferienstimmung zu Ihnen.


Man ging sogar soweit, mir zu sagen, man könnte in den Sportferien auf der Bettmeralp eine Möriken-Wildegg Gemeindeversammlung abhalten.


Das ist wahrer Gemeinschaftssinn!


Sie können sich vorstellen, dass man als Bundesrätin am 1. August ähnlich gefragt ist wie Ihr Berghaus in der Sportwoche.


Den Medien habe ich entnommen, dass die Mitglieder des Bundesrates zusammengezählt 19 Reden zum 1. August halten werden.


Ich halte nur eine davon. Deshalb will ich mir besonders Mühe geben, Ihnen hier gerecht zu werden. Für die Vorbereitung von dieser Rede habe ich mir also Unterstützung geholt von den motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Swisstopo.


Und sie waren äusserst gründlich, als es darum ging, Daten über Möriken-Wildegg bereitzustellen:


Jetzt weiss ich, dass Möriken-Wildegg 3’562 Quadratmeter Lockergestein hat, 48'559.99 Quadratmeter Gehölzfläche und 96'671.13 Quadratmeter Fliessgewässer.


Wenn man mit dem Böötli vom Bundeshaus in Bern nach Möriken-Wildegg reisen wollte, müsste man sich 141.8 Kilometer die Aare hinuntertreiben lassen.


Mit dem Rennvelo hingegen würde man nur rund 88.5 Kilometer fahren.


Und im Garten eines Hauses, das 325 Meter östlich von uns liegt, ist der Mittelpunkt von Möriken-Wildegg.


Vom Mittelpunkt der Schweiz ist Ihre Gemeinde 68'445.52 Meter entfernt.


Der Mittelpunkt der Schweiz ist übrigens nicht das Rütli, das ist nur die Wiege unserer Eidgenossenschaft, wie mir die Mitarbeitenden von Swisstopo versichert haben.


Der Mittelpunkt ist die Alp Älggi im Kanton Obwalden.


Mit diesen Informationen auf Papier bin ich leider nicht weitergekommen. Darum habe ich mich persönlich informiert, was Ihre Gemeinde ausmacht.


Neben dem Schloss Wildegg und dem «wilden Egg» der Aare, hat man mir erklärt, dass Wildegg auf der einen Seite das industrialisierte Zentrum sei, wobei sich Möriken auf der anderen Seite die landwirtschaftliche Natur bewahrt habe.


Mit diesem Bild steht Möriken-Wildegg für viele Gemeinden in der Schweiz.


«Die Schweiz» - das sind Wiesen mit Kühen, Berge und Natur.


«Die Schweiz» ist auch eine starke Wirtschaft, ein Innovationsplatz und ein hochstehender Bildungsstandort.


«Die Schweiz» sind verschiedene Kulturen und Sprachen. Es macht unser Land aus, dass diese Vielfalt selbstverständlich ist.


Spätestens seit 1848 ist uns klar, dass man Bürgerin und Bürger von einem Land sein kann, auch wenn man sehr verschieden ist.


So mögen wir verschiedene Kulturen leben, aber wir tun es in gegenseitigem Respekt.


Wir mögen verschiedene Sprachen sprechen, aber wir reden nicht aneinander vorbei.


Und wir mögen intensive und harte Debatten führen, aber wir beziehen alle mit ein.


Zu verdanken haben wir dies einer unglaublichen Leistung der Schweiz, die dieses Jahr das 150. Jubiläum feiert.


1874 hat unser Land mit einer Verfassungsrevision das Referendum und damit die direkte Demokratie eingeführt.


Die direkte Demokratie basiert auf der Idee, der Stimme des Einzelnen möglichst viel Gewicht zu geben.


Nicht nur wir in der Schweiz verstehen dieses politische System als Erfolgsmodell.


Es ist aber nicht selbstverständlich, dass dies so bleibt.


Die Demokratie braucht uns Bürgerinnen und Bürger, die sie pflegen, die in ihr mitwirken.


Sie überträgt auf jede und jeden einzelnen die Verantwortung, die Stimme auch zu nutzen, die sie uns gibt.


Wir können diese Stimme nutzen, um unsere Meinung kundzutun. Und wir müssen sie auch nutzen, um zu einer gemeinsamen Verständigung zu kommen und zusammen Ziele zu erreichen.


Polarisierung ist nicht die Lösung für die Herausforderungen unserer Zeit. Wir können die Herausforderungen nur zusammen lösen.


Dieser Sommer hat uns das anschaulich vor Augen geführt. In verschiedenen Teilen unseres Landes haben wir die Wucht des Klimawandels gespürt.


Es hat mich beeindruckt, wie die Menschen in den betroffenen Gebieten und die Freiwilligen zusammenstanden und einander halfen. Ebenso wichtig war die schnelle und unbürokratische Hilfe von Zivilschutz, Feuerwehr und Armee.


Auch die vergangenen Jahre mit der Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und leider zahlreichen weiteren Konflikten waren nicht einfach.


Sie haben uns einmal mehr in Erinnerung gerufen, wie wertvoll es ist, in Sicherheit zu leben.


Damit dies so bleibt, braucht es unser Engagement.


Ich wünsche mir, dass wir als Land, als Gesellschaft, als Bürgerinnen und Bürger von Möriken-Wildegg wie auch den anderen Gemeinden und Städten in der Schweiz, unsere Aufgaben mit Mut und Zuversicht anpacken.


Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger


Wir sind hier 56'288,84 Meter vom Bundesbrief von 1291 (Bundesbrief Museum) und 58'686,43 Meter vom Rütli entfernt.


Aber wir sind heute Abend ganz nah dran an dem, was die Schweiz ausmacht: Wir kommen zusammen, diskutieren, tauschen Meinungen aus und stossen dann gemeinsam an.


Ich wünsche Ihnen einen schönen 1. August!"

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