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Krankenkassenprämien 2022 steigen voraussichtlich um weniger als 1 Prozent

Die Krankenkassenprämien 2022 werden laut Comparis-Prognose trotz einer voraussichtlichen Kostensteigerung der versicherten Leistungen von 2 bis 3 Prozent nur um weniger als 1 Prozent steigen. Laut Comparis-Krankenkassen-Experte Felix Schneuwly erlaubt eine Verordnungsänderung den Krankenkassen einen deutlich stärkeren Reservenabbau als in der Vergangenheit.

Symbolbild von Paul-Georg Meister / pixelio.de


Die gesamten Gesundheitskosten in der Schweiz dürften laut der Prognose von Comparis mit der Konjunkturforschungsstelle KOF 2022 um rund 3,8 Prozent steigen. Die für die Krankenkassenprämien relevanten Kosten werden aber voraussichtlich lediglich um die 2 bis 3 Prozent klettern. Weil die Krankenkassen zudem mehr Reserven abbauen dürfen als bisher, rechnet Comparis somit für 2022 mit einem Anstieg der Grundversicherungsprämien von weniger als 1 Prozent.


Pandemiebedingte Effekte erschweren Prognose

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) publiziert im Rahmen des Kostenmonitorings die medizinischen Kosten zu Lasten der Grundversicherung. Pandemiebedingt können diese Daten heuer kaum zu Prognosezwecken beigezogen werden. So sind die Gesundheitskosten in der Grundversicherung pro versicherte Person im ersten Quartal 2020 gegenüber dem ersten Quartal 2019 um 4,5 Prozent angestiegen. Im ersten Quartal 2021 sind die Kosten hingegen gegenüber dem ersten Quartal 2020 um 2 Prozent gesunken.


«Das durch die Pandemie bedingt veränderte Angebots- und Nachfrageverhalten sowie die unterschiedlich verzögerte Rechnungsstellung der Ärzte, Spitäler etc. bringt Unruhe in die Statistik und erschwert Prognosen», erklärt Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.


Wachstum Gesundheitskosten: Eher 2 bis 3 als 3,8 Prozent

Schneuwly prognostiziert für das laufende und nächste Jahr ein Kostenwachstum der medizinischen Leistungen zu Lasten der Grundversicherung von je 2 bis 3 Prozent. Er geht davon aus, dass die KOF auch das prognostizierte Gesamtwachstum der Gesundheitsausgaben von 3,8 Prozent etwas nach unten korrigieren wird.


Als Hauptursachen für den im Vergleich zu früheren Jahren etwas gedämpften Kostenanstieg sieht Schneuwly folgende Faktoren: Die 2012 eingeführte Spitalfinanzierung, den zunehmenden Anteil der Grundversicherten mit alternativen Versicherungsmodellen, die Medikamentenpreissenkungen und den begrenzten Anteil an den Kosten der Alterspflege.


Welche Auswirkung die vielen weiteren gesundheitspolitischen Reformen haben, sei dagegen noch nicht absehbar, warnt der Comparis-Krankenkassenexperte. Er befürchtet eher höhere Bürokratiekosten als eine weitere Dämpfung des Anstiegs der Kosten für die versicherten medizinischen Leistungen. Und der Effekt der leeren Arztpraxen und Spitäler im Frühling 2020 wegen Corona auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung und auf die medizinische Versorgung müsse wie Long-Covid noch genauer untersucht werden.


Tiefere Prämien dank mehr Spielraum für Reservenabbau

Eins ist für Schneuwly allerdings klar: Die Grundversicherungsprämien dürften 2022 nochmals deutlich weniger steigen als die Gesundheitskosten. Viele Versicherte dürfen sich auf eine Nullrunde, einige gar auf leicht tiefere Prämien freuen. Der Grund: Das Krankenversicherungsaufsichtsgesetz (KVAG) verlangt seit der Inkraftsetzung 2017 in jedem Kanton und in jeder Prämienregion mindestens kostendeckende Prämien. «Darum haben die Krankenversicherer seither die Prämien eher zu hoch als zu tief prognostiziert. Das hat zum Anstieg der Reserven auf über 11 Milliarden Franken geführt», so Schneuwly.


In den letzten beiden Jahren habe das BAG angesichts der hohen Reserven bei der Prämiengenehmigung beide Augen zugedrückt. Mit den Reserven wiederum hätten die Kassen an den Kapitalmärkten so hohe Renditen erzielt, dass sie die Defizite des Versicherungsgeschäfts decken und gleichzeitig die Reserven weiter erhöhen konnten.


Mit einer Verordnungsänderung gibt der Bundesrat den Krankenkassen nun mehr Spielraum für den Abbau der Reserven. Sprich: Das BAG kann nun zu tiefe Prämien bewilligen. Schneuwly warnt allerdings vor einem zu raschen und zu massiven Reservenabbau: «Baut die ganze Branche wie 2008 und 2009 die Reserven rasch und massiv ab, droht danach ein ähnlicher Prämienschock.» Die Kosten steigen allerdings nicht wie 2010 und 2011 um jährlich 4 Prozent, sondern um 2 bis 3 Prozent. Deshalb wäre der Prämienschock laut Schneuwly etwas milder.

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