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Gemeinden können von Dorfzeitungen profitieren - wenn sie gut gemacht sind

  • Autorenbild: Redaktion soaktuell.ch
    Redaktion soaktuell.ch
  • 24. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Juli

Immer mehr Gemeinden bieten neben ihrer offiziellen Website auch noch eine Dorfzeitung an. Doch viele davon könnte man sich sparen. Sie landen am Abend schon im Altpapier und sind pure Geldverschwendung. Einige sind aber regelrechte Perlen. Wir stellen Ihnen zwei gute Beispiele aus unserer Region vor.

Screenshot Dorfzytig Neuendorf.
Screenshot Dorfzytig Neuendorf.

Immer weniger Leute haben heute noch ein Zeitungsabonnement. Die bekannten Tageszeitungen in der Region Aargau-Solothurn publizieren immer mehr ihrer Artikel im Internet, aber leider hinter einer Paywall, sprich, man muss sich dort registrieren und bezahlen. Und das machen die wenigsten. Die Internet-Zeitung soaktuell.ch ist eine der wenigen Online-Medien, die gratis für die Verbreitung von Nachrichten aus Gemeinden und Vereinen genutzt werden kann und auf der sich die Lesenden nicht registrieren müssen.


Wie kann eine Gemeinde ihre Einwohnerinnen und Einwohner also sonst noch erreichen? Richtig: Via Gemeindewebsite, via Social Media und mit einer eigenen Dorfzeitung. Viele kleine und mittlere Gemeinden haben heute eine solche Dorfzeitung oder eine ähnliche Publikation. Doch die meisten davon sind schlecht gemacht. Viele verstehen den Unterschied der verschiedenen Kommunikationskanäle einfach nicht, respektive nutzen sie falsch.


Eine Gemeinde, die neben der Website eine regelmässige Papier-Publikation herausbringt, sollte sich diese etwas kosten lassen. Eine Dorfzytig, die nichts kosten darf, kann man sich gleich sparen. Aber gut gemacht, mit einer mehrköpfigen Redaktion dahinter, kann eine Dorfzeitung langfristig zu einer Publikation werden, die man sehnlichst erwartet und die man aufbewahrt oder gar sammelt. Schliesslich gibt es in jeder Gemeinde Journalisten, PR-Leute, Fotografen oder gar Pensionierte, die gegen eine angemessene Entschädigung gerne lokal recherchieren und publizieren.


Wie oft sollte eine Dorfzytig erscheinen?

Mindestens zwei- bis viermal jährlich. Einfach regelmässig sollte es sein.


Welches Format soll eine Dorfzeitung haben?

Ideal sind die klassischen Formate A4 oder A5. Diese Formate können in gängigen Couverts physisch verschickt werden oder können als PDF-Datei heruntergeladen und gut lesbar ausgedruckt werden. Sie können auch in gängigen Bundesordnern abgelegt werden - für all die Generationen, die Dorfzeitungen gerne noch in Papierform sammeln und sich ein Archiv anlegen.


Was gehört in eine Dorfzeitung?

  • Redaktionelle, gut lesbare und süffig geschriebene Geschichten mit mindestens 1200-1800 Zeichen. Kürzestmitteilungen als "Fünfzeiler" der Gemeindeverwaltung sind auf der Gemeindewebsite besser aufgehoben.

  • Vorwort/Editorial eines Mitglieds der Exekutive (abwechselnd, keine Selbstdarstellung der immer gleichen Person)

  • Viele Bildergalerien

  • Vereinsnachrichten

  • Ratgeber-Beiträge z.B. über Natur, Garten, Tiere (Neophyten, Igel, Marder, Fuchs, Buchsbaumzünsler usw.)

  • Entsorgungsthemen (Littering, Glas, Papier, Plastik, Oel usw.)

  • Nachhaltigkeitsthemen (z.B. Photovoltaik, öV, Velo usw.)

  • Vorberichte und wiederkehrende Berichte von Organisationskomitees vor Festen und Events (z.B. Jubiläumsfeste, Chilbis, Dorffeste, Gewerbeausstellungen usw.).

  • Nachberichte von Festen und Events mit vielen Bildern.

  • Nachberichte über Schulanlässe mit vielen Bildern

  • Vorberichte und Nachberichte über Seniorenreisen (Senioren sind die treuesten Leser/innen von Print-Produkten)

  • Porträts und Interviews mit bekannten oder prominenten Persönlichkeiten aus der Gemeinde wie Künstler, Musiker, Sportler, Unternehmer, Politiker, Influencer, Moderatoren usw.

  • Berichte mit Neuigkeiten von Zweckverbänden und Gemeindewerken (z.B. Elektra, Wasser, TV, Kreisschule usw.), sofern relevant und nicht bloss tagesaktuell.

  • Porträts über Gewerbe und KMU in der Gemeinde

  • Porträts und Interviews mit alteingesessenen Menschen aus der Gemeinde oder Neuzuzügern.

  • Kulturelle Beiträge über Kunst, Architektur, Denkmalschutz, Museen, Theater usw.

  • Die Gemeinde einst und jetzt (interessante Archivbilder)

  • Alles rund um Kindergarten und Schulen (Aufgabenhilfen, Betreuungsangebote, Nachhilfen, Porträts neuer Lehrpersonen usw.)

  • Artikel über Jugendangebote, Jugendtreff, Discos, Parties, Konzerte, Open-Airs usw.

  • Vorberichte und Nachberichte über religiöse und kirchliche Themen und Veranstaltungen

  • Inserate


Was gehört auf die Website und/oder ins offizielle Publikationsorgan der Gemeinde?

  • Totalrevisionen von Reglementen

  • Jahresrechnungen

  • Investitionsrechnungen

  • Jahresberichte

  • Budgets

  • Erhöhung von Steuern, Gebühren und Abgaben

  • Administrative und technische Gemeindemitteilungen, etwa Öffnungszeiten über Feiertage, Informationen zum Strom- oder Wasserzähler, Abfallgebühren, Feuerwehrrekrutierungen usw.

  • Alle Kürzestmitteilungen ("Fünfzeiler") der Gemeindeverwaltung, z.B. temporäre Verkehrsbeschränkungen, Unterbrüche der Wasserversorgung, Einquartierung von Militär, Sirenen-Probealarme usw.)

  • Alle Informationen, die nur stichwortartig vorhanden sind

  • Baupublikationen und Einbürgerungen

  • Wahl- oder Abstimmungspropaganda

  • Polarisierende politische Themen vor Abstimmungen oder Wahlgeschäfte.

  • Alles Tagesaktuelle


Gute Beispiele von Gemeindezeitungen

Exemplarisch für viele kreative und gute Dorfzeitungen in der ganzen Schweiz haben wir zwei herausgepickt, die ihr Handwerk verstehen und es richtig gut machen.


Die "Dorfzytig" Neuendorf ist am 4. Dezember 2019 erstmals erschienen und erscheint seither dreimal jährlich in einer Auflage von 1200 Exemplaren. Anfang Juli 2025 ist die 18. Ausgabe erschienen. Ihr Umfang beträgt 36 Seiten. Die Zeitung wird von einer dreiköpfigen Redaktion gestaltet, ist abwechslungsreich, informativ und von A-Z gespickt mit positiven Geschichten aus dem und über das Dorf. Mittlerweile ist die "Dorfzytig" aus Neuendorf nicht mehr wegzudenken und ein echtes Plus der Gemeinde. Hier hat Platz, was die grossen Tageszeitungen längst nicht mehr bringen.


"KappelNews" ist älter. Die Zeitung erscheint seit November 2016 im solothurnischen Kappel und zwar halbjährlich in einer Auflage von 1750 Exemplaren. Die Ausgabe Dezember 2024 hat einen Umfang von satten 44 Seiten. Auch hinter "KappelNews" steckt eine mehrköpfige Redaktion. Die Artikel sind gut geschrieben und man scheut auch heikle Themen, wie etwa "Tempo 30 Zonen", nicht. "KappelNews" ist modern, übersichtlich und professionell gestaltet. Auch die Gemeinde Kappel profitiert stark von der eigenen Dorfzeitung. Sie ist fester Bestandteil der Kommunikation mit den Einwohnerinnen und Einwohnern und jede Ausgabe wird sehnlichst erwartet.


Zusammenfassung

Kürzlich wurde im thurgauischen Märstetten das Budget abgelehnt. Die Februar-Ausgabe der Märstetter Dorfzeitung wäre gefährdet gewesen. Dass ihre Gemeinde ohne Budget ins neue Jahr starten musste, war den Märstetterinnen und Märstettern offenbar egal, aber dass ihre geliebte Dorfzeitung im Februar mangels Geld ausgefallen wäre, liessen sie nicht auf sich sitzen. Sie sammelten Geld und stellten so die Februar-Ausgabe ihrer Dorfzeitung sicher. Das zeigt, welchen Stellenwert eine gut gemachte Dorfzeitung erreichen kann.


Vor allem kleine und mittlere Gemeinden machen Dorfzeitungen, weil man sich in diesen Gemeinden untereinander noch kennt und diese Gemeinden in den grossen Medien meist untergehen. In den anonymen Städten sind eigene Zeitungen auch aus Kostengründen weniger beliebt. Viele Redaktionen kleiner Dorfzeitungen graben immer wieder interessante Geschichten über die Gemeinde oder ihre Persönlichkeiten aus und überraschen so die Leserschaft. Aber das braucht nicht nur Engagement, sondern auch eine gewisse redaktionelle Professionalität der Macher. Und die kostet natürlich etwas. Doch, wenn die eigene Dorfzeitung gut gemacht wird, lohnt es sich.


Sie darf nicht nur für die Zweitverwertung von Kurzmeldungen ab der Gemeindewebsite dienen. Sonst verkehrt sich der Sinn einer Dorfzeitung rasch ins Gegenteil. Auf solche Produkte wartet niemand. Man nimmt sie aus dem Briefkasten, blättert die paar Seiten Inhalt durch und schmeisst sie kopfschüttelnd ins Altpapier. Unterhaltung und Mehrwert gleich null.

Eine Gemeindewebsite muss informieren, eine gutgemachte Dorfzeitung muss neben Informationen vor allem fesselnde Geschichten aus der Gemeinde erzählen. Das ist der Unterschied.

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