Bautätigkeit 2025 bei +0.6 Prozent: Hohe Preise sind ein Problem
- Redaktion soaktuell.ch
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Das Schweizer Bauhauptgewerbe zeigt ein gemischtes Bild: Während der Wohnungsbau dank tieferer Zinsen und hoher Nachfrage weiter wächst, stagniert der Wirtschaftsbau und der Tiefbau erholt sich erst allmählich. Für 2026 erwartet der Schweizerischer Baumeisterverband SBV trotz konjunktureller Unsicherheiten eine Zunahme der Bautätigkeit um 1.9%. Wohnungsbau und Tiefbau bleiben die zentralen Treiber, während hohe Baukosten und rückläufige Gesuche den Aufschwung bremsen könnten.
SBV / Redaktion soaktuell.ch

Sparte Wirtschaftsbau stagniert auf tiefem Niveau
Trotz der jüngsten Absichtserklärung zwischen den USA und der Schweiz betreffend Zölle und Aussenhandel bleibt die konjunkturelle Unsicherheit hoch. Seit zwei Jahren leidet die Sparte Wirtschaftsbau unter einer Schwäche. Ihr Umsatz ist von 0.8 auf mittlerweile 0.7 Mrd. Franken pro Quartal gesunken. Laut Bauindex hält die Schwächephase 2026 an. Das Schweizer BIP wächst nächstes Jahr voraussichtlich mit 0.9% langsamer als 2025 (1.2%), während die Arbeitslosenquote höher liegen dürfte (3.2% in 2026, 2.9% in 2025). Im laufenden Jahr beträgt die Inflation 0.2%. Die Schätzungen der Prognoseinstitute zur Entwicklung der Konsumentenpreise im nächsten Jahr reichen von 0.2% bis 0.5%.
Wohnungsbau: Aufschwung hält noch 6-9 Monate
Die Sparte Wohnungsbau hingegen nimmt weiter zu. Seit Januar 2025 liegt ihr Umsatz bei 6 Mrd. Franken (+7%). Höhere Angebotsmieten und die Zinssenkungen der jüngeren Vergangenheit stimulieren die Wohnbautätigkeit. Der Aufschwung dürfte bis zum Ende des zweiten Quartals 2026 anhalten. Gegen eine Fortsetzung des Höhenflugs nach diesem Zeitpunkt sprechen zum einen die weiterhin hohen Baukosten, eine jüngste Abnahme der Baugesuche und die voraussichtliche Senkung des Mietzinses von Bestandswohnungen. Der SBV rechnet mit 44.000 neuen Wohnungen im laufenden Jahr. Sie reichen jedoch nicht aus, um den Wohnungsmangel zu beseitigen. Deshalb ist es wichtig, dass die Einsprachen auf schützenswerte Interessen zu beschränken, Baugesuche zu beschleunigen und die Direktanwendung von ISOS zu reduzieren.
Hohe Baupreise und teure Offerten schaden jedem Bauunternehmen selber
Bis Oktober 2024 lag der Baupreisindex des Bundesamtes für Statistik (BFS) für das gesamte Baugewerbe bei 115,2 Punkten (Basis Oktober 2020 = 100). Dies entspricht einer Zunahme von 15,2% gegenüber dem Stand von Oktober 2020. Die Preise für viele Baustoffe stiegen besonders stark an. Einige Berichte zeigen, dass man für die Beschaffung vieler Baustoffe bis Anfang 2024 20 bis 80 Prozent mehr bezahlen musste als noch vier Jahre zuvor (2020). Beispiele für starke Preissteigerungen sind etwa die Backsteine oder der Zement. Backsteine haben sich zwischen November 2022 und Anfang 2024 teilweise um 36% verteuert, und die Preise für mineralische Baustoffe wie Zement stiegen von 2022 auf 2023 um ca. 40%. Der Preisauftrieb betraf sowohl den Hochbau (z.B. Wohngebäude) als auch den Tiefbau (z.B. Strassenbau), wobei die prozentuale Steigerung im Tiefbau in einigen Phasen stärker war. Die Kundschaft nimmt diese Preiserhöhungen nicht "gottgegeben" hin, reagiert mit Absagen von Offerten, Redimensionierungen, Abwarten oder verlagert Aufträge zunehmend auch an Unternehmen aus dem benachbarten Ausland. Schweizer Bauunternehmer sind aufgerufen, Preiserhöhungen der Baustofflieferanten nicht mehr kritiklos hinzunehmen und weiter zu geben, sondern Druck zu machen, alternative günstigere Lieferanten von Baustoffen zu suchen oder auch den Mut zu haben, zwischendurch mal im Ausland Baustoffe einzukaufen. Kurz: Die Baustoffpreise müssen runter und zwar sofort. Die Argumente Teuerung und Strompreise können von den Lieferanten nicht mehr für Preiserhöhungen herangezogen werden.
Tiefbau vor Erstarkung
Eine Herausforderung im Jahr 2025 war der Tiefbau. Zwischen Januar und September hat der Bereich einen Umsatz von 8.3 Mrd. Franken erreicht (-4%). Sowohl der öffentliche als auch der private Tiefbau haben jeweils einen Negativausweis vorgelegt. Die Daten deuten auf gelegentliche Redimensionierungen von Bauprojekten hin. Medienberichte sprechen von Verzögerungen aufgrund technischer oder organisatorischer Schwierigkeiten. Der Ausblick hingegen ist verhalten positiv. Gemäss Bauindex dürfte der Tiefbau bis Ende nächsten Jahres wieder leicht wachsen. Höhere Zuschläge bei öffentlichen Ausschreibungen in den letzten beiden Quartalen sowie ein gut gefüllter Arbeitsvorrat untermauern diese Prognose. Der Preisdruck bleibt aber ein Problem.
Zunahme der Bautätigkeit 2026 um 1.9% erwartet
Die Baumeister haben in den ersten drei Quartalen 2025 einen Umsatz von 17.6 Mrd. Franken erreicht (+0.6%). Die Auftragseingänge stiegen gar um 3.3% auf 17.9 Mrd. Franken. Für das Gesamtjahr 2025 lässt der Bauindex auf ein Umsatzplus von 0.6% schliessen, für 2026 gar von 1.9%. Als Wachstumstreiber fungieren der Wohnungsbau und der Tiefbau. Beim öffentlichen Hochbau stehen die Zeichen grundsätzlich auf positives Wachstum, aber die Sparte schwankte stark in den letzten Quartalen. Der Wirtschaftsbau sendet keine positiven Impulse.
