Pflegefälle in der Familie – wie Angehörige die Situation meistern
Wenn ein Familienmitglied zu einem Pflegefall wird, ist das für alle Angehörigen eine herausfordernde Situation. Allerdings handelt es sich um nichts, was nur selten vorkommt, sondern früher oder später muss sich fast jeder Schweizer und jede Schweizerin mit der Pflege von geliebten Personen auseinandersetzen. Umso wichtiger, sich frühestmöglich über das Thema zu informieren.

Neue Realität akzeptieren
Bevor Angehörige weitere Schritte einleiten, müssen sie erst einmal die neue Situation akzeptieren. Das ist nicht immer einfach, da die tiefgreifenden Veränderungen eine grosse emotionale Belastung darstellen können. Oft ist es sinnvoll, erst einmal zur Ruhe zu kommen und sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Wir können anderen nur dann helfen, wenn wir unser eigenes Wohlbefinden im Blick behalten.
Offen über die emotionale Belastung sprechen
Sobald wir die neue Realität akzeptiert haben, sollten wir die Kommunikation mit Familienmitgliedern, Freunden oder auch völlig Fremden suchen. Letzteres bietet sich unter anderem im Rahmen von Selbsthilfegruppen an. Es gibt viele Selbsthilfegruppen in der Schweiz und das zu den unterschiedlichsten Themen. Neben Depressionen, Krebs und Süchten sind auch Pflegefälle in der Familie ein weitverbreitetes Thema, das Menschen in allen Kantonen zur Bildung von Unterstützungsnetzwerken animiert. Mit anderen über das Problem zu sprechen, kann uns entlasten und neue Perspektiven eröffnen.
Unterstützung für die Pflege beantragen
Wenn es um die finanzielle Unterstützung von Pflegebedürftigen geht, gibt es dank der starken Wirtschaft in der Schweiz viele Möglichkeiten. Pflegebedürftige können Assistenzbeiträge und Hilflosenentschädigung bekommen, während pflegende Angehörige die Möglichkeit haben, sich für ihre Arbeit entlohnen zu lassen. Theoretisch ist es sogar möglich, dass Angehörige die Pflege zu ihrem Beruf machen und ihr Gehalt über eine Spitex beziehen. Ob sie das Voll- oder Teilzeit tun, bleibt ihnen überlassen. Grundsätzlich ist beides möglich. Welche Aufgaben das Pflegen von Angehörigen umfasst, hängt immer von der jeweiligen Situation ab. Die Pflichten reichen von emotionaler über körperliche bis hin zu medizinischer Unterstützung.
Rechtliche Fragen klären
Nicht jeder Pflegefall erfordert dieselbe rechtliche Unterstützung, aber eine umfassende rechtliche Betreuung ist nur selten notwendig. Eine klar formuliert Vorsorgevollmacht sollte hingegen fast immer vorliegen. Insbesondere dann, wenn der Pflegefall nicht körperlich, sondern psychisch eingeschränkt ist. Bei einer mentalen Beeinträchtigung ist es nur schwer möglich, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Das Ausstellen einer Vorsorgevollmacht sollte daher gegebenenfalls noch vor der Beantragung von finanziellen Mitteln erfolgen. So wird verhindert, dass es zu unnötigen rechtlichen Problemen oder Verzögerungen bei Hilfsleistungen kommt.
Familiäre Pflichten festlegen
Pflegefälle betreffen in der Regel die ganze Familie oder zumindest enge Angehörige wie Eltern, Geschwister und Kinder. Sie müssen daher dafür sorgen, dass die Unterstützung organisiert wird. An sich ist das etwas, das in den meisten Familien in der Schweiz gut funktioniert. Zwar kommt es gelegentlich zu Spannungen, aber häufig werden die Aufgaben fair aufgeteilt, sodass keine übermässige Belastung für bestimmte Familienmitglieder entsteht. Letzteres ist dank des sozialen Systems im Land ohnehin gut abgesichert. Pflegende Angehörige haben wie bereits erwähnt die Möglichkeit, sich für ihre Dienste entlohnen zu lassen. Dadurch können sie sich der Pflege von geliebten Menschen widmen, ohne ihre eigene Lebensqualität ausser Acht zu lassen.
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