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Kulturpreise 2021: Stadtrat würdigte Oltner Kulturschaffen

«Ein exzellenter Botschafter der Literatur und der Stadt Olten» - so betitelte Jury-Mitglied Marianne Hertner in ihrer Laudatio Alex Capus, den Träger des Kulturpreises 2021 der Stadt Olten, dessen Übergabe im Zentrum der Preisverleihung im Kulturzentrum Schützi stand. Diese war aus Corona-Gründen quasi eine «interne» Veranstaltung mit Preisträgerinnen und Preisträgern, Jury-Mitgliedern und den Stadtratsmitgliedern als Preisverleihern. Letzteren war es trotzdem ein Anliegen, eine öffentliche Würdigung vorzunehmen, weshalb die Veranstaltung auch per Youtube übertragen wurde und «nachgeschaut» werden kann.

Foto zVg.


Dass die Auszeichnung Alex Capus’ mit dem Kulturpreis hochverdient und eine logische Folge der Verleihung des Anerkennungspreises von nunmehr 17 Jahren sei, zeige sein umfangreiches und weit über die Region und das Land hinaus bekanntes grosses literarisches Werk, betonte Laudatorin Marianne Hertner. Capus fülle mit seinen Lesungen Literaturhäuser und Theatersäle in Hamburg, Berlin und Zürich, um nur einige zu nennen, und seine Bücher seien bisher in über 50 Sprachen übersetzt worden. Alex Capus liege aber weiterhin Olten am Herzen, er sei sicht- und nahbar, ein exzellenter Botschafter der Literatur und der Stadt Olten.


Anerkennung für Kabarett und Tanz

An zwei bekannte Kulturvereine auf dem Platz Olten gingen an der Verleihung die ersten Anerkennungspreise: «Der Verein Oltner Kabarett-Tage, das ist eine gut organisierte Leitung, die sehr professionell ihre Aufgabe erfüllt; das sind 1500 Mitglieder und vor allem über 100 ehrenamtliche, begeisterte Mitarbeitende, die mit viel Herzblut dazu beitragen, dass die Stadt Olten für ein paar Tage im Jahr zur Kabarettstadt der Schweiz wird», hielt Laudator Christoph Schwager fest. Das Programmteam bringe grosse Kaliber der Kabarettszene nach Olten. Und dabei gehe auch die Förderung des Nachwuchses mit der Wunschfeder und dem Kabarett-Casting nicht vergessen.


Speziell für seine Nachwuchsförderung wurde auch der Verein Tanz in Olten, der sich in den vergangenen 25 Jahren zum Kompetenzzentrum für zeitgenössischen Tanz entwickelt habe, von dessen Laudatorin Rosmarie Grünig gewürdigt: Mit der Plattform «Short Cuts» habe Tanz in Olten junge, professionelle Tanzschaffende im Bereich Choreografie und Tanznachwuchs gefördert und mit der neuen Förderplattform «Tanzfragmente» werde der jungen, vorprofessionellen Tanzszene aus der Region ermöglicht, in einem professionellen Rahmen aufzutreten. Ein weiterer Fokus seien die erfolgreichen Tanzvermittlungsprojekte mit den Oltner Schulen: Rund 1100 Kinder und Jugendliche hätten bisher an Workshops teilgenommen.


Hochburg des Poetry Slam

Gleich zwei Einheimische aus der Poetry-Slam-Szene würdigte die Stadt Olten mit einem Anerkennungspreis. Mit ihrer mal gefühlsvollen, mal bissigen Wortkunst und ihrer packenden Bühnenpräsenz habe sich Lisa Christ eine ausserordentliche Position in ihrem Metier erarbeitet, betonte Laudatorin Katja Herlach. Als kritische Beobachterin der Gegenwart nutze sie unterschiedliche Bühnen, um auf sehr persönliche Art unverblümt direkt in brillanter Sprache und schnellem Tempo den Finger auf wunde Punkte zu legen. Auch Kilian Ziegler sei ein hervorragender Beobachter, doppelte Marianne Hertner nach. Er verstehe es brillant, die Feinheiten der Sprache herauszuarbeiten und das Publikum bei allem Lachen auch zum Nachdenken anzuregen. Der Bezug zu Olten sei ihm wichtig. Auch wenn er die Stadt gerne mal auf die Schippe nehme, mache er das auf liebenswürdige Weise mit dem Stilmittel der Satire.


Als Könner seines Fachs bezeichnete Jury-Mitglied Heinz Schonenberger auch den fünften Träger des Anerkennungspreises, den Gitarristen und Komponisten André Kunz: Sein weites Spektrum, sein immer wieder innovativ-konditioniertes Kunsthandwerk sei schwer zu fassen oder abzugrenzen und reiche vom smarten Jazz über zuweilen aggressiv anmutenden Funk-Rock über Ruhe vermittelnde Yoga-Musik bis hin zu Mainstream. Kunz’ langjähriges Schaffen habe aber auch immer etwas Geerdetes und Zuversichtliches.


Mit dem Duo «eventuell» konnte Schoenenberger auch zwei Empfängerinnen eines Förderpreises vorstellen. Das Schaffen von Vera Wahl und Manuela Villiger beinhalte die Suche nach alternativen Formen und Wegen, zeitgenössische Musik authentisch aufzuführen und ihr einen adäquaten Raum zu (er)schaffen. Dieser Raum beinhalte immer auch die visuelle Wahrnehmung, die szenische Arbeit und den Einbezug transdiziplinärer Medien. Die beiden Saxophonistinnen verlangten vom Auditorium vieles an wacher Aufnahme, betonte Schoenenberger: dem Duo sei es ein Anliegen, Denkprozesse zu initiieren und einen «eventuellen» Raum zu bieten, in dem man mit wesentlichen Fragen unserer Gesellschaft konfrontiert werde.


Bevor das Duo «eventuell» und André Kunz die Anwesenden mit zwei Proben ihres Könnens unterhielten, konnte Katja Herlach einen weiteren Förderpreis an Martina Baldinger übergeben. Das Rückgrat von deren künstlerischen Praxis sei die Zeichnung, betonte Herlach: Sie tauche in ihren Werken in diversen Zuständen auf – vom Gekritzel à la Telefonzeichnung über tagebuchartige, oft mit schriftlichen Notizen verbundene Notate bis hin zu sorgfältig ausgearbeiteten Blättern. Neben dem Wie Zeichnung vermittelt werden könne, stehe auch das Was Zeichnungen vermittelten: Im Kern nutze die Künstlerin die Zeichnung als Instrument der kritischen Selbstuntersuchung, der Befragung ihres alltäglichen Lebensumfeldes sowie der Analyse von gesellschaftlichen Realitäten und Prozessen, durchaus aber auch als aktivistisch aufgefasstes Kommunikationsmedium.


Vier Ehrengaben für Kulturförderung

Zum Abschluss der Preisverleihung konnte Stadtpräsident Martin Wey gleich vier Ehrengaben überreichen, mit denen der Stadtrat jeweils Engagements in der Kulturförderung auszeichnet. Die erste der Plastiken, eine Kopie des Toulouse-Denkmals im Kleinformat, ging an den Verein Pro Kultur Olten. Dieser sei 2014 in Zeiten der städtischen Finanzkrise, als auch kulturelle Angebote in Fragen gestellt wurden, auf den Plan getreten und habe unter anderem den Zusammenschluss und die Koordination unter den Trägerschaften von kulturellen Institutionen und Initiativen sowie privaten Kulturschaffenden zum Ziel. Als sich die Sparschlinge um die Oltner Kulturszene und insbesondere um das Kunstmuseum zusammengezogen habe, seien auch Marlies und Christian Pflugshaupt zur Stelle gewesen, so Martin Wey weiter. Dabei hätten sie sich als wahre Mäzene entpuppt: Personen, die Institutionen, Personen oder kommunale Einrichtungen bei der Umsetzung von Vorhaben unterstützten, ohne eine direkte Gegenleistung zu erhalten.


Ein weiteres Paar konnte eine Ehrengabe entgegennehmen, weil es sich langjährig um die bald 50-jährige Institution Kunstmarkt verdient gemacht habe: Iris und Christof Schelbert-Widmer leiten seit mehr als anderthalb Jahrzehnten den Anlass, der sich zum Ziel setzt, zwischen Kunstschaffenden und Publikum zu vermitteln und dabei auch Leute zu erreichen, die sich nicht besonders mit Kunst befassen. Zugute kämen ihnen dabei die engen Kontakte zur Kunstszene wie auch zur Stadt, die sie gewinnbringend für das kulturelle Leben in Olten einsetzten. «Langjährig» diente Martin Wey auch als Stichwort für die Überreichung der vierten Ehrengabe: Diese ging an den Doyen der Oltner Kulturszene, Peter A. Bloch, für die Herausgabe der Oltner Neujahrsblätter während sage und schreibe 41 Jahren: «Jedes Jahr ein attraktives Bouquet aus historischen, gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und sportlichen Themen zusammenstellen, die einen Autoren erfreuen, die andern vielleicht auch enttäuschen, den Zeitdruck von Gestaltung und Produktion ertragen, bis man dann wieder ein solches Spiegelbild eines Oltner Jahres in den Händen halten kann – und das 41-mal hintereinander: Das ist eine Leistung, vor der wir alle Hochachtung haben.»


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