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Konjunkturprognose Schweiz: Schwächere Entwicklung erwartet, Unsicherheit bleibt hoch

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    Bundesrat
  • vor 18 Minuten
  • 3 Min. Lesezeit

Die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes senkt ihre Prognose für das Wachstum der Schweizer Wirtschaft. Im Jahr 2025 dürfte das Sportevent-bereinigte BIP um 1,3 % wachsen, gefolgt von 1,2 % im Jahr 2026 (Prognosen von März: 1,4 % respektive 1,6 %)1. Damit würde die Schweizer Wirtschaft in beiden Jahren deutlich unterdurchschnittlich wachsen. Diese Prognose basiert auf der Annahme, dass eine weitere Eskalation des internationalen Handelskonflikts ausbleibt. Aufgrund der grossen Unsicherheit ergänzt das SECO die Prognose der Expertengruppe mit zwei ergänzenden Konjunkturszenarien.


Staatssekretariat für Wirtschaft

Symbolbild von Günter / pixabay.com
Symbolbild von Günter / pixabay.com

Im 1. Quartal 2025 wuchs das BIP der Schweiz stärker als allgemein erwartet. Das Wachstum wurde massgeblich vom Dienstleistungssektor und von der chemisch-pharmazeutischen Industrie getragen. Dabei dürften Vorzieheffekte im Hinblick auf mögliche US-Importzölle eine Rolle gespielt haben, wie sie u. a. auch in Irland und Deutschland zu beobachten waren. Im weiteren Verlauf des Jahres ist mit einer deutlich schwächeren Entwicklung zu rechnen.


Die Anfang April eingeführten « reziproken » US-Importzölle wurden bis Anfang Juli auf 10 % begrenzt; Verhandlungen über mögliche Handelsabkommen zwischen den USA und verschiedenen Ländern finden aktuell statt. Die Unsicherheit bezüglich der internationalen Handels- und Wirtschaftspolitik bleibt hoch und prägt die Aussichten für die Weltwirtschaft wie für die Schweizer Konjunktur. Für die vorliegende Prognose wird die Annahme getroffen, dass die Zölle international auf dem aktuellen Niveau verharren und eine weitere Eskalation des Handelskonflikts ausbleibt (Basisszenario) .


Unter dieser Voraussetzung ist damit zu rechnen, dass die Weltwirtschaft in den kommenden Quartalen langsamer wächst als in der Prognose von März 2025 unterstellt. Dies bremst die konjunkturexponierten Bereiche der Schweizer Exportwirtschaft, drosselt die Auslastung der industriellen Produktionskapazitäten und dämpft, zusammen mit der hohen Unsicherheit, die Investitionstätigkeit. Daneben ist beim Aussenhandel nach dem starken Jahresbeginn mit einer Gegenbewegung zu rechnen.


Für das Jahr 2025 senkt die Expertengruppe ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum der Schweiz leicht auf 1,3 % (Prognose von März: 1,4 %). Wie bisher ist zu erwarten, dass die Binnennachfrage die Konjunktur stabilisiert. Die Bautätigkeit sollte sich angesichts hoher Nachfrage und gesunkener Zinsen weiter beleben. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte werden durch tiefe Inflationsraten gestützt: Im Jahresmittel 2025 sollte die Inflation bei 0,1 % zu liegen kommen (Prognose von März: 0,3 %).


Im Jahr 2026 dürften sich sowohl die Exporte als auch die Ausrüstungsinvestitionen schwächer entwickeln als bisher erwartet. Die Expertengruppe prognostiziert ein deutlich unterdurchschnittliches Wachstum der Schweizer Wirtschaft von 1,2 % (Prognose von März: 1,6 %) bei einer Inflation von 0,5 % (Prognose von März: 0,6 %). Erst im Verlauf des Jahres sollte die Weltwirtschaft allmählich Fahrt aufnehmen, was auch die Schweizer Exportwirtschaft stützt.


Die Abwärtsrevision der Wachstumsprognose spiegelt sich am Arbeitsmarkt. Im Jahresmittel 2025 sollte die Arbeitslosenquote bei 2,9 % liegen, gefolgt von 3,2 % im Jahr 2026 (Prognose von März: in beiden Jahren 2,8 %). Zudem dürfte die Beschäftigung schwächer wachsen als bisher erwartet.


Konjunkturrisiken

Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik und ihren makroökonomischen Auswirkungen ist weiterhin gross. So wäre bei einer Wiedereinführung der höheren «reziproken» Zölle durch die USA denkbar, dass die betroffenen Handelspartner mit entsprechenden Gegenmassnahmen reagieren. Eine Abschwächung der internationalen Wirtschaftsentwicklung in einem handelspolitischen Negativszenario hätte erhebliche Auswirkungen auf die Schweizer Konjunktur.


Umgekehrt könnte sich die Weltwirtschaft günstiger entwickeln als aktuell erwartet, etwa im Zuge einer raschen Entspannung in der internationalen Handelspolitik, wegen nachlassender Unsicherheit oder aufgrund umfangreicher Fiskalstimuli z. B. in Deutschland. In einem solchen Positivszenario könnte auch das Wirtschaftswachstum in der Schweiz höher ausfallen.


Insgesamt dominieren aktuell die konjunkturellen Abwärtsrisiken gegenüber den Aufwärtspotenzialen. Das Risiko von Korrekturen an den Finanzmärkten bleibt erhöht. Weiterhin bestehen Risiken im Zusammenhang mit der globalen Verschuldung, Bilanzrisiken bei Finanzinstitutionen sowie an den Immobilien- und Finanzmärkten. Auch geopolitische Risiken bestehen weiterhin, insbesondere im Zusammenhang mit den bewaffneten Konflikten in der Ukraine und im Nahen Osten. Bei einer Materialisierung verschiedener Risiken wäre mit Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken zu rechnen.

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