CO₂-Ausstoss sinkt, Bussen explodieren – VFAS warnt vor 300-Millionen-Fiasko
- Redaktion soaktuell.ch
- 7. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Der CO₂-Ausstoß von Neuwagen in der Schweiz ist im ersten Halbjahr 2025 weiter gesunken – um fast 4 Prozent. Doch laut dem Verband freier Autohandel Schweiz (VFAS) könnten Importeuren dennoch Rekordbussen von bis zu 300 Millionen Franken drohen. Der Verband kritisiert die überambitionierten Zielwerte des Bundes und fordert dringende Korrekturen.
Verband freier Autohandel Schweiz VFAS

Der freie Schweizer Autohandel macht Fortschritte beim Klimaschutz: Laut aktuellen Erhebungen des VFAS ist der durchschnittliche CO₂-Ausstoß bei neu zugelassenen Personenwagen im ersten Halbjahr 2025 um knapp 4 Prozent gesunken – von 113 auf rund 109 g/km. «Das ist ein starkes Zeichen, insbesondere in einem durch Inflation und Kaufzurückhaltung geprägten Markt», erklärt Roger Kunz, Präsident des VFAS.
Besonders deutlich zeigt sich der Wandel im Antriebsmix: über 20 Prozent aller Neuzulassungen sind reine Elektroautos, 10 Prozent Plug-in-Hybride und 37,5 Prozent Voll- oder Mildhybride. Insgesamt verfügen somit rund zwei Drittel (67,3%) aller neu zugelassenen Fahrzeuge über einen alternativen Antrieb.
Trotz dieser Entwicklung drohen laut VFAS empfindliche CO₂-Sanktionen: «Die Zielvorgaben des Bundes betragen rund 93,6 g/km – das ist fast 15 Prozent tiefer als der reale Flottenwert. Die Lücke lässt sich kurzfristig kaum schliessen», so Kunz. Der Verband rechnet deshalb mit CO₂-Bussen von bis zu 300 Millionen Franken für das Gesamtjahr – eine Verzehnfachung im Vergleich zu 2024.
Die stärksten Belastungen treffen dabei laut VFAS nicht etwa die grossen Elektroautoverkäufer, sondern vor allem Importeure von leichten Nutzfahrzeugen mit tiefem E-Anteil. Diese Fahrzeuge können die strengen CO₂-Vorgaben kaum einhalten, obwohl sie für viele KMU unverzichtbar sind.
Forderung an den Bund:
Der VFAS fordert deshalb eine rasche Harmonisierung der Schweizer CO₂-Verordnung mit den EU-Regeln. «Die Schweiz verordnet ambitioniertere Ziele als Europa – und das ohne jeden volkswirtschaftlichen Nutzen», kritisiert Kunz. Dies führe zu Wettbewerbsverzerrungen, höheren Preisen für Konsumenten und einem unfairen Nachteil für Importeure.
Weitere Fakten zum Automarkt
52 Prozent aller Fahrzeuge wurden mit einem Code 178 (Halterwechsel verboten) eingelöst, der Zulassungsanteil auf Frauen betrug 19 Prozent, auf Männer 36 Prozent, der Rest verteilte sich auf gewerbliche Zulassungen. Suzuki verzeichnet den Höchsten Frauenanteil mit 38%, Aston Martin den höchsten Männeranteil mit 65%. Das durchschnittliche Gewicht aller Neuwagen betrug 1‘806 kg, die durchschnittliche Leistung betrug 165.35kW (224,9 PS), was hauptsächlich der zunehmenden Elektrifizierung des Wagenparks zuzuschreiben ist.
Alternativ-Antriebe erreichen Rekordniveau, angeführt von den Hybriden.
Durch einen Sprung der Inverkehrsetzungen von Neuwagen mit Voll- oder Mildhybrid-Motorisierung um über 6 Prozent erreichen diese im 2025 einen neuen Marktanteilsspitzenwert von 36,8 Prozent. Vor einem Jahr hatten die Hybride noch 30,9 Prozent aller Neuzulassungen ausgemacht. Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer entscheiden sich für Voll- oder Mildhybrid-Fahrzeuge, weil damit Reichweiten von über 1000 Kilometer mit einer Tankfüllung erzielt werden können und die Investition für eine eigene Ladestation (Wallbox) wegfällt. Zudem sinken die Sprit-Preise, was alles für den Kauf von Voll- oder Mildhybriden spricht.
Weitere 10,21 Prozent entfallen auf Plug-in-Hybride, die dank grösserer Batterie und Auflademöglichkeit über das Stromnetz längere Strecken elektrisch fahren können.
Reine Elektroautos machen 20,56 Prozent des Marktes aus und damit nur geringfügig mehr als in der Vorjahresperiode mit 19 Prozent. Das Wachstum der Alternativ-Antriebe auf zusammen 67,6 Prozent Marktanteil geht zu Lasten von reinen Benzinern und Dieselantrieben, die noch auf 25.07 respektive 7,32 Prozent der 2025-Immatrikulationen kommen.
Wettbewerbsverzerrende Regulierungen zum Nachteil der Konsumenten
VFAS Präsident Roger Kunz ärgert sich über unnötige und wettbewerbsverzerrende Regulierungen: «Hier ist nun ein Handeln von Politik und Behörden gefordert. Die Beseitigung wettbewerbsverzerrender Regulierungen kostet nichts und bringt dem Konsumenten und der Volkswirtschaft nur Vorteile.» Roger Kunz weiter: «Der Bund kann sofort und in eigener Kompetenz beispielsweise die CO2-Verordnung mit der europäischen harmonisieren und von verschärfenden Swiss-Finishs absehen. Damit würden heute bestehende Regulierungsnachteile beseitigt, was zu mehr Importwettbewerb und tieferen Konsumentenpreisen führt. Wir erhoffen uns vom Bundesratsgremium mehr Pragmatismus und weniger regulatorische Marktbehinderungen. Sollten beispielweise die vom Bundesrat umgesetzten VTS-Änderungen so bleiben, wäre dass das Aus für nicht für den europäischen Markt produzierten Fahrzeugen ab Dezember 2026. Leider hat der Bundesrat mit Ablehnung der Motion Walliser „Förderung des Imports von Elektro-&Hybridfahrzeugen und Vermeidung einer drohenden Marktabschottung ab 2027“ die Chancen verpasst. Nun liegt es am Parlament zu korrigieren.»
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