Lebensmittel bis zu 29 Prozent teurer als vor drei Jahren
Laut dem Comparis-Konsumentenpreisindex sind im Juni 2024 die Preise für Alltagsgüter in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,3 Prozent gestiegen. Die Nahrungsmittelpreise sind in dieser Zeit um 0,4 Prozent gefallen. Hingegen sind Nahrungsmittel im 3-Jahres-Vergleich durchschnittlich um satte 6,7 Prozent teurer geworden. Dies, obwohl die Teuerung nie solche Höchststände erreicht und seit einiger Zeit wieder sinkend ist. Kein Wunder, boomt der Einkaufstourismus wie selten zuvor.
comparis.ch AG / Redaktion soaktuell.ch
Auffallend ist, dass sich die Preise der einzelnen Nahrungsmittelprodukte in dieser Zeit unterschiedlich entwickelt haben. Bis zu 29 Prozent zugelegt haben die Preise von Margarine, Speisefette und -öle und Zucker. Demgegenüber sind Früchte, Gemüse, Kartoffeln und Pilze nur leicht teurer geworden. «Lebensmittel stellen einen hohen Anteil am Budget dar. Daher sind Preisvergleiche bei den einzelnen Produkten umso wichtiger», sagt Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert.
Der Comparis-Konsumentenpreisindex in Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH misst die gefühlte Inflation der Konsumentinnen und Konsumenten. Dazu wird ausschliesslich die Preisentwicklung von regelmässig konsumierten Gütern wie zum Beispiel Lebensmitteln, Medikamenten oder Kleidung betrachtet. Die Teuerungsrate wird damit um Mieten oder andere dauerhafte Güter bereinigt.
Laut dem Comparis-Konsumentenpreisindex sind im Juni 2024 die Preise für Alltagsgüter in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,3 Prozent gestiegen. Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) des Bundesamtes für Statistik (BFS) stieg ebenfalls um 1,3 Prozent.
Gegenüber Mai 2024 sind die Preise im Schweizer Comparis-Warenkorb gestiegen, nämlich um 0,4 Prozent (LIK: unverändert). Im Monat zuvor waren die Kosten für Alltagsgüter um 0,3 Prozent gestiegen (LIK: plus 0,3 Prozent). Tabelle: comparis.ch AG.
Lebensmittel massiv teurer als vor der Inflationswelle
Obwohl die Preise für Nahrungsmittel im Vorjahresmonatsvergleich durchschnittlich um 0,4 Prozent gefallen sind, haben sie sich in den letzten 3 Jahren um durchschnittlich 6,7 Prozent erhöht. Zum Vergleich: Der LIK stieg in dieser Zeit um 6,5 Prozent. Auffallend ist, dass sich die einzelnen Produkte unterschiedlich verteuert haben. Zu den Produkten, die in den letzten 3 Jahren besonders stark gestiegen sind, zählen: Margarine, Speisefette und -öle (plus 28,9 Prozent), Zucker (plus 25,5 Prozent), Butter (plus 12,6 Prozent), Schokolade (plus 10,3 Prozent), Brot, Mehl und Getreideprodukte (plus 9,9 Prozent), sowie Milch, Käse und Eier (plus 9,6 Prozent).
«Die Ursachen für die gestiegenen Preise sind vielfältig: Zum einen gibt es höhere Kosten in der Produktion wie etwa durch gestiegene Energiepreise. Daneben sind schlechte Ernteergebnisse für die Preisexplosion verantwortlich, beispielsweise durch zunehmende Wetterextreme. Da Lebensmittel gut ein Zehntel am Konsumbudget ausmachen, werden Preisvergleiche umso bedeutsamer», meint Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert.
Diese Aussagen des Comparis-Finanzexperten gelten auch für die selben Produkte aus dem grenznahen Ausland. Fakt ist aber, dass dort die Preise schon wieder stark gesenkt wurden und die Schere zwischen den Preisen in der Schweiz und etwa in Baden-Württemberg immer stärker auseinander geht. Ein Einkauf oben erwähnter Produkte im Ausland hat sich also noch selten so gelohnt wie heute. Es lohnt sich sogar noch, wenn die MwSt.-Freigrenze gesenkt werden sollte. In diesen Wochen entscheidet es sich, ob die Schweizer Konsumentinnen wieder in Scharen ins grenznahe Ausland "vertrieben" werden und der monatliche Grosseinkauf dort wieder zum Normalfall wird oder nicht.
Zu den Produkten, deren Preise in der Schweiz in den letzten 36 Monaten weniger stark gestiegen sind, zählen: Früchte, Gemüse, Kartoffeln und Pilze (plus 1,1 Prozent), Süsswaren (plus 2,7 Prozent) und Speiseeis (plus 3,5 Prozent). Das sind alles Produkte, die man ohnehin gerne zuhause einkauft.
«Für die moderate Preissteigerung bei Früchten, Gemüse, Kartoffeln und Pilzen ist auch der starke Preisrückgang beim Fruchtgemüse verantwortlich. Dazu zählen Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchetti und Auberginen. Die Preise für Fruchtgemüse sind im Juni gegenüber Mai zwar um 11,4 Prozent saisonbedingt gestiegen, jedoch im Vergleich zum Vorjahresmonat um satte 18,7 Prozent eingebrochen. Beispielsweise sorgte eine geringere Nachfrage und ein höheres Angebot von Tomaten für fallende Preise», so Renkert.
Stärkster Preisanstieg gegenüber Vorjahresmonat
Der Preis für Elektrizität stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat um 17,8 Prozent. Kein anderes Gut hat sich gemäss der Comparis-Analyse im Vorjahresvergleich stärker verteuert.
Gestiegen sind auch die Preise für Zucker, nämlich um 11,0 Prozent. Das ist Rang 2 in der Teuerungshitparade. «Die Preise für Zucker haben sich schon im Juni vor einem Jahr gegenüber dem Vorjahresmonat um 13,7 Prozent verteuert. Ursache für die hohen Preissteigerungen sind neben gestiegenen Energiekosten auch schlechte Wetterbedingungen, die zu einer geringeren Zuckerrüben-Qualität geführt haben», erklärt Renkert.
Der Preisanstieg für Postdienste (plus 8,7 Prozent) war der drittstärkste. Auf Rang 4 und 5 folgen Pauschalreisen und Margarine, Speisefette und -öle mit plus 6,3 Prozent bzw. 5,5 Prozent.
Stärkste Preisrückgänge gegenüber Vorjahresmonat
Vor 12 Monaten bezahlten Konsumierende für kleine elektrische Haushaltsgeräte mehr als im Juni 2024. Gemäss der Comparis-Analyse sind die Preise im Vorjahresvergleich um 6,2 Prozent gesunken. Am zweitstärksten vergünstigten sich die Preise von Spiel- und Hobbywaren, sie lagen 4,8 Prozent tiefer als noch im Juni 2023.
Weiter gesunken sind die Preise auch für Damenschuhe (minus 4,5 Prozent), Heimtextilien, Haushaltswäsche und Zubehör (minus 4,4 Prozent) sowie Bekleidungszubehör (minus 3,5 Prozent).
Schweiz liegt bei Teuerung im europäischen Vergleich weit hinten
Der Blick über die Landesgrenze hinaus zeigt: Im Vergleich zum Vorjahresmonat war die Teuerung in der Schweiz tiefer als in der Eurozone. Gemäss Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, sind die Preise in diesem Zeitraum in den Euroländern um 2,9 Prozent gestiegen. Und trotzdem schiessen die Preiserhöhungen bei uns durch die Decke.
Haushalte in der tiefsten Einkommensklasse spüren die Inflation am meisten
In den Einkommensklassen zeigt sich: Das Leben hat sich im Vergleich zum Vorjahr für die tiefste bis mittlere Einkommensklasse am stärksten verteuert. Der Konsumentenpreisindex ist für diese Klasse um 1,4 Prozent gestiegen. Im Juni lag die Teuerung bei plus 0,3 Prozent.
Am schwächsten von der Teuerung betroffen war die mittlere bis hohe Einkommensklasse. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für sie um 1,3 Prozent gestiegen. Im vergangenen Monat wurde der Konsum für die mittlere bis hohe Einkommensklasse um 0,4 Prozent teurer.
Höchste Teuerung in der Deutschschweiz und rätoromanischen Schweiz
Unterteilt nach Sprachregionen ergibt sich folgendes Bild: Die Deutschschweiz und die rätoromanische Schweiz verzeichneten mit plus 1,4 Prozent die höchste Teuerung im Vergleich zum Vorjahr. Im Juni stieg das Preisniveau gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent.
Die vergleichsweise tiefste Teuerung gegenüber dem Vorjahr hatte die französische Schweiz mit plus 1,3 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat wurde dort das Leben im Juni um 0,4 Prozent teurer.
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