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Winter 2020/21: Vom Schneechaos im Mittelland bis zum Sahara-Staub im Februar

Nach einem schneereichen Dezember im Süden folgte Mitte Januar der rekordverdächtige Schnee im nördlichen Flachland. Daraufhin sorgte zunächst der Föhn, anschliessend milde Atlantikluft für Tauwetter und Schneeschmelze. Vor einer kurzen Kältewelle mit mehreren Eistagen in Folge erreichte uns am ersten Februarwochenende eine ordentliche Portion Saharastaub, bevor in der letzten Februardekade ausserordentlich milde Temperaturen verzeichnet wurden. Insgesamt geht heute Sonntag also ein facettenreicher (meteorologischer) Winter zu Ende.

Saharastaub sorgte am 6. Februar 2021 z.B. in der Titlisregion für einen gelblichen Himmel. (Bildquelle: Hannes Tobler, zVg. von MeteoSchweiz)


Dezember 2020: Tessin im Winterkleid Pünktlich zum Start in den meteorologischen Winter (1. Dezember 2020) sorgte eine Kaltfront im Norden für die ersten Schneeflocken bis in tiefe Lagen. Das erste grosse Ausrufezeichen setzte der Winter dann zwischen dem 4. und 6. Dezember: Kräftige Stauniederschläge brachten in den Südalpen und inneralpin binnen kurzer Zeit teilweise über einen Meter Neuschnee. Dabei gab es in Guttannen einen neuen Dezemberrekord bezüglich der 2-Tages-Neuschneesumme. Selbst in Lugano wurden am Morgen des 5. Dezembers 22 Zentimeter Neuschnee gemessen. Auch in der letzten Dezemberwoche verwandelten feuchte und kühle Luftmassen die Sonnenstube der Schweiz nochmals in ein Wintermärchen. So war der Dezember vor allem im Süden deutlich zu nass, in Lugano gab es im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1981 bis 2010 mehr als doppelt so viel Niederschlag.


Zudem war der Dezember 2020 je nach betrachteter Messstation zwischen 0.6 und 1.5 Grad zu warm, insbesondere die milde Wetterphase zwischen dem 21. und 24. Dezember leistete ihren Beitrag dazu. Pünktlich auf Weihnachten wurde es zwar kälter, im Flachland reichte es aber dennoch vielerorts nicht für weisse Weihnachten.


Schliesslich schien die Sonne verbreitet deutlich zu wenig. Zum Beispiel in Zürich und Basel kam sie nicht einmal halb so oft zum Vorschein wie in einem Dezember üblich. Im Süden war die Abweichung mit einem Defizit von rund zwei Dritteln am grössten.


Januar 2021: Schneechaos im zentralen und östlichen Flachland Der Januar durfte sich dieses Jahr zurecht als Wintermonat bezeichnen. Insbesondere zur Monatsmitte gab es stellenweise so viel Schnee, wie seit rund 15 Jahren nicht mehr. Davon waren insbesondere die zentralen und östlichen Landesteile betroffen, so fielen beispielsweise in St. Gallen innerhalb von 24 Stunden 45 Zentimeter und in Zürich-Kloten 33 Zentimeter Neuschnee. Brisant: Aufgrund einer beinahen stationären Luftmassengrenze blieb es zur gleichen Zeit weiter im Westen - zum Beispiel in Bern - grün, es war dort schlicht zu mild für Schnee.

Nur wenige Tage nach dem kräftigen Schneefall kam in den Alpen Föhn auf, welcher als Schneefresser fungierte. Danach wurde in den letzten Januartagen mit kräftigem Südwest- bis Westwind sehr feuchte und milde Atlantikluft zum Alpenraum geführt, wodurch die Schneefallgrenze vielerorts stark anstieg. Dies führte zu erhöhten Pegelständen der Flüsse, insbesondere der Thur und des Rheins. Gleichzeitig kam in den Alpen erneut viel Neuschnee zusammen, wodurch die Lawinengefahr vom SLF gebietsweise auf sehr gross (Stufe 5 von 5) gesetzt wurde. Unter dem Strich war der Januar 2021 verbreitet zu nass. In St. Gallen fiel rund dreimal soviel und in Vaduz sogar mehr als dreimal soviel Niederschlag wie normal. An einigen Stationen wurden sogar Januarrekorde geknackt, so zum Beispiel in Glarus, Wädenswil und Aarau.


Aufgrund des oft tiefdruckbestimmten Wetters ist es nicht erstaunlich, dass die Sonne verbreitet unterdurchschnittlich oft schien. In La Chaux-de-Fonds gab es etwa die Hälfte, in Basel sogar deutlich weniger als die Hälfte der normalen Januar-Sonnenscheindauer.


Bezüglich der Temperatur zeigte sich der Januar uneinheitlich. In tiefen Lagen war er an den meisten betrachteten Stationen gegenüber dem langjährigen Mittel 0.2 bis 1 Grad zu mild, im Osten und Südosten leicht zu kühl. In der Höhe war es deutlich zu kühl.


Februar 2021: Saharastaub, kurze Kältewelle und anschliessend rekordverdächtig mild Der Start in den Februar zeigte sich alles andere als winterlich. Mit kräftigem Südwestwind wurden verbreitet zweistellige Höchstwerte erreicht, und die Schneefallgrenze stieg zeitweise in einen Bereich um 2000 Meter. Am ersten Februarwochenende gab es dann einen staubigen Gruss aus der Sahara. An und für sich ist Saharastaub im Alpenraum keine Seltenheit, dieses Ereignis war allerdings sehr stark ausgeprägt.


Zwischen dem 10. und 15. Februar floss am Südrand eines Hochs über Skandinavien eisige Luft zum Alpenraum, es gab mehrere Eistage in Folge. Dabei wurden am Morgen des 14. Februars vielerorts die kältesten Temperaturen des Winters 2020/2021 gemessen. Spitzenreiter in tiefen Lagen waren Ebnat-Kappel mit -18.1 und Tänikon mit -15.9 Grad. Auf der Glattalp (keine offizielle Messstation) wurden -44.4 Grad gemessen.


Nach dieser kurzen Kältewelle befanden sich die Temperaturen dann in der letzten Februardekade am anderen Ende der Skala. So wurden beispielsweise in Vaduz, Glarus, St. Gallen und auf dem Hörnli neue Februarhöchstwerte registriert. Auch in den Kantonen Aargau und Solothurn wurden Ende Februar die ersten Bratwürste im Garten grilliert.


Unter dem Strich war der Februar 2021 deutlich zu mild. Die Abweichungen zur Klimanorm betragen dabei gut 2 bis lokal über 4 Grad. Vor allem in der Höhe war es teilweise sogar einer der mildesten Februarmonate seit Messbeginn. Zudem war es vielerorts zu trocken, einzig im Süden und lokal im Osten gab es mehr Niederschlag als im klimatischen Mittel. Die Sonne zeigte sich vor allem im nördlichen Flachland sowie entlang der Voralpen überdurchschnittlich oft.


Fazit: Zu milder, zu nasser und vielerorts zu bewölkter Winter Der meteorologische Winter 2020/2021 war im Vergleich zum langjährigen Mittel insgesamt zu mild. Die kurze Kältewelle im Februar konnte den Temperaturüberschuss höchstens etwas dämpfen. Zudem gab es reichlich Niederschlag, im Süden waren sämtliche Wintermonate zu nass. Es erstaunt deshalb nicht, dass sich die Sonne unterdurchschnittlich oft zeigte.

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