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Rückzug aus den Regionen Hauptgrund für Zerfall der Post

Die Post schliesst Poststellen und Briefkästen im ganzen Land und zieht sich so faktisch aus den Regionen zurück. Dann legt sie sich für Millionen Franken ein völlig unnötiges neues Erscheinungsbild zu. Der Kommunikationschef und Public Affairs Leute laufen aus dem Unternehmen davon. Und nun der Kahlschlag mit der Schliessung der Direct Mail Company und gegen 4'000 Entlassungen. Was ist los beim "gelben Riesen"?

Neues Logo der Post


Die Briefpost nimmt ab, Zeitungen werden immer weniger abonniert und die Werbung verlagert sich ins Internet. Im Volk ist niemand traurig darüber, dass es weniger Altpapier zu bündeln gibt. Dafür nehmen Paketsendungen zu.


Sicher, die Post befindet sich in einem Strukturwandel und ist unter Druck. In den letzten Jahren macht sich aber Unmut breit über die Massnahmen und Entscheide, die bei der Post getroffen werden. Die Post hat nur wenig Glück auf der Suche nach neuen Geldquellen. Ihr Problem: Sie ist daran, den Goodwill des Volkes mit Vollgas an die Wand zu fahren. Sie ist zu kompliziert und entfernt sich von der älteren Generation im Land.


Das dümmste, was ein Unternehmen als Sparmassnahme machen kann, sind Schliessungen von Filialen. Immer wenn Banken angefangen haben, ihre kleinen Filialen zu schliessen, gab es sie bald gar nicht mehr. Als Beispiele in der Region dienen sicher die Neue Aargauer Bank NAB und die CS - aber auch viele mehr. Wer hingegen den Regionen treu bleibt, wie die Raiffeisen oder im Kanton Solothurn etwa die Regiobank, überlebt.


Der Grund: Mit der Ausdünnung des Filialnetzes spart ein Unternehmen zwar Geld, aber der Verlust der Kundennähe ist tödlich. Darüber reden die Unternehmensberater, die den Unternehmen Filialschliessungen schmackhaft machen, nicht, denn sie wollen das Mandat umsetzen und Geld damit verdienen.


Die Post war früher auch auf dem Land omnipräsent. Ein Postbüro in jedem Dorf, viele gelbe Briefkästen an den Strassenrändern, Pöstler und das Postauto sorgten jeden Tag direkt und indirekt für eine grosse Kundenbindung. Dann begann die Post hunderte von Postbüros zu schliessen und tausende Briefkästen abzumontieren. Freilich gibt es beispielsweise im Volg-Laden noch die Möglichkeit, Pakete abzugeben oder Briefmarken zu kaufen - aber das ist nicht vergleichbar mit der Präsenz von früher. Eine Volg-Verkäuferin, die mit Kopfsalaten und Broten zusammen auch gleich Post-Geschäfte an der Kasse erledigt, ist - bei allem Respekt - keine genügende Präsenz mehr, sondern für die einst stolze Post nur peinlich. Und irgendwie wird auch niemand wirklich warm mit dieser Lösung.


Trauriges Beispiel Aargeäu im Kanton Solothurn

Das solothurnische Aaregäu steht exemplarisch für viele andere Regionen und den Zerfall der Post. In den Dörfern Wolfwil, Fulenbach und Boningen gibt es kein einziges selbständiges Postbüro mehr. Die nächsten richtigen Poststellen befinden sich in Roggwil (BE) oder Egerkingen (SO). Seniorinnen und Senioren aus dem Aaregäu kommen dort mangels guten ÖV-Verbindungen gar nie hin.


Zudem fährt das Postauto aus dem Aaregäu nicht mehr direkt zum Bahnhof Olten, sondern nur noch an den Bahnhof Aarburg. Dort muss man in den Zug nach Olten umsteigen und hat dafür nur wenige Minuten Zeit. Eine Zumutung für in Olten Werktätige oder für Schülerinnen und Schüler sowie nicht mehr so mobile Seniorinnen und Senioren. Unter dem Strich ist diese Situation ein hochgradiger Leistungsabbau innert kurzer Zeit, wie man ihn selten erlebt.


Natürlich ist das Postauto auf dieser Strecke privat betrieben, aber wo Postauto draufsteht ist in den Augen der Öffentlichkeit halt auch Post drin. In der Region Aaregäu ist die Post mittlerweile ein "rotes Tuch" für die Bevölkerung und regelmässig unrühmliches Sujet an Fasnachtsumzügen. Wen wunderts?


Es fehlt an Gespür und Professionalität

In der Politik zu Bundesbern ist man sehr unzufrieden mit der Post. Die Public Affairs Abteilung der Post, welche die politischen Geschäfte betreut, wird im Bundeshaus kaum wahrgenommen. Ihr laufen zudem ständig Leute davon. Und der Kommunikationschef verlässt die Post Ende Monat, wie man dem Blick entnehmen konnte. Hinter vorgehaltener Hand heisst es im Bundeshaus schon länger, die Post agiere im Bereich Kommunikation und Public Affairs ungeschickt und chaotisch, im Vergleich zum sehr geschickt auftretenden zweiten grossen Bundesunternehmen, der SBB etwa. Dazwischen liegen offensichtlich Welten in der Professionalität und dem politischen Gespür, heisst es.

P wie "potthässlich"

Was macht ein Unternehmen, wenn es Probleme hat? Richtig, es legt sich ein neues Mäntelchen zu. Das neue Logo der Post mit dem traurigen und depressiven schwarzen P (wie "potthässlich") wird die Herzen der Schweizerinnen und Schweizer kaum erwärmen können. Immerhin wurden für diesen Logo-Wechsel wieder Millionen Franken ausgegeben. Völlig unnötig. Eine Verschlechterung des bisherigen gefälligen weiss-gelben Auftritts.


Der Grundstein für den Absturz hat der "gelbe Riese" aber mit seinem Rückzug aus den Regionen gelegt. Solange die Verantwortlichen das nicht merken und Gemeinden sowie Menschen weiterhin vor den Kopf stossen, wird sich der Zerfall der Post nicht aufhalten lassen. Fortsetzung folgt.

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