Prognose zur Entwicklung der Hypothekarzinsen für 2023
2023 rechnet der Internet-Vergleichsdienst Comparis mit tendenziell höheren Hypothekarzinsen. Grund ist die anhaltende Teuerung von über 2 Prozent. Hypothekarnehmende blicken entsprechend pessimistisch ins nächste Jahr. Ein Viertel der Immobilienbesitzenden hat sogar Angst, die Hypothekarzinsen nicht mehr bezahlen zu können. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von Comparis.
comparis.ch AG / Redaktion soaktuell.ch
Zwischen Anfang 2022 und Ende 2022 sind die Richtzinsen für zehnjährige Festhypotheken um rund 1,5 Prozentpunkte gestiegen. Die Zinsspanne schwankte im Jahresverlauf relativ stark zwischen 1,15 und 3,25 Prozent.
«Für das Jahr 2023 ist nochmals mit höheren Langfristzinsen zu rechnen – wenn auch mit weniger turbulenten Ausschlägen», prognostiziert Comparis-Finanzexperte Leo Hug. Bei den zehnjährigen Festhypotheken dürfte die Schwankungs-Bandbreite nach Ansicht von Comparis zwischen 2,80 und 3,30 Prozent liegen. Aktuell beträgt der zehnjährige Richtzins 2,63 Prozent. Der von HypoPlus, der Hypothekarspezialistin der Comparis-Gruppe, vermittelbare Top-Zinssatz liegt bei 2,07 Prozent.
Deglobalisierung und Lohn-Preis-Spirale bewirken Inflation
Ursache des höheren und weiter steigenden Zinsniveaus ist gemäss Hug die hartnäckig hohe Inflationsrate: In der Schweiz lag sie im November bei 3,0 Prozent. «Ohne die Stärkung des Frankens läge die Teuerung aktuell über 4 Prozent», schätzt der Comparis-Finanzexperte. Der Schweizer Franken hat 2022 handelsgewichtet um 4,4 Prozent zugelegt.
«Die Teuerung in der Schweiz dürfte auch 2023 über den von der Schweizerischen Nationalbank angestrebten 2 Prozent bleiben», glaubt Hug. Grund: Unter anderem wegen pandemie- und kriegsbedingt unterbrochenen Lieferketten werden vermehrt wertschöpfende Produktionsschritte in Länder mit höheren Produktionskosten zurückgenommen. Das führt zu steigenden Preisen. Hinzu kommt, dass die diesjährigen Lohnvereinbarungen eine so genannte Lohn-Preis-Spirale angestossen haben. Das heisst: Steigende Preise treiben die Lohnforderungen nach oben. Und die höheren Produktionskosten führen wieder zu steigenden Preisen. Wegen der dadurch nötigen restriktiven Geldpolitik sind sinkende Zinsen vorerst nicht in Sicht.
Ein Viertel der Wohneigentümer bangt um finanzielle Existenz
Pessimistisch zeigen sich denn auch die Immobilienbesitzenden in einer repräsentativen Comparis-Befragung im November 2022 bei 1’047 Befragten: 31,5 Prozent erwarten 2023 stark steigende Hypothekarzinsen. Weitere 51,6 Prozent rechnen mit einem schwachen Anstieg. Nur 6,5 Prozent sehen für 2023 tiefere Hypozinsen voraus.
Ein beachtlicher Anteil der Eigenheimbesitzenden nimmt das erwartete höhere Zinsniveau als reale Existenzbedrohung wahr. Von den Befragten geben 5,1 Prozent an, sehr grosse Angst, und weitere 19,9 Prozent, eher Angst zu haben, ihre Hypothek nicht mehr bedienen zu können.
Besonders stark schlagen die düsteren Zinsaussichten auf das Gemüt der Eigenheimbesitzenden in den Städten. 34,5 Prozent geben an, grosse Angst oder eher Angst davor zu haben, den Hypozins nicht mehr bezahlen zu können. In der Agglomeration sind es nur 22,7 Prozent und auf dem Land noch 17,7 Prozent.
Rat vom Experten: Timing ist alles
Comparis-Experte Hug rät Hypothekarschuldnerinnen und Hypothekarschuldnern zu folgendem Verhalten:
Marktschwächen nutzen Es lohnt sich, den Hypothekarmarkt zu beobachten und Marktschwankungen für den richtigen Zeitpunkt des Hypothekarabschlusses zu nutzen. Eine Übersicht über den Markt findet sich auf dem täglich aktualisierten Zinsüberblick von Comparis. Ausserdem hilft der vierteljährlich erscheinende Hypotheken-Barometer von Comparis als Orientierung.
Die angemessene Risikostrategie festlegen Tiefere Hypozinsen sind nicht alleiniges Kriterium für die Wahl des Hypothekarmodells. Wer höhere Zinsen nicht mehr bedienen könnte, sollte sich für die Planungssicherheit von Festhypotheken entscheiden. Wer vorübergehend, eventuell mehrere Jahre, auch deutlich höhere Zinsen finanzieren könnte, kann die Zinsrisiken einer Saron-Hypothek auf sich nehmen.
Nicht das erstbeste Zinsangebot akzeptieren Der von der Hausbank offerierte Zinssatz ist verhandelbar. Zwischen den Zinsen, die die Hypothekarinstitute ins Schaufenster (Richtzinsen) stellen, und den bestverhandelten Zinsen klafft meist eine grosse Lücke. Das folgende Beispiel zeigt das Sparpotenzial anhand eines aktuellen Angebots von HypoPlus, der Hypothekarspezialistin von Comparis, und des durchschnittlichen Schaufensterzinses, der aufgrund der Richtzinsen von rund 50 Kreditinstituten berechnet wird:
Schaufensterzins (10 Jahre): 2,63 %
Durch HypoPlus bestverhandelter Zinssatz 2,07 %
Hypothek 750’000 Franken
Zinsdifferenz pro Jahr 0,56 %
Ersparnis in Franken pro Jahr 4’200 Franken
Ersparnis in Franken für die gesamte Laufzeit 42’000 Franken
Hier einige Standardzinssätze für eine 5-jährige Festhypothek, ermittelt am 12.12.22 durch die Redaktion von soaktuell.ch:
hypomat.ch: 2.05 %
Baloise: 2.10 %
Migrosbank: 2.47 %
Raiffeisenbank: 2.50 %
Aargauische Kantonalbank: leider nur auf Anfrage
Clientis Sparkasse Oftringen: leider nur auf Anfrage
Regiobank Solothurn: leider nur auf Anfrage
Bei Hypothekarschuldnern in der Schweiz hat sich der online publizierte Zinssatz von hypomat.ch zu einer sehr guten "Messlatte" am Markt etabliert. Mit diesem Zinssatz werden die eingehenden Angebote der Banken verglichen.
Ein Grundsatz: Wer nicht über massenhaft Eigenkapital oder prallvolle Bankkonten verfügt, kann sich Verhandlungen mit Banken für Hypozinsen, die wesentlich unter den ausgewiesenen Standardzinssätzen angeboten werden, wahrscheinlich sparen. Wer hingegen über sehr viel Einkommen und Vermögen verfügt, bekommt auch bei seiner Hausbank normalerweise markant tiefere Zinsangebote als ausgeschrieben. Wenn nicht, Bank wechseln.
Ein Tipp der Redaktion von soaktuell.ch:
Wenn Sie mit den teureren Hypothekenanbietern verhandeln und diese nicht mindestens auf das Standard-Hypozinsangebot von Hypomat.ch oder Baloise runter gehen, brechen Sie die Verhandlungen ab. Es macht keinen Sinn, viel Zeit zu investieren oder für Hypothekarschulden mehr zu bezahlen als unbedingt nötig. Zudem wird Ihnen von den teureren Banken nach Ablauf der Festhypothek für die Weiterführung der Hypothek mit Sicherheit wieder der hohe Standardzins offeriert - und das Vergleichen beginnt von neuem. Bei Hypomat.ch oder Baloise bekommen Sie nach Ablauf der Festhypothek hingegen wieder das günstigst mögliche öffentlich publizierte Angebot. Das spart Ihnen pro Jahr tausende von Franken, Zeit und Nerven.
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