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Zu viel Strom wegen Solaranlagen: Wann kommt der Niedertarif am Tag?

  • Autorenbild: Admin
    Admin
  • vor 5 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit

Viele örtliche Stromversorger haben in den letzten Jahren den Niedertarif in der Nacht abgeschafft. Jetzt jammert die ganze Branche wegen zu viel Solarstrom an Sonnentagen - mittlerweile sogar schon im Februar. Aber kreative und einfache Ideen, den Solar-Peak im Sommer zu brechen, fehlen. Die Branche hat Angst davor, weniger Strom verkaufen zu können. So gelingt die Energiewende nie. Aber an den PV-Anlagen liegt es nicht.

Symbolbild von Tung Lam / pixabay.com
Symbolbild von Tung Lam / pixabay.com

Im letzten Winterquartal trugen die Solaranlagen in der Schweiz im Durchschnitt 8 Prozent an den gesamten Strom bei. Und das, obwohl das Mittelland gefühlt monatelang unter einer Hochnebeldecke lag. Aber die PV-Anlagen ausserhalb dieser Nebeldecke produzierten Strom wie wild und die PV-Anlagen unter der Hochnebeldecke lieferten alleine dank dem Tageslicht mehr Strom, als viele gedacht haben. Und das im Winter. Obwohl man Photovoltaik immer als Sommerprodukt bezeichnet hatte. Das beweist: In Photovoltaik steckt noch viel Potenzial. Sie wird immer effizienter.


Die Solarenergie bringe das Schweizer Stromnetz an seine Grenzen, schreibt die Handelszeitung in einem sehr guten Artikel ihrer heutigen Ausgabe. Vor allem kleinere Stromversorger seien "nicht fähig, das Auf und Ab beim Solarstrom richtig zu prognostizieren". Einige schauen am Freitag vor Büroschluss noch einmal auf den Wetterbericht und sind dann weg bis Montagmorgen. In der Zwischenzeit können PV-Anlagen zu gewaltigen Sprüngen bei der Stromproduktion ansetzen. So geht das natürlich nicht mit der sinnvollen Nutzung des Solarstroms. Wenn die Stromversorger dazu nicht fähig sind, müssen es andere in die Finger nehmen.


Bei der Diskussion um den Solarstrom-Peak im Sommer und die angeblich nicht mehr ausreichenden Netze geht es um etwas ganz anderes. Das viel grössere Problem für die Netze ist nicht der Solarüberschuss, sondern der hohe Stromverbrauch in den Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern durch immer mehr stromfressende E-Autos und Wärmepumpen. Die meisten Stromnetze würden es nicht überleben, wenn in jedem Haus ein E-Auto geladen würde und noch eine Wärmepumpe läuft. Der Solarüberschuss ist also ein Ablenkungsmanöver.


Die PV-Anlagen speisen nicht nur viel Strom ins öffentliche Netz ein, sondern hinter jeder privaten PV-Anlage stecken Haushaltungen, die über das ganze Jahr gesehen mindestens 50 Prozent weg vom öffentlichen Netz sind. Bevor sie nämlich Strom einspeisen, decken sie mal einen möglichst grossen Teil ihres Eigenbedarfes ab. Ergo gibt es für die örtlichen Stromanbieter grundsätzlich weniger Strom zu verkaufen. Mit allen Tricks beginnen sie sich nun dagegen zu wehren.


Die meisten Besitzer einer PV-Anlage haben die Anlage nicht primär aus politischen Gründen auf dem Dach montiert, sondern weil sie ein Stück weit unabhängiger vom Stromversorger sein und ihre Stromrechnung ausbremsen wollen. Das wiederum ist durchaus auch ökologisch sinnvoll, denn jede Kilowattstunde, die zuhause selber produziert wird, muss nicht in einem Kernkraftwerk oder Flusskraftwerk geschaffen und über dutzende Kilometer transportiert werden. Damit werden diese Grosskraftwerke entlastet und kommen zunehmend in die Backup-Funktion, die politisch so gewollt ist. Man kann sich unschwer vorstellen, dass die Branche versucht, die Felle beisammen zu halten, die gerade am Davonschwimmen sind.


Einige Stromversorger machen alle sauer

Leider gibt es lokale Stromversorger die wegen zu viel Solarstrom an Sonnentagen jammern und dann noch die falschen Massnahmen ergreifen. Einige verkaufen ihren Kundinnen und Kunden den Strom auf dem öffentlichen Netz sauteuer für beispielsweise 33 Rappen pro Kilowattstunde und bezahlen den Solarproduzenten vor Ort bloss noch 6 Rappen für eingespiesenen Solarstrom, weil dieser angeblich nichts wert sei am Tag. Anstatt glücklich zu sein über jede neue PV-Anlage in der Gemeinde, würgen sie den Zubau von PV-Anlagen schlagartig ab, was extrem schade ist und nicht dem politischen Willen des Volkes entspricht, welches mehr erneuerbare Energien will. Und es macht jene Stromkundinnen und -kunden sauer, die über keine PV-Anlage verfügen. Denn sie merken, dass sie massiv zu viel bezahlen.


Jede örtliche Stromversorgerin sollte glücklich sein über jede PV-Anlage, die mit privatem Geld in der Gemeinde montiert wird und diese Investition mit einer anständigen Einspeisevergütung entschädigen. Denn jede private PV-Anlage ist letztlich wie ein kleines Kraftwerk für den örtlichen Stromversorger. Für viele örtliche Stromversorger sind PV-Anlagen die einzige Art und Weise, einen Teil ihres Stroms selber vor Ort zu produzieren. Jetzt gibt es zwischen April bis September halt Monate, in denen während dem Tag zu viel Strom von PV-Anlagen daher kommt. Anstatt die PV-Produktion zu drosseln, ist es doch naheliegend, den allgemeinen Stromverbrauch auf diese Zeiten zu lenken.


Anstatt den Solaranlagenbesitzern den Verleider anzuhängen und die Energiewende zu torpedieren, müsste man jene belohnen, die keine PV-Anlage haben, aber ihren Stromverbrauch auf den Tag verlegen könnten. Würde man von 8-11 Uhr und von 13-17 Uhr im Sommer einen Niedertarif auf dem Netz anbieten, könnte ein grosser Teil des Stromverbrauchs einerseits von der Nacht auf den Tag verlegt und so der überschüssige Berg an Solarstrom sinnvoll abgebaut werden.


Ein paar Beispiele: Bei einem günstigen Niedertarif tagsüber würden wohl nicht wenige der grossen Mehrheit an Strombezügern ohne PV-Anlage ihre Wäsche und ihr Geschirr am Tag waschen, das Warmwasser am Tag aufbereiten, das E-Auto am Tag laden, am Tag backen oder die Klimaanlage am Tag laufen lassen. Doch wenn sie dafür 33 Rappen pro Kilowattstunde bezahlen müssen, ist natürlich null Interesse dafür da.


Fazit. Es gibt noch viel Platz für Solarstrom in der Schweiz. Die Stromversorger müssen nur dazu gezwungen werden, endlich Hand für kreative Lösungen zu bieten.


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