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Rückblick 22: Krieg treibt Wirtschaft ins Chaos

Die Weltwirtschaft hat ein Jahr voller Erschütterungen hinter sich. Unternehmen vieler Branchen und Märkte sahen sich angesichts der Folgen des Krieges in der Ukraine und der Corona-Pandemie mit ungewohnten Herausforderungen konfrontiert. Daraus resultierende geopolitische Spannungen, stark gestiegene Energie- und Strompreise, unterbrochene Lieferketten, knappe Rohstoffe, Personalmangel und die Inflation zeigten Wirkung und sorgten etwa für Neujustierungen von Lieferketten.


pte.

Symbolbild von Enrique / pixabay.com


Lieferketten und Standort-Prüfungen

In Deutschland haben sogar zwei Drittel der Firmen ihre Lieferketten angepasst, eben aufgrund wirtschaftlicher Auswirkungen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Laut DIHK-Auswertung prüfen viele von ihnen zudem kritisch ihre internationalen Standorte. Durch Lieferengpässe und somit verzögerte oder ausbleibende Produktion hat die deutsche Industrie von 2021 bis Mitte 2022 knapp 64 Mrd. Euro an Wertschöpfung verloren, so eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Dabei betrifft der Mangel an Vorprodukten vor allem die Autobranche.


Auch das deutsche Bauwesen leidet unter Materialknappheit: Diese erreichte laut Umfrage des ifo Instituts im Mai 2022 ihren Höchststand seit 1991. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine haben sich demnach die Lieferprobleme bei Baustoffen drastisch verschärft und die Materialpreise verteuerten sich weiter infolge der Knappheit und höherer Energiekosten. Dies führte zudem zu höheren Preisen rund um den Hausbau. Auch Industrie-Unternehmen erwarten anhaltenden Materialmangel - laut ifo-Umfrage vom Juni 2022 noch mindestens bis Frühjahr 2023. 74,1 Prozent der Firmen beklagten Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen. Relativ krisenfest zeigt sich der Maschinenbau. Laut Branchenverband VDMA ist bis Ende 2022 ein reales Produktionsplus von einem Prozent möglich.


Teure Energie, Rezession, Inflation

Hochpreisige Energie-Importe sorgen in Deutschland wie im ganzen Euroraum für einen Kurs in die Rezession. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft sagt der deutschen Wirtschaft für 2023 ein BIP-Minus von 0,7 Prozent voraus und schätzt, dass die Inflation erst 2024 sinken wird. Auch die Wirtschaft der Eurozone schrumpft, insbesondere wegen reduzierter Binnen- und Exportnachfrage sowie massiver Lieferengpässe, auch infolge des Krieges.


Gegen den Negativtrend stehen Wachstumsaussichten im Bereich E-Mobilität: Umsätze im Bereich der Ladeinfrastruktur für E-Autos werden bis 2030 allein in Europa auf 40 bis 55 Mrd. Euro steigen. Derzeit sind es sieben bis acht Mrd. Euro, wie die Analyse "Electric Vehicle Charging Shifts into High Gear" der Beratungsgesellschaft Bain & Company zeigt. Der Gewinn wird demnach auf bis zu fünf Mrd. Euro zulegen. Das EZB-Inflationsziel von zwei Prozent für den Euroraum ist bis 2024 allerdings nicht zu erreichen. Laut Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) werden für 2022, 2023 und 2024 im Median Inflationsraten von 7,5 Prozent, 4,5 Prozent sowie drei Prozent erwartet.


Für Entscheider führender US-Unternehmen ist die Inflation ebenfalls ein großes Sorgenkind. Laut KPMG-Umfrage unter 400 CEOs befürchten viele von ihnen eine steigende Inflation. 91 Prozent rechnen mit einer Rezession in den nächsten zwölf Monaten. Auch jenseits der Manager-Etagen grassiert Inflationsangst: Einer Momentive-Umfrage zufolge bezeichnen 40 Prozent der US-Bürger die Inflation 2023 als größtes Risiko für ihre Finanzen. Auch der Arbeitskräftemangel hat die Inflation angeheizt. Die Federal Reserve Bank of Cleveland rät in diesem Kontext zu einer weniger starken Straffung der US-Geldpolitik.

Digital: Dänemark top, Deutschland Flop

Einen Lichtblick in düsteren Zeiten liefert Googles Video-Plattform: YouTube hat 2021 rund 25 Mrd. Dollar zu Einnahmen der US-Wirtschaft beigetragen und mausert sich damit laut einer Untersuchung von Oxford Economics zum ökonomischen Schwergewicht. Im globalen Länder-Vergleich der digitalen Wettbewerbsfähigkeit wurden die USA vom neuen Spitzenreiter Dänemark abgelöst. Ansonsten gilt: Europas digitale Wirtschaft hinkt hinterher, denn es mangelt bei Plattformen und Infrastrukturen an digitaler Souveränität. Für Deutschland ist der Befund besonders negativ: Deutsche Unternehmen verschlafen die Digitalisierung. Laut CIO-Barometer vergaben die 200 befragten CIOs und IT-Entscheider im Oktober in der Index-Studie nur 102 von 200 möglichen Punkten für den aktuellen Stand der Digitalisierung. Ein Hauptproblem: Fachkräftemangel.


Mit digitalen Tools operiert in vielen Branchen auch die Kreativ-Industrie: In Indien bringt sie Milliarden-Exporte. Eine Untersuchung der India Exim Bank sieht langfristig zwar noch viel ungenutztes Potenzial, dennoch bleibt Indien für ausländische Investoren attrraktiv. Eine Untersuchung von EY India und CII rechnet bis 2027 mit 475 Mrd. Dollar an ausländischen Direktinvestitionen.


Home-Office: Beliebt, aber umstritten

Im Zuge der Digitalisierung und der Corona-Pandemie hat auch die Arbeit von zu Hause aus zugenommen. Das löst neben Begeisterung auch Skepsis aus: Vier von fünf Chefs in Deutschland zweifeln bei hybriden Arbeitsmodellen an der Produktivität ihrer Mitarbeiter, wie eine Microsoft-Umfrage ergab. Immerhin: Laut ifo/Randstad-Personallleiterbefragung bieten 62 Prozent der deutschen Firmen auch Home-Office-Optionen. Die Mehrheit gewährt im Schnitt 6,7 Home-Office-Tage pro Monat. Bei Arbeitnehmern ist der häusliche Arbeitsplatz weiterhin sehr erwünscht. In den USA hingegen haben laut "Future Workplace Index" von Ernst & Young 40 Prozent der befragten US-Unternehmen bereits eine Vier-Tage-Woche eingeführt. 70 Prozent der befragten Firmen lassen ihre Mitarbeiter zwei bis drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten.

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