Wahlen im Kanton Solothurn: Verlieren FDP oder SVP einen Nationalratssitz an die Mitte?
Im Kanton Solothurn versprechen die Wahlen vom kommenden Sonntag Hochspannung. Können die Grünen zum ersten Mal ihren Nationalratssitz verteidigen oder müssen sie ihn wieder an die SP abgeben? Schafft die FDP den Sprung zurück ins Stöckli? Kann die erstarkte Mitte der SVP oder FDP einen Nationalratssitz abjagen? Diese Fragen werden geklärt.

Keine leichte Aufgabe: Franziska Rotz kämpft gegen männliche Übermacht aus dem Schwarzbubenland um den Sitz im Ständerat. Bild zVg.
In Solothurn kommt es zum rot-grünen Duell! Traditionell besetzt das links-grüne Lager zwei der sechs Nationalratssitze. In der Regel die SP. Doch dreimal haben es die Grünen geschafft, ihrer Partnerin SP einen Sitz wegzuschnappen. Aber jeweils nach einer Legislatur ist dieser Sitz dann wieder an die SP zurück gefallen. Der Grüne Nationalrat Felix Wettstein will das ändern und kämpft um seine Wiederwahl. Doch folgt Solothurn dem nationalen Trend, will heissen, die Grünen verlieren massiv und die SP legt zu, dürfte es für Wettstein eng werden.
Aber auch rechts kommt es zu einem Duell, nämlich jenes zwischen der Mitte und der SVP, allenfalls sogar zwischen der Mitte und der FDP. Fakt ist: Die Mitte greift mit Top-Listen an.
Bei der SVP steigt Nationalrat Walter Wobmann nicht mehr ins Rennen. Bei der FDP ist es Kurt Fluri. Beide Sitze müssen ersetzt werden. Hier sind verschiedene Szenarien möglich. Am Wahrscheinlichsten ist, bei wenig Stimmenbewegungen, dass jede Partei ihre Sitze behält, also SVP 2, FDP 1 und die Mitte 1.
Wenn SVP und oder die FDP, entgegen allen Erwartungen, aber massiv Stimmen verlieren sollten, die Mitte hingegen markant zulegen könnte, wäre sogar ein zweiter Sitz für die Mitte-Partei in Reichweite. Dieser könnte dann entweder zulasten der SVP gehen oder sogar zulasten der FDP. Nicht mehr im Nationalrat vertreten zu sein, wäre für die FDP eine grosse Niederlage.
Der Gewinn eines weiteren Sitzes für die FDP ist, wie auch für die SVP, aufgrund der Ausgangslage und der Umfrageergebnisse kein Thema.
Kann die SP den Sitz im Ständerat halten oder erbt ihn ein Schwarzbube?
Der Bisherige Pirmin Bischof (die Mitte) hat seinen Sitz im Ständerat auf sicher. Er machte zudem einen hervorragenden Wahlkampf mit dem Versand seiner individuellen Briefe und persönlicher Präsenz an unzähligen Festanlässen in den solothurnischen Gemeinden. SP-Ständerat Roberto Zanetti hingegen verabschiedet sich in den Polit-Ruhestand. Seine Sozialdemokraten versuchen den Ständeratssitz mit Nationalrätin Franziska Roth zu verteidigen. Doch sie hat es nicht leicht.
Gleichgewicht der Regionen und Geschlechter stimmt beim Kandidatenangebot nicht mehr
Die FDP greift mit dem Bildungsdirektor Remo Ankli an. Die Freisinnigen möchten ihren 2011 an die SP verlorenen Ständeratssitz mit ihm zurück erobern. Chancen werden auch dem Ständeratskandidaten der SVP, Nationalrat Christian Imark, zugerechnet. Und sicher ein sehr gutes Ergebnis wird auch dem GLP-Kandidaten Dieter Künzli zugetraut. Alle drei haben aber ein geografisches Problem: Sie kommen aus dem Schwarzbubenland und im restlichen Kanton nicht so präsent. Und sie sind männlich. Ständeratswahlen sind zwar Persönlichkeitswahlen, aber die Solothurnerinnen und Solothurner reagieren immer sehr sensibel, wenn das Gleichgewicht der Regionen im Kandidatenangebot nicht mehr stimmt. Zudem wird der Kanton Solothurn im Ständerat schon seit Jahrzehnten männlich repräsentiert. Bei den Ständeratswahlen 2023 im Kanton Solothurn ist also Spannung angesagt.