Wählerversammlung der Christkatholischen Kirche vor 150 Gästen in Olten
Der öffentlichen Wählerversammlung der Christkatholischen Kirche der Schweiz am 13. April in Olten wohnten mehr als 150 Gäste und Interessierte bei. Die drei Nominierten für das Amt des Bischofs der Landeskirche, der Ende Mai in Aarau gewählt wird, stellten sich den vielen kritischen Fragen aus dem Publikum und präsentierten ihre Visionen. Am Ende steht eine überaus kurzweilige Veranstaltung, der auch viele nicht christkatholische Gäste beiwohnten.
Christkatholische Kirchgemeinde Region Olten
Nicole Freudiger (SRF) leitete den Talk mit (v.l.) Christoph Schuler, Frank Bangerter und Lars Simpson. (Foto zVg.)
Drei Namen stehen aktuell zur Wahl als neuer Bischof der Christkatholischen Kirche (CKK) der Schweiz:
Frank Bangerter, seit 2010 Pfarrer in Zürich und Mitglied des Synodalrats der CKK;
Christoph Schuler, Pfarrer in Bern seit 2006 und in Grenchen seit 2022;
Lars Simpson, seit 2010 Pfarrer in Zürich und aktuell Präsident der Pastoralkonferenz.
Alle drei erhielten sie an der Wählerversammlung in Olten eine Viertelstunde Zeit, um sich zu präsentieren. Wie sie das taten, war ihnen überlassen.
Frank Bangerter etwa begrüsste die Anwesenden in allen vier Landessprachen und sagte, er sei «unglaublich stolz» auf die Christkatholische Kirche, die an ihren Synoden so mutige und zukunftsweise Entscheide gefällt habe wie die Priesterweihe für Frauen oder die Einführung der Ehe für alle. Als Bischof, so Bangerter, würde er sich stark machen für eine «einfache», in ihren Aussagen «verständliche Kirche», die nah bei den Menschen sei.
Christoph Schuler nahm für sich selbst nur einen Fünftel der Redezeit in Anspruch und sagte, es sei ihm wichtig, dass die CKK «offen, gastfreundlich und zukunftsorientiert» sei. Er gab vier Weggefährten die Chance, etwas über seine Person zu erzählen. So sagte etwa Christoph Zimmerli von der CKK Bern, Schuler sei einer, der stets den Dialog suche. Und der fähig und willens sei, sich in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu vernetzen. Er zeigte sich auch überzeugt, dass es ein grosser Vorteil sei, wenn der künftige Bischof «tief in seiner Kirche verwurzelt» sei.
Lars Simpson betonte, ihm sei es schon immer auch wichtig gewesen, Menschen zu vernetzen, Besuchern seiner Gottesdienste neue spirituelle Horizonte aufzutun und neue Perspektiven zu vermitteln. «Es ist meine Stärke, Menschen zusammenzubringen und für ein Projekt zu begeistern», sagte Simpson. Herzstück der Kirche, sagte er, sei die Seelsorge. Und er setzt auf den interreligiösen Dialog.
Die Wählerversammlung der Christkatholiken in Olten war sehr gut besucht. (Bild zVg.)
Engagierte Fragerunde dauert eine ganze Stunde
In der Folge zeigten die Christkatholiken, weshalb sie für sich in Anspruch nehmen, eine «gelebte Gemeinschaft» zu sein, «liberal und offen»: Nach einer guten Stunde musste die Fragerunde an die drei Nominierten abgebrochen werden, weil der Zeitplan des Nachmittags zu kippen drohte. Die vielen engagierten Fragen aus dem Plenum machten deutlich: So unterschiedlich die drei Bischofsanwärter von ihrer Persönlichkeit her auch sein mögen, programmatisch liessen sich nur schwerlich Unterschiede festmachen.
Gefragt wurde etwa, ob der neue Bischof, wie sein Vorgänger, den vielen internationalen Tätigkeiten nachkommen werde oder doch eher im Bistum selber Schwerpunkte setzen würde. Die drei waren sich einig: Es braucht die Balance zwischen beidem. Provokativ die Frage, wie man es denn angehen wolle, die Gottesdienste weniger konservativ zu gestalten, um auch ein jüngeres Publikum, das eigentlich fasziniert sei von den Werten der CKK, nicht gleich wieder zu verlieren. So richtig aus der Deckung wagte sich bei dieser Frage keiner aus dem Trio. Neckisch die Frage, wie denn die typische DNA der Christkatholischen Kirche aussehe.
Die Kirche muss sichtbarer werden
In einer Podiumsdiskussion unter der Leitung von Nicole Freudiger, Historikerin und Redaktorin SRF, standen die drei Nominierten im Anschluss Red und Antwort – und auch Freudiger stellte bald einmal fest, dass die drei inhaltlich «enorm einig» seien, das sei ja fast schon langweilig. So etwa in der Beantwortung der Frage, wie man mit der Tatsache umgehe, dass man eine vergleichsweise kleine Kirche sei. Das sei auch eine Chance, meinten die drei, man sei schnell und flexibel und komme rasch mit den Menschen ins Gespräch. Zweifelsohne aber müsse sich der künftige Bischof um mehr Sichtbarkeit der CKK bemühen, sprich: Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit gehörten verstärkt.
Auch auf die Frage der Moderatorin, wie politisch die Kirche denn sein dürfe, herrschte Einigkeit in der Runde: Tagespolitik dürfe man nicht betreiben, lautete die Antwort. Und, klar: Auch die Frauenfrage gehörte – zu Recht – gestellt: «Da könnte Ihre Kirche Schlagzeilen machen mit der ersten Bischöfin im Lande – und nun sitze ich hier mit drei Männern», sagte Freudiger süffisant. Unisono meinten die drei, sässe oben auf dem Podium eine Frau, «sie hätte meine Stimme». Aber klar: Es sei nicht ein Frauenförderungsproblem der Christkatholischen Kirche, sondern allgemein ein Problem, dass zu wenig Frauen Theologie studierten.
Monique Rudolf von Rohr, Präsidentin der gastgebenden Christkatholischen Kirchgemeinde der Region Olten, hatte zu Beginn der Versammlung von einem «historischen Anlass» gesprochen. Davon, dass man die drei Nominierten «auf Herz und Nieren» prüfen könne. Diesem Versprechen wurde die Wählerversammlung vollumfänglich gerecht. Es wird nun an den Mitgliedern der Nationalsynode, also den Delegierten der Kirchgemeinden liegen, zu entscheiden, von denen am Samstag viele präsent waren. Bischofswahl und Nationalsynode finden am 24. und 25. Mai in Aarau statt. Die Wahl war notwendig geworden, weil Bischof Harald Rein Ende November 2023 altershalber seinen Rücktritt eingereicht hatte.
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