Spucktests an den Solothurner Schulen: Jetzt gehen Eltern und die Politik auf die Barrikaden
Die Internet-Zeitung soaktuell.ch hat mit dem Artikel vom 22. Dezember "Spucktests ab neuem Jahr obligatorisch. Was passiert mit Testverweigerern?" eine Lawine losgetreten. Seither berichten auch die nationalen Medien täglich über das Thema. Der Kanton Solothurn bleibt stur. Spucktests sollen hier freiwillig bleiben. Punkt. Doch jetzt gehen zunehmend die Eltern und die Politik auf die Barrikaden. Es laufen bereits erste Online-Petitionen. Diskutiert wird jetzt auch, ob man die Kinder aus Sicherheitsgründen aus der Schule nehmen und selber unterrichten soll.
Der Gemeindepräsident von Hägendorf, Andreas Heller (SP) lancierte seine Online-Petition am 3. Januar 2021. Ziel wären 100 Unterzeichner. Doch schon am ersten Tag schaffte seine Petition über 300 Unterzeichner - und sie läuft noch 29 Tage.
Aktuell sind Kinder primäre Treiber der Pandemie, steht in der Petition. Das Bedürfnis (bzw. Recht auf Bildung), die Schule zu besuchen, bringt die Kinder zusammen. Viele Kinder, insbesondere unter 16 Jahren, sind nicht geimpft/genesen. Die regelmässigen Spucktests an den Schulen sind im Kanton Solothurn freiwillig. Das bedeutet: Nicht an den Tests teilnehmende Kinder/Lehrpersonen haben den gleichen Status, wie negativ getestete Kinder. Das ist unverantwortlich und steht diametral zu allen andern, teilweise einschneidenden und schmerzvollen, Corona-Massnahmen, steht in der Petition.
"Wir wollen, dass die Schulen offen bleiben können, ohne dass es zu unnötigen Risiken für Schülerinnen und Schüler, für Lehrpersonen (inkl. Schulhilfen, -Verwaltungen, -Hauswarten etc.) und Eltern kommt."
Forderung der Petition aus Hägendorf: Wir fordern, dass die Spucktests an den Schulen im Kanton Solothurn (eigentlich ganze Schweiz) mind. 1x wöchentlich durchgeführt werden und für alle Kinder sowie andere an der Schule beteiligten Person en (die an den Testtagen anwesend sind) obligatorisch sind.
Der Kanton Solothurn äusserte sich bisher dahingehend, dass das juristisch nicht möglich sei. Der Kanton Basel-Land beweist nun aber die Machbarkeit.
Sollte das Obligatorium wider Erwarten juristisch nicht möglich sein, ist eine "Beweislastumkehr" anzuordnen. Das bedeutet: Wenn ein Test-Pool in einer Klasse positiv ist, bleiben die Kinder, welche keinen negativen Test haben, bis zum Vorliegen eines solchen zu Hause. Das gilt auch für Kinder, die nicht am Test teilgenommen haben, sie müssen einen offiziellen Test nachreichen, ehe sie wieder in die Schule dürfen. Es kann nicht sein, dass getestete Personen schlechter gestellt werden als ungetestete Leute.
Unterschriften werden auch in Schönenwerd gesammelt
Hier hat Barbara Marti die Nase voll davon, dass negativ getestete Schülerinnen und Schüler vom Contact-Tracing des Kantons Solothurn einfach wieder mit Ungetesteten zusammen zur Schule geschickt werden. Unsere Schule (Schönenwerd) macht seit den Sommerferien mit bei den wöchentlichen Spucktests, und wir finden dies eine sehr gute Möglichkeit, um an Covid-erkrankte Kinder herauszufiltern und so die anderen Kinder und Lehrer zu schützen, steht in ihrer Online-Petition.
Bei einem positiven Pool müssen alle Kinder aus diesem Pool bis zum Vorliegen des Nachtest-Resultats zu Hause bleiben. Kinder, welche am Spucktest nicht mitmachen dürfen hingegen ganz normal zur Schule gehen, obwohl die Wahrscheinlichkeit, positiv zu sein, nicht kleiner ist als ein Kind mit positivem Pool-Test! Wer sich solidarisch an den Tests beteiligt, wird gegenüber Test-Abstinenten benachteiligt.
Forderung der Petition aus Schönenwerd: Wir fordern den kantonsärztlichen Dienst des Kantons Solothurn auf, die Spucktests für alle Schüler und Schülerinnen in Schönenwerd als obligatorisch zu erklären und dies bereits ab 10.01.2022. Wer sich nicht an diese Testpflicht hält, kann - zum Schutz der getesteten Kinder - nicht am Präsenzunterricht in der Schule teilnehmen. Die Betreuung dieser Schülerinnen und Schüler muss in Verantwortung der Eltern oder Erziehungsberechtigten organisiert werden.
Empörung wächst, weil der Kanton einen offensichtlichen Fehler macht
Der Grund, weshalb die Empörung über alle Parteigrenzen hinweg wächst ist einfach: Der Kanton Solothurn macht mit seinem Schutzkonzept an den Schulen einen offensichtlichen Fehler. Ungetestete Kinder dürfen nach einem Corona-Ausbruch niemals mit negativ Getesteten zusammen in die Klasse zurück. So macht Testen keinen Sinn und das Schutzkonzept ist Makulatur. Das Vorschieben von juristischen Gründen gegen die obligatorische Testpflicht an den Schulen ist auch nicht mehr glaubwürdig, nachdem der Kanton Basel-Landschaft eine solche ohne Probleme eingeführt hat. Selbst die oberste Lehrerin der Schweiz, Dagmar Rösler, teilt diese Haltung in der Tagesschau von SRF.
Kinder aus der Schule nehmen?
Bei der Internet-Zeitung soaktuell.ch meldeten sich in den vergangenen zwei Wochen dutzende von Eltern schulpflichtiger Kinder aus dem ganzen Kanton Solothurn und auch aus dem benachbarten Aargau. Sie machen sich grosse Sorgen, dass ihre Kinder ab dem 10. Januar 22 wieder mit Ungetesteten zusammen im Schulzimmer sitzen müssen. Eine Option ist da natürlich, die Kinder aus Sicherheitsgründen aus der Schule zu nehmen und zuhause selber zu unterrichten. Bei der privaten Schulung werden die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen durch die Eltern - oder durch eine angestellte Lehrperson (z.B. pensionierte Lehrerin/Lehrer) - zu Hause unterrichtet. Die private Schulung ist im Kanton Solothurn grundsätzlich möglich, steht aber unter kantonaler Aufsicht und muss vom Volksschulamt bewilligt werden. Die Unterrichtenden müssen über ein von der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren anerkanntes Lehrdiplom der entsprechenden Schulart und Schulstufe verfügen.
Offensichtlich sind wir soweit, dass solidarische Eltern, die bei Spucktests mitmachen und die Massnahmen gegen die Pandemie stets mittragen, ihre Kinder wegen einigen unsolidarischen Testverweigerern aus der Schule nehmen müssen. Eine verkehrte Welt. Aber für viele ist es die letzte Möglichkeit, ihre Kinder adäquat zu schützen, solange es der Kanton nicht tut. Informationen über die private Schulung zuhause findet man im Internet auf der Seite https://so.ch/verwaltung/departement-fuer-bildung-und-kultur/volksschulamt/schulsystem/privatschulen-privater-unterricht/homeschooling/
Der Kanton Solothurn wäre gut beraten, die Testpflicht ab 1. Primarschulklasse ab nächster Woche einzuführen. Sonst setzt er sich dem Vorwurf aus, nicht genug für die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler getan zu haben.