Migros in Schieflage
Dem Mittelstand in der Schweiz geht wegen der Teuerung das Geld aus. Entsprechend orientieren sich viele neu und machen ihre wöchentlichen Einkäufe nicht mehr in der Migros, sondern bei Lidl oder Aldi. Der Grund: Migros ist zu teuer. Wenn in einem Land immer mehr Menschen leben, müssten eigentlich auch die Umsätze bei Migros entsprechend steigen - tun sie aber nicht. Nun plant Migros offenbar einen gewaltigen Stellenabbau im nächsten Jahr, wie verschiedene Medien berichten.
Kommentar von Martina Gloor
Es ist eben nicht nur der Food-Bereich, der kränkelt. Auch bei Micasa, Melectronics und Sport X gibt es scheinbar Probleme. Das Grundproblem von Migros ist, dass Migros die Konkurrenz preislich nur unterbieten kann, mit befristeten Aktionen. Im Alltag sind die Preise der gleichen oder ähnlicher Produkte höher und nicht wirklich attraktiv.
Die jüngeren Generationen von Kundinnen und Kunden konsultieren nicht ständig die Migros-Zeitung oder irgendwelche Prospekte auf der Jagd nach günstigen Preisen. Sie kaufen Produkte dann, wenn sie sie brauchen und nicht dann, wenn es Migros gerade beliebt, eine Aktion zu machen. Man braucht ein Produkt, geht heute ins Internet, vergleicht die Preise bei verschiedenen Anbietern und bestellt am günstigsten Ort. Da ist Migros selten dabei.
Die Zeit der Punkte sammeln, Prospekte lesen, ganzseitige Inserate in Tageszeitungen schalten und Leute in irgendwelche Läden locken ist vorbei. Das gesamte Verkaufs- und Marketingkonzept von Migros ist irgendwie altmodisch. Es zielt auf eine zwar kaufkräftige Kundschaft im älteren Segment ab. Aber die wird immer kleiner. Die jüngeren Generationen kaufen nicht primär bei Migros, sondern instinktiv dort, wo sie die Produkte erfahrungsgemäss zum günstigsten Preis erhalten. Und sie lassen sich weniger über den Tisch ziehen, sondern machen Preisvergleiche im Web.
Endlich dämmert das auch den Migros-Verantwortlichen. Bleibt abzuwarten, was sie daraus machen. Mit Stellen abbauen ist es nicht gemacht. Auch die übrigen Kosten müssen runter. Bei allem Respekt: Wer heute noch ganzseitige oder doppelseitige Inserate in Tageszeitungen schaltet, die niemand mehr liest, hat schlicht einen Dachschaden.