Buy-Now-Pay-Later: Sofortüberweisung und Co. läuft in der Schweiz nur langsam an
Neue digitale Finanztechnologien (FinTechs) bescheren dem Verbraucher immer wieder innovative Zahlungsinstrumente, die das Shopping-Erlebnis noch einfacher und unbeschwerter machen sollen. Der neuste Trend in der Branche hört auf den Namen „Buy-Now-Pay-Later“ und stellt eine moderne Alternative zur herkömmlichen Ratenzahlung dar.

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Im EU-Raum ist der Kauf auf Pump bei den Millennials bereits sehr beliebt, doch entgegen allen Prognosen verhält sich die Zielgruppe in der Schweiz eher skeptisch. Zwar wird das Prinzip als Finanzmarktzukunft der Millennials betrachtet, der Druck auf Anbieter von Seiten der Kunden ist aber bislang nicht groß genug, als dass die Mühen einer Umstellung auf das Zahlungssystem flächendeckend in Kauf genommen würden.
Buy-Now-Pay-Later: So funktioniert das Bezahlsystem
Die Grundidee hinter dem Konzept von Buy-Now-Pay-Later ist nicht wirklich neu. Doch im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Kauf auf Rechnung sind die Zahlungsangebote deutlich flexibler. So hat man die Möglichkeit, Zahlungsraten anzupassen oder den Zeitpunkt der Zahlung nachträglich zu verschieben – dazu noch ganz unkompliziert per Smartphone. Doch die verantwortlichen Dienstleister erheben dafür oft zusätzliche Gebühren oder Zinsen, weshalb manche Verbraucherschützer vor dem leichtfertigen Gebrauch der BNPL-Methode warnen. Vom Prinzip her stellt das Angebot jedoch eine gute Ergänzung zu bestehenden Kaufabwicklungen dar, die in vielen Ländern bereits oft und gerne genutzt wird. Dazu zählen auch Vorkassensysteme wie die Sofortzahlung, bei denen der Anbieter umgehend eine Zahlungsbestätigung ausstellt, aber die eigentliche Zahlung erst später abgewickelt wird.
Besonders erfolgreich ist das Konzept im Online-Segment grosser Mode- und Elektronikhändler. Auch bei der Bezahlung von digitalen Inhalten erfreut sich die Option wachsender Beliebtheit, da die Käufe so anschliessend zum sofortigen Download bereitstehen. Insbesondere im Bereich „Online-Gaming“ haben moderne Bezahlsysteme wie PayPal oder Sofortüberweisung an Bedeutung gewonnen. Dort werden sie beispielsweise für den Erwerb zusätzlicher Spielinhalte über In-Game- oder In-App-Käufe genutzt. Der Vorteil besteht darin, dass erworbene Inhalte über Buy-Now-Pay-Later ohne Zeitverzögerung genutzt werden können. Wer also zum Beispiel im Casino Sofortüberweisung als Zahlungsoption wählt, kann den gewünschten Einzahlungsbetrag sofort als Spieleinsatz nutzen. Gleiches gilt für den Download von Spielinhalten oder Spielboni, die auf Streaming-Portalen oder in App-Shops angeboten werden. Das ist also ein Pluspunkt für Menschen, die gerne um Geld spielen.

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Das Echo bei Detailhändlern bleibt verhalten
Der schwedische Zahlungsanbieter Klarna zählt zu den ersten Anbietern, die in der Schweiz einen Vorstoss mit dem neuen Bezahlkonzept gewagt haben. Dabei hat das Unternehmen vor allem Detailhändler wie H&M oder Mango ins Visier gefasst. Obwohl die Erwartungen gross waren, konnte die tatsächliche Resonanz dem nicht gerecht werden. Der Grund dafür liegt laut Experten auch in einem Kundenverhalten, das sich grundlegend von dem in den Nachbarländern unterscheidet. Payment-Experte Gregor von Bergen wird dazu in einem Artikel der NZZ folgendermassen zitiert: „Das Echo in der Schweiz ist noch bescheiden – neben H&M gibt es kaum namhafte Unternehmen, welche die BNPL-App anwenden“. Auch von Bergen sieht Unterschiede in der Mentalität als den ausschlaggebenden Punkt, denn „der Schweizer kauft nicht gern auf Pump“. Dementsprechend gering ist aktuell der Wunsch der Kundschaft nach entsprechenden Zahlungsmöglichkeiten, weshalb der Detailhandel aktuell oft noch keinen Handlungsbedarf sieht.
BNPL soll die finanzielle Zukunft der Millennials werden
Die Prognosen besagen, dass sich BNPL in der Schweiz erst mit grosser Verzögerung etablieren wird. Zudem ergibt sich daraus die berechtigte Frage, ob die Generation der Millennials tatsächlich die fokussierte Zielgruppe sein kann. Immer wieder ist in diesem Zusammenhang von einer „Kaufkraft-Illusion“ die Rede. So geht man davon aus, dass der Kunde seine Kaufentscheidungen eher tätigt, wenn die aktuell zur Verfügung stehenden Geldmittel für den Kauf nicht relevant sind. Allerdings nutzen die meisten die BNPL-Payment-Apps hauptsächlich für kleinere und mittelgrosse Online-Einkäufe. Bei teuren Anschaffungen haben momentan nämlich noch herkömmliche Ratenzahlungsangebote die Nase vorn. Da Personen unter 30 Jahren überwiegend über geringere finanzielle Mittel verfügen, sollte das Prinzip Buy-Now-Pay-Later diese dennoch besonders ansprechen. Tatsächlich könnte der Trend sich so auch in der Schweiz dauerhaft als attraktive Lösung für die jüngeren Generationen etablieren. Zu den Vorteilen für den Verbraucher gehören:
Bezahlung erst nach Erhalt und Inspektion der Ware nötig. Rückerstattungen an den Endkunden sind damit oft nicht nötig.
Größere Anschaffungen sind auch ohne vorheriges Sparen möglich.
Abwicklung über die Apps der Zahlungsdienstleister ist intuitiv, sicher und leicht verständlich.
Doch es ergeben sich auch Nachteile und Risiken, die jedem bewusst sein sollten, der in Zukunft Käufe mit späterer Zahlung tätigen möchte:
Zusätzliche Gebühren bei Zahlungsverzug.
Kreditlimit oft intransparent.
Zahlungsziel nicht immer anpassbar.
Starker E-Commerce ist Wachstumstreiber für Marktführer
Der Online-Handel wird auch in Zukunft wohl die grösste Triebfeder hinter dem Erfolg von BNPL bleiben. Den aktuellen Boom können Experten jedoch auf wenige Marktführer zurückführen, die durch breit angelegte Kooperationen das Wachstum im E-Commerce ankurbeln. Trotz mässiger Akzeptanz für den Kauf auf Pump befindet sich auch der Online-Handel in der Schweiz in einer Wachstumsphase. In der Vergangenheit war bereits ein jährlicher Zuwachs von bis zu 10 % zu verzeichnen. 7 % des gesamten Detailhandelsumsatzes entfielen dabei auf das Online-Segment. Das entspricht einem Wert von rund 7,6 Milliarden USD – Tendenz steigend. Direktverkäufe durch Hersteller nehmen im Bereich des E-Commerce ebenfalls zu, weshalb in Zukunft immer mehr Händler und Produzenten den Sprung in den Online-Handel wagen werden.